Weltcup Stellenbosch: Deutsche Damen mit Top-Ten-Potenzial

Sabine Spitz geht in ihre 24. Weltcup-Saison

 

Ein starkes deutsches Damen-Quartett steht am Samstag beim Mercedes-Benz Mountainbike-Weltcup in Stellenbosch am Start. Dazu gehört auch die Sabine Spitz, die auch 2018 die Cross-Country-Disziplin nicht aus den Augen verliert. Mit Helen Grobert, Adelheid Morath und Elisabeth Brandau gibt es drei weitere potenzielle Top-Ten-Kandidatinnen.

 

„Ich habe nach wie vor Spaß am Radfahren.“ Fast lapidar sagt Sabine Spitz (Wiawis) vor der 23. Weltcup-Saison ihrer Karriere diesen Satz. Als ob es selbstverständlich wäre als 46-Jährige noch eine Saison an die lange und erfolgreiche Karriere dranzuhängen. Vielleicht ist das für sie auch so, vielleicht gibt es einfach keinen Grund aufzuhören. Wer in der Weltrangliste an siebter Stelle steht, im Vorjahr einen Weltcup als Zweite beendet hat und Vize-Weltmeisterin im Marathon geworden ist, der braucht sich über den nagenden Zahn der Zeit im Grunde keine Gedanken machen.

Jetzt hat die Sonnenliebhaberin aus Südbaden zudem einen neuen Reiz gesetzt. Spitz überwinterte seit November in Südafrika.

 Sabine Spitz_WC18_Stellenbosch_Training_by Goller
Hat gut lachen: Sabine Spitz ©Erhard Goller

Der Winter war mir schon immer ein Greuel“, sagt die 19-fache Deutsche Meisterin aus Murg-Niederhof. „In Südafrika hatte ich gute Bedingungen und konnte durchtrainieren, auch relativ viel auf dem Mountainbike, so dass ich mit einem etwas höheren Kraft-Ausdauer-Niveau in die Saison gehe.“

Sabine Spitz will wie 2017 auch wieder Weltcup-Rennen in der Cross-Country-Disziplin, Europa- und Weltmeisterschaften bestreiten. „Wenn die Fitness dafür gegeben ist“, schränkt sie quasi prophylaktisch ein. Allerdings wird sie den Weltcup in Kanada und den in Andorra wohl auslassen.

Eine Woche nach dem Weltcup-Auftakt in Stellenbosch beginnt am Kap das Etappenrennen Absa Cape Epic, das sie mit Robyn de Groot bestreiten wird. Mit der Südafrikanerin war sie im Vorjahr Gesamt-Dritte geworden. „Ja, die Vorbereitung hat mehr auf das Cape Epic abgezielt“, bekennt Spitz. Das wäre früher sicher anders gewesen. „Aber jetzt habe ich im Training noch mal einen Schwerpunkt auf Cross-Country gelegt“, fügt sie hinzu. Was ihr beim Cape Epic aber auch nicht von Nachteil sein wird.

Für den Stellenbosch erhofft sich Spitz ein Top-Ten-Resultat, viel mehr, so glaubt sie, ist wohl mit der veränderten Fokussierung kaum drin. Allerdings: die äußeren Bedingungen liegen ihr und die Strecke auch. Wenn sie sich auf dem Wiawis-Fully, das sie am Mittwoch geliefert bekam, wohl fühlt, dann hat sie auch in dieser Hinsicht kein Handicap. Der Kurs ist nicht gerade Hardtail-freundlich.

Außer ihr werden drei weitere deutsche Damen ins Rennen auf dem 4,4 Kilometer langen Kurs gehen, der durch staubiges Terrain, steile, aber nicht zu lange Rampen und etliche anspruchsvollen Passagen geprägt ist.

Helen Grobert setzt auf die letzten zwei Runden

Die Deutsche Vize-Meisterin Helen Grobert (Weilheim-Remetschwiel) hat sich bei Rennen in den vergangenen Wochen sehr stark präsentiert. „Ich werde am Samstag versuchen mein Ding durchzuziehen“, erklärt die 25-Jährige Cannondale-Fahrerin. „Ich hoffe am Start so gut wie möglich nach vorne zu kommen und dann meinen Rhythmus zu fahren.“ Nach außen versucht Grobert üblicherweise den Druck so gering wie möglich zu halten, für sich selbst aber hat sie schon konkrete Vorstellungen.

Nachdem sie vor einigen Wochen in Stellenbosch das C1-Rennen mit großem Abstand gewonnen hat, kommt sie mit dem Kurs schon mal sehr gut klar.  Das sieht auch Teamgenosse Manuel Fumic erkannt. „Ich glaube, dass Helen hier ein richtig gutes Rennen fahren kann“, sagt der.

„Ich setze auf die letzten zwei Runden“, gibt Helen Grobert selbst einen Teil ihrer Strategie preis. Das ist für sie  nicht untypisch, könnte aber auch durch den Kurs selbst bestimmt sein. Sofern Grobert nicht einen super Start erwischt, muss sie bei den wenig vorhandenen Überholmöglichkeiten erst einmal Geduld beweisen.

Die Deutsche Vize-Meisterin stand voriges Jahr in Lenzerheide als Fünfte zum ersten Mal auf dem fünfköpfigen Weltcup-Podium. Daran versucht sie sich zu orientieren. Zumindest, was die gesamte Saison angeht. Als derzeit 21. der Weltrangliste will sie im Verlauf der Saison unter die besten Zehn vorstoßen.

Elisabeth