Weltcup Nove Mesto: Ein Kurs für Aufholjagden
Feiert Nino Schurter die Nummer sechs?
Auf ein absolutes Top-Resultat eines Deutschen sollte man am Sonntag beim Weltcup in Nove Mesto nicht wetten. Manuel Fumic kämpft nach wie vor mit den Unwägbarkeiten seiner Pollen-Allergie, Georg Egger und Ben Zwiehoff sind noch nicht so weit. Besser als in Albstadt könnte es aber trotzdem werden. Weltmeister Nino Schurter wird indes alles dran setzen die kleine Scharte vom Auftakt wieder zu korrigieren. Aber Mathieu van der Poel, Mathias Flückiger und ein paar andere werden Paroli bieten.
Der 27. Rang war für den 24-jährigen Georg Egger (Lexware Mountainbike Team) in Albstadt sicher keine Enttäuschung. Für Ben Zwiehoff (Bergamont) persönlich war Platz 30 und damit bestes Weltcup-Resultat bestimmt auch erfreulich. Dennoch ist mit solchen Resultaten ist noch nicht viel Staat zu machen.
Im Short Track war der 18. Rang für Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) die Maximal-Ausbeute. Die Speerspitze blieb beim Heimweltcup stumpf.
Fumic laboriert weiter an seinem Heuschnupfen und neben den matschigen Streckenbedingungen war das wohl die Hauptursache für seinen 39. Rang im Cross-Country.
„Ich habe mich gefühlt wie ein Diesel“, sagt Fumic. Einer, der am Schluss sogar noch versulzte. So muss er hoffen, dass am Wochenende die Pollen nicht durchs tschechische Hochland fliegen und er sein krankheitsbedingtes Form-Defizit mit „einem schlauen Rennen“ ausgleichen kann. Ein fünfter Rang, wie er ihm 2018 dort gelang, scheint aber unter den aktuellen Umständen nicht in Reichweite.
Georg Egger wiederum würde am Sonntag (13:35 Uhr) auch gerne an 2018 anknüpfen, wo ihm als 22. sein bisher bestes Weltcup-Resultat gelang. Der Vize-Meister lässt den Short Track vermutlich aus, weil er sich noch nicht sicher genug fühlt und Cross-Country-Ergebnisse aktuell wichtiger sind. Nicht zuletzt im Blick auf die Olympia-Norm. Auf jeden Fall kommt ihm der Kurs entgegen, das bewies er auch bei der WM 2016 als in der U23 Vierter wurde.
A propos Kurs. Auch wenn man bei Nove Mesto immer von einem technisch herausfordernden Kurs spricht, die physische Komponente wird oft unterschätzt. Und vor allem die, auf die es in den technischen Passagen ankommt. Über die Wurzel- und Felspassagen benötigt man viel Energie.
„Wenn die Körperspannung nachlässt, dann verlierst du in den technischen Passagen ganz schnell viel Zeit. Und dann schluckt dich ganz schnell die Gruppe hinter dir“, weiß Manuel Fumic.
Dass man mit Fully hier eine Menge Kraft spart, ist fast schon eine Binsenweisheit.
Start ist nicht so entscheidend
Nicht selten hat man in Nove Mesto erlebt, dass Fahrer mit Rückstand am Ende ein, für sie, außergewöhnliches Ergebnis erzielen konnten. Egger war letztes Jahr mit Startnummer 61 so ein Fahrer. Moritz Milatz wurde 2014 Dritter, nachdem er die Startrunde nur an 28. Stelle beendet hatte.
Maxime Marotte (Cannondale Factory Racing) war im vergangenen Jahr nach der Startrunde nur 41 und nach einer famosen Aufholjagd am Ende um nur acht Sekunden geschlagen Dritter. Oder der Lette Amis Petersons: Mit Startnummer 78 nach einer Runde 60. und am Ende Achter.
Und 2016 fuhr Christian Pfäffle (Stevens MTB Racing) bei der WM mit Startnummer 100 auf Platz 15. Der Neuffener hat seinen Start in Nove Mesto übrigens abgesagt. „In der Form wie in Albstadt, brauche ich nicht nach Nove Mesto fahren“, so Pfäffle.
Nove Mesto: 5x Schurter, 2x Kulhavy
Zurück zum Rennen am Sonntag. Der Start ist also längst nicht so entscheidend, wie anderswo. Aber man muss klug und sauber fahren.
Das muss man einem Nino Schurter (Scott-Sram) nicht sagen. Er ist in dieser Hinsicht der Mr. Perfect. Von bisher sieben Cross-Country-Weltcups in Nove Mesto gewann er fünf (zweimal Jaroslav Kulhavy).
Das macht ihn zum Favoriten, auch wenn es in Albstadt vergangenes Wochenende nicht ganz so gut ging. Mathieu van der Poel (Corendon-Circus) wird den nächsten Anlauf nehmen, um seinen ersten Weltcupsieg im Cross-Country einzufahren. Er kommt ja als Führender des Gesamtweltcups im weißen Jersey nach Nove Mesto.
Voriges Jahr war es Anton Cooper (Trek Factory Racing), der gegen Schurter erst im Sprint und nur hauchdünn verlor. In Albstadt hatte er zwei Vorderrad-Defekte und auch die Beine seien „auf Urlaub“ gewesen.
Ob sich das in Nove Mesto drehen lässt?
Gespannt sein darf man auf Mathias Flückiger. Der kommt in einer tollen Form und wenn er es klug anstellt, dann wird er auch in Nove Mesto mitmischen. Auch wenn ihm das Profil dort nicht so entgegen kommt, wie das in Albstadt. Wie heißt es immer? Mit guter Form kommt man überall klar.
U23: Brandl will Albstadt-Fehler korrigieren
In der U23 lief es für das deutsche Personal auch nicht so prächtig. Für Simon Schneller (Team Bulls) auf Platz 16 schon, sicherlich. Schneller, den man inzwischen schon als Marathon-Spezialisten bezeichnen darf, steht in Nove Mesto allerdings nicht auf der Meldeliste.
U23-Meister Max Brandl (Lexware) wurde nur 21., eine Platzierung, die nicht mit seinen Frühjahrs-Ergebnissen korreliert. „Ich bin deshalb aber nicht niedergeschlagen. Ich habe mich taktisch nicht so clever verhalten und am Start ein bisschen Pech gehabt. Ich habe mich erstaunlich gut erholt und bin überzeugt, dass meine Form gut ist“, sagt der Freiburger.
In Nove Mesto startet er aus der dritten Reihe, doch dort ist die Startphase vermutlich die fairste überhaupt im Weltcup. „Wenn ich ohne Probleme reinkomme, dann kann ich auch meine Stärken ausspielen, in den Abfahrten Zeit gut machen und mein Ding durchziehen“, glaubt Brandl. Sollte der Start wieder nicht gut verlaufen, dann wüsste er auch, was er anders machen müsse.
Sehr erfreulich war in Albstadt indes, was Moritz Schäb (HWG Gedern) bewerkstelligte. Im ersten U23-Weltcup holte er als 25. gleich einen Punkt und fuhr nur acht Sekunden hinter Junioren-Weltmeister Alexandre Balmer (Scott) ins Ziel. In Nove Mesto muss er wieder von Startposition 66 ins Rennen gehen, was allerdings keine so große Einschränkung für den Hessen sein muss. Siehe oben.
Auch David List (Lexware) könnte seine Platzierung von Albstadt (27) verbessern.
