Weltcup Les Gets: Rückblick auf die WM 2004

Zwei Top-Stars holten das Regenbogen-Jersey – WM-Titel für einen Deutschen

Am Wochenende geht der Mercedes-Benz UCI Mountainbike Weltcup in Les Gets in seine vierte Runde. Es ist fast 15 Jahre her, dass sich die Weltelite zum letzten Mal im französischen Ski-Ort getroffen hat: bei der WM im Jahr 2004. Ganz große Figuren des Sports holten sich damals die Titel. Nicht nur Gunn-Rita Dahle-Flesjaa und Julien Absalon, sondern auch bei den Junioren stand einer ganz oben auf dem Podest, der noch zu einer Legende reifen sollte. Und auch ein Deutscher sorgte für Furore. Ein kleiner Rückblick.

 

Zwei Wochen nach den Olympischen Spielen in Athen ging es am zweiten Septemberwochenende 2014 um die Weltmeister-Titel. Julien Absalon holte sich als 24-Jähriger mit seiner großartigen Olympia-Form auch gleich sein erstes Regenbogen-Jersey in der Elite. Obschon er damit überhaupt nicht gerechnet hatte, zumal nach Olympia an ein ernsthaftes Training nicht mehr wirklich zu denken war.

 

Die Überraschung auf dem Podest war sein Landsmann Cedric Ravanel, der mit 57 Sekunden Rückstand Silber eroberte, während Thomas Frischknecht mit einer herausragenden letzten Runde noch die Bronze-Medaille eroberte. Frischknecht hatte nach Startloop und zwei Runden gemeinsam mit dem Polen Marek Galinski vorne gelegen, war dann aber wegen eines Kettenklemmers bis auf Position sieben zurückgefallen.

Das alles geschah bei matschigen Bedingungen, die sowohl dem Schweizer als auch Titelträger Absalon durchaus entgegen kamen.

Im Gegensatz zu Lado Fumic, der zwei Wochen nach seiner Olympia-Pleite mit gebrochenem Sattel, bei diesen ungeliebten Bedingungen immerhin Sechster wurde.

Überraschend landete Karl Platt damals auf Rang zehn, das international beste Cross-Country-Rennen seiner Karriere

Drei deutsche Damen in den Top-Ten

Auch bei den Damen wurde zuvor die Olympiasiegerin auch Weltmeisterin. Gunn-Rita Dahle, damals noch ohne –Flesjaa. Die Norwegerin, die, wie Absalon, 2018 ihre Karriere beendet hat, fuhr dem Rest auf und davon. Nach einer Runde lag sie 13 Sekunden vorne, nach zwei Runden eine Minute und am Ende 1:06 vor der erst 21-jährigen Maja Wloszczowska (Polen) und 1:45 Minuten vor der 38-jährigen Alison Sydor aus Kanada.

Ihre Landsfrau Olympia-Silbermedaillengewinnerin Marie-Helene Premont wurde nach miserablem Start noch Vierte, vor Sabine Spitz, die zwei Wochen nach Olympia-Bronze auf eine Luftpatrone in der Trikottasche stürzte und danach Rückenprobleme hatte. Dazu kamen noch Probleme mit der Schaltung, so dass sie ihren vierten Rang noch verlor.

Mit Nina Göhl und Ivonne Kraft kamen auf den Rängen acht und neun zwei weitere Deutsche in die Top-Ten. Bei Göhl ging erst nach zwei Runden so richtig der Knoten auf und sie verbesserte sich noch um acht Positionen, während Ivonne Kraft auf dem Gelände an einem Skihang und beim wenig geliebten Schlamm als Neunte das Beste draus machte.

Eine U23-Weltmeisterschaft der Damen gab es damals noch nicht. Wloszczowska hätte vor Göhl gewonnen, beide vom Jahrgang 1983 und im dritten U23-Jahr.

Taktische Meisterleistung: Manuel Fumic holt U23-Gold

Im U23-Rennen der Herren galt der Brite Liam Killeen als Gold-Favorit. Im Olympia-Rennen war er Fünfter geworden. Drei Positionen hinter ihm: Manuel Fumic. Ihm räumte man die größten Chancen ein, Killeen zu besiegen. Doch erst mal war eine Vier-Mann-Gruppe vorne. Killeen, Fumic, sowie der Schweizer Florian Vogel und Inaki Lejaretta (Spanien, †).

Manuel Fumic ließ dann bewusst ein wenig Abstand, rund 15 Sekunden, um sich aus den ständigen Positionskämpfen heraus zu halten. Das war mutig, aber letztlich war es sich an diesem Tag so sicher, wie sonst kaum einmal in seiner Karriere.

Als die Post abging, hatte er die Lücke schnell wieder geschlossen. Erst Lejaretta und dann Vogel verloren den Anschluss und es wurde zu einem Duell zwischen dem Kirchheimer und dem Briten. Ständige Attacken brachten keine Entscheidung.

Vor dem letzten Singletrail fuhr Fumic vorbei, so dass er an erster Stelle in einen Wiesenanstieg rein gehen konnte. Dort riss er die entscheidende Lücke und fuhr vier Sekunden vor Killeen zum ersten und bis dato einzigen U23-Weltmeister-Titel eines Deutschen.

 

Junioren: Ein Medaillentrio, das seinen Weg machte

In der U19 stand einer zum ersten Mal ganz oben auf dem Podest, für den dieser Platz quasi zur zweiten Heimat geworden ist und der am Sonntag bei den Herren wieder um den Sieg mitfahren wird: Nino Schurter holte den ersten seiner insgesamt zehn WM-Einzeltitel, 2:05 Minuten vor Stephane Tempier und 2:48 Minute vor Maxime Marotte. Wie der Schweizer haben auch die beiden Franzosen den Weg in die Weltklasse erfolgreich angetreten.

Vierter war damals ein Deutscher, mit 4:02 Minuten Abstand: Mit Andi Weinhold hatte man damals so weit vorne nicht gerechnet.

Bei den Juniorinnen siegte damals mit Nathalie Schneitter eine Schweizer, die später auch einen Weltcup in der Elite gewinnen sollte und jetzt bei Redbull.TV als Co-Kommentatorin spricht.

Dramatisch war das Rennen für die Tschechin Tereza Hurikova, die vor der Schlussrunde noch 1:37 Minuten vor der Französin Laura Metzler und gar 2:07 Minuten vor Schneitter an Vorsprung aufwies und dann einen Defekt erlitt. Hurikova landete so nur auf dem Bronze-Rang.

Beste Deutsche: Gudrun Stark aus Remchingen auf Platz acht.

Schneitters Siegerzeit: 1:44:11, die von Schurter 1:34:24. Bei den Damen 2:02 Stunden und bei den Herren 2:20 Stunden. Das könnte am Sonntag glatt eine Stunde weniger werden.

2022 werden die Weltmeisterschaften erneut in Les Gets ausgetragen. Die WM 2004 war mit zehntausenden von Zuschauern bis dato eine der besten überhaupt.

 

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