Weltcup Lenzerheide Nachgedreht (1): Verrückt werden und andere mentale Konstellationen

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Endlich mal wieder ein erfreuliches Resultat: Lukas Baum ©Erhard Goller

Von Kollisionen in der ersten Abfahrt, zweimal vom fehlenden Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, vom frustrierenden Lotteriespiel bei einer Schweizerin, von einem U23-Fahrer, der zeigt, dass er es noch kann, von einem Berufs-Einstand nach Maß, vom Ende einer Podiums-Durststrecke, von zwei best-ever-results eines niederländischen Teams und von einem Crash, einem speziellen. Der Weltcup in Lenzerheide nachgedreht, die erste Runde.

 

Bei Adelheid Morath (BH Sr Suntour-KMC) ist in Lenzerheide der Knoten noch nicht geplatzt. Allerdings ist ihre körperliche Leistungsfähigkeit nach diesem 33. Platz auch schwer zu beurteilen.

In der ersten Abfahrt kam es zu vielen Kollisionen und die Freiburgerin wurde in Mitleidenschaft gezogen. „Da ist jede in jede reingefahren“, erzählte Morath im Ziel geknickt. Sie stürzte und musste sich danach das Cockpit erst mal wieder gerade rücken. Der Bremshebel war auch verschoben.

Das war nicht genug. Nicht viel später stürzte ihr eine Konkurrentin von hinten in die Speichen. „Es war einfach zum verrückt werden“, so Morath. Sie verbesserte sich danach zwar noch von Rang 48 um 15 Positionen, doch ihrem Anspruch wurde das nicht gerecht.

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Bei Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) spielte eine andere mentale Konstellation eine Rolle. Sie kam zwei Plätze vor Morath ins Ziel. Sie hatte sich von Platz 42 nach der Startphase bis Mitte des Rennens bereits auf Position 28 vorgearbeitet. Dann verließ sie allerdings etwas der Mut, weil sie Angst hatte, dass sie das Tempo nicht bis zum Schluss durchstehen kann. „Die Mineralwerte sind durch das Stillen im Keller und ich habe noch zu wenig Schlaf“, erklärte die junge Mutter. „Mir fehlt noch das Vertrauen in meine Fähigkeiten.“

So verlor sie noch drei Positionen, doch Rang 31 ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.

 

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Es fehlt noch am Selbstvertrauen: Elisabeth Brandau ©Erhard Goller

Nadine Rieder (AMG-Rotwild) war von sich selbst überrascht, als sie aus letzter Startposition heraus nach dem Startberg in den Top 20 lag. „Ich habe mir das auf einmal dann nicht mehr so zugetraut da vorne und gedacht, oje, das halte ich nie bis zum Schluss durch“, erklärte Nadine Rieder warum sie von 18. Stelle aus den Rückwärtsgang einlegte. „Das war vielleicht auch der Fehler. Ab da bin ich immer langsamer geworden. Aber die Hitze war natürlich auch ein Problem“, so die Sonthofenerin, die am Ende mit einer Runde Rückstand auf Rang 42 notiert wurde.

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Kathrin Stirnemann (Haibike-Ötztal) gab das Rennen in der zweiten Runde auf. Sie hatte erneut Atemprobleme. „Ich hatte keine Chance, von Anfang an. Es ist ein Lotteriespiel, manchmal geht’s, manchmal nicht. Frustrierend, wenn Du die Form eigentlich hast und dann geht gar nichts“, erklärte sie enttäuscht vor heimischem Publikum nichts zeigen zu können. Zumal die Strecke der starken Technikerin auch entgegen gekommen wäre.

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Bei Lisi Osl (Ghost Factory Racing) ging ab der dritten Runde nicht mehr viel. Warum, darüber war sich die Tirolerin auch nicht recht im Klaren. „Ich will es jetzt nicht auf die Hitze schieben“, heißt es in einer Pressemitteilung des Teams, „denn mit der hatten alle zu kämpfen.“ Es blieb nur Rang 29.

Teamkollegin Katrin Leumann hatte sich auch „etwas mehr erhofft“, war mit Rang 30, aber nicht völlig unzufrieden. „Die letzten drei, vier Runden bin ich wirklich gute Zeiten gefahren und ich spüre, dass die Form langsam zurückkommt“, erklärte die Schweizerin, die in den angesprochenen Runden im Bereich der Top-25 lag.

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Lukas Baum (Koch Engineering-Müsing) hat sich in Lenzerheide zurückgemeldet. Mit Startnummer 79 fuhr er bis auf Position 20 nach vorne. Konstant und „nie im roten Bereich“, wie er im Ziel sagte. Der Junioren-Weltmeister von 2013 stand aus seiner Startposition heraus am Anfang natürlich auch im Stau, doch dann fuhr er sich ohne Hektik Position um Position nach vorne.

