Weltcup Nove Mesto Short Race: Schulte-Lünzum siegt und singt

FOTO | Die entscheidende Attacke: Markus Schulte-Lünzum reißt eine Lücke zu Tomas Paprstka ©Erhard Goller

Der Deutsche Meister Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) hat am Freitagabend in Nove Mesto das Short Track-Rennen gewonnen. Bei dem Test-Wettbewerb im Rahmen des Weltcup-Auftakts siegte er vor dem Tschechen Tomas Paprstka und Steffen Tum von Rose-Vaujany – und musste die Nationalhymne bei der Siegerehrung selber singen. Bei den Damen gewann Junioren-Vize-Weltmeisterin Lisa Pasteiner (Ghost Factory Racing).

 

Dem Short Track Race, das von den Organisatoren in Nove Mesto als Test für ein mögliches künftiges Weltcup-Format gedacht und angekündigt war, fehlten die großen Namen. Auch Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) entschied sich kurzfristig dagegen, um seine Vorbereitung nicht zu gefährden.

So war Markus Schulte-Lünzum schon auf dem Papier der Favorit und er wurde seiner Rolle gerecht.

Er beteiligte sich an den Prämiensprints nach jeder Runde, sondern wartete erst mal ab. In der vierten von acht Runden auf dem 1,62 Kilometer langen Kurs, attackierte Schulte-Lünzum und riss prompt eine Lücke von zehn Sekunden.

„Das war eigentlich nicht der Plan gleich alleine zu sein. Das wurde dann schon hart, obwohl ich weiß, dass ich so was kann“, meinte Schulte-Lünzum zu der letztlich entscheidenden Situation.

„Nicht drüber gegangen“

Eigentlich hätte er lieber die sechsköpfigen Spitzengruppe nur halbiert. So war er also alleine im Wind und zog durch. Schnell hatte er elf Sekunden Vorsprung, doch als der Tscheche Tomasz Paprstka aus der Verfolgergruppe angriff, reduzierte sich das Polster bis auf vier Sekunden.

Schulte-Lünzum ließ aber nicht locker und Parpstka begnügte sich irgendwann mit seinem zweiten Rang. Schulte-Lünzum konnte sich auf der Zielgeraden vor ein paar hundert Zuschauern schon feiern lassen.

„Es ist natürlich schade, dass einige meiner Kollegen zurückgezogen haben. Ich fand es ein cooles Rennen. Dass ich hier meinen ersten Saisonsieg feiern konnte und zehn Punkte mitgenommen, das bedeutet mir was“, sagte Schulte-Lünzum.

Er hätte nicht „drüber gehen müssen“, also sich nicht vollkommen verausgaben und glaube auch nicht, dass es ihm beim Weltcup-Rennen am Sonntag schaden würde. „Vielleicht sage ich am Sonntag was anderes, aber ich denke nicht.“

Thum wartet ab

Steffen Thum verhielt sich im Rennen klug und setzte auf die Distanz. Vor der technischen Passage „Rock `n Roll“ wurde jeweils gesprintet, was dem Aalener immer ein paar Meter kostete. „Ich wollte erst mal abwarten, was passiert und habe dann nach der Hälfte gemerkt, dass sie nicht mehr so spritzig sind. Dass Schulle weg ging, okay, aber den Zweiten hätte ich vielleicht halten können“, meinte Thum.

Die Lücke war nicht mehr zu schließen, so dass es gegen den Tschechen David Zadak ein Duell um Rang drei wurde. Im Anstieg zog Thum weg, um als Erster in die technische Passage zu kommen. „Im Sprint hätte ich keine Chance gehabt, aber so konnte ich es durchziehen“, erklärte Thum.

„Ich finde es ein gutes Format, spannend und mit Action“, meinte er. „Schade, dass nicht mehr mitgefahren sind.“

Er wurde mit 15 Sekunden Rückstand auf Schulte-Lünzum (26:36) Dritter.

Einigkeit und Recht und Freiheit!

Bei der Siegerehrung kam es zu einem, sollen wir es Eklat nennen? Klein oder groß? Egal. Jedenfalls wurde die erste Strophe der deutschen Nationalhymne angestimmt und als man den Faux-Pas bemerkte, übernahm Schulte-Lünzum selbst. Vermutlich ist er ein besserer Radfahrer als Sänger, aber textsicher und souverän gab er „Einigkeit und Recht und Freiheit…“ zum besten und zum Ende.

Die Organisatoren hatten zumindest beim Mountainbike noch keine Gelegenheit eine deutsche Hymne zu spielen. Es war der erste deutsche Sieg in Nove Mesto.

Übrigens hat schon mal eine deutsche Siegerin die Hymne solo singen dürfen, weil die Veranstalter das entsprechende Stück auch nach mehreren Anläufen nicht fanden: Sabine Spitz bei ihrem ersten Weltcupsieg 2002 in Vancouver.

Sie sind halt so selten im MTB-Sport, die deutschen Siege.

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Lisa Pasteiner vor Janka Stevkova ©Erhard Goller

Damen: Lisa Pasteiner schlägt Routinier Janka Stevkova

Lisa Pasteiner ist ja vor weniger als elf Monaten an Ort und Stelle Vize-Weltmeisterin der Juniorinnen geworden, aber eigentlich war sie in Nove Mesto nur dabei, um das Team-Feeling und die Abläufe im Ghost Factory Racing kennen zu lernen. Ein Juniorinnen-Rennen gibt es im Weltcup-Programm nicht. „Aber wenn sie schon mal da ist, dann kann sie ja auch an so einem Rennen teilnehmen“, fand Team-Manager Thomas Wickles und Lisa Pasteiner hatte ihren Spaß.

Nicht nur weil sie gewonnen hat.

Sie holte sich den einen oder anderen Prämiensprint und legte sich alles für die Schlussrunde zurecht. Die Beine der routinierten Slowakin Janka Stevkova waren nicht schnell genug, um das junge Blut im Zaum zu halten. Pasteiner siegte in 19:43 Minuten eine Sekunde vor Stevkova und 23 Sekunden vor der Tschechin Jana Tesarova.

„Ich habe geschaut, dass ich als Erste in die technische Passage rein komme, da konnte ich immer einen Vorsprung heraus fahren“, erklärte Pasteiner. „Ich finde das wäre eine spannende Disziplin“, unterstrich sie, was die männlichen Kollegen sagten. Auch bei den Damen waren keine Spitzenbikerinnen am Start.

Jaroslav Kulhavy, dessen Start beim Short Race angekündigt war, hat sich doch entschieden nicht dabei zu sein. „Er hat einen festen Rhythmus vor den Rennen und das Short-Race hätte nicht reingepasst“, erkärte sein Coach Victor Zapletal. „Schade, denn im Grunde unterstützen wir neue Wettkampf-Formen im Weltcup.“ So wird es den meisten der Top-Piloten gehen.

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