„Das war ein Dank an alle, die noch immer an mich geglaubt haben“, sagte Lukas Baum in seiner ersten Reaktion. 2014 und auch in der ersten Phase der Saison machte es seine Auftritte und Ergebnisse allerdings auch schwer an seine Zukunft zu glauben.

 

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Endlich wieder Podium für die Merida-Herren: Ondrej Cink auf dem Weg zu Platz drei ©Erhard Goller

 

Das Multivan-Merida Biking Team, respektive der männliche Teil davon, beendete eine längere Durststrecke. Mit Ondrej Cink hatte man auf Rang drei einen Fahrer auf dem Podest, mit Rudi van Houts (Multivan-Merida) den nächsten auf Platz 13 und mit José Hermida einen weiteren Piloten auf Position 16.

Ondrej Cink hat wie Thomas Litscher den Trainer gewechselt und lässt sich jetzt von Christoph Weiß von Europeansports betreuen. Litscher ist nach wie vor nicht fit, doch bei Cink hat sich vor allem die Startphase verbessert. Da war zuletzt weit zurück und deshalb chancenlos. Als er mal in den Top fünf angekommen war, ging alles wie von selbst. „Das hat mich erst recht motiviert“, erklärte Cink.

Bei José Hermida hat man inzwischen einen Grund für sein reduziertes Leistungsvermögen gefunden. Nachdem erst Allergie-Probleme rausgefiltert wurden, hat man auch noch den Pilz Helicobacter Pilori im Magen entdeckt. Der hat dafür gesorgt, dass die Nahrungsverarbeitung gestört war. Es sollte beim Spanier jetzt also wieder aufwärts gehen.

Zum letzten Mal stand ein männlicher Merida-Biker zuletzt 2014 beim Auftakt in Pietermaritzburg auf dem Weltcup-Podium. Damals war Cink Vierter.

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Lisa Mitterbauer (Habitat MTB Team) gelang in Lenzerheide wohl das bisher beste Rennen ihres Lebens. Die Österreicherin belegte einen großartigen 14. Platz. Die bekannt gute Starterin beließ diesmal nicht bei einer schnellen ersten Runde, sondern konnte ihren zwölften Rang nach der ersten Schleife beinahe halten. Sie wurde zwar erst mal ein wenig langsamer, konnte sich aber unter den ersten 15 festbeißen und mit sehr konstanten Rundenzeiten das beste Weltcup-Resultat ihrer Karriere einfahren.

Noch besser war ihre Teamkollegin Anne Terpstra unterwegs. Die Niederländerin wurde sogar 13. Auch für sie war es das beste Weltcup-Resultat ihrer Karriere. „Der Kurs hat Spaß gemacht und die Beine waren perfekt“, postete sie auf Facebook.

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Christoph Sauser bei seiner neuen Tätigkeit als Berater beim Specialized Racing. Hier mit Kate Courtney, die das U23-Rennen der Damen auf Rang sechs beendete. ©Erhard Goller

 

Christoph Sauser hat für seine Karriere einen nahtlosen Übergang gefunden. Eine Woche nach seinem finalen Rennen als Profi und der Silbermedaille bei der Marathon-WM tauchte er gleich in sein neues Betätigungsfeld ein. Und zwar erfolgreich. Bei Specialized Racing ist er im Team als Berater für Fahrtechnik, Training, Setup der Bikes und auch Ernährung zuständig. „Es sind viel kleine Details, die den Erfolg ausmachen“, sagt Sauser. Natürlich. Und die kennt er aus 20 Jahren Rennsport und bekannt als Obertüftler nur allzu gut.

Sein Cape-Epic-Partner und jetziger Schützling Jaroslav Kulhavy holte sich gleich einen Sieg, Lea Davison bei den Damen Platz zwei, Howard Grotts in der U23 Rang drei.

 

Während des U23-Rennens der Herren gab es bei der Zeitmessung einen Computer-Crash. Genauer gesagt: zwei. So war manuelle Arbeit angesagt und zum Glück gibt es nach wie vor das von Hand geschriebene Rundenprotokoll. Die Erstellung der Ergebnisse dauert dann halt etwas länger. Was auch der Grund war, warum hier im Blog im U23-Text der 20. Platz von Lukas Baum erst mal unerwähnt geblieben ist. Die differierenden Anzeigen im Livetiming und in der Zieldurchfahrt sorgen beim Schreiber für Konfusion. Deshalb wurde auf die Meldung erst mal verzichtet.

Der Crash ist auch der Grund, warum es vom U23-Rennen kein Rundenprotokoll gibt. Es ist in dieser Saison nicht das erste Mal, dass die Zeitmessung Probleme hat. Auch in Nove Mesto funktionierte manches nicht. Bei der UCI kneifen sie schon das Gesicht etwas zusammen.

 

 

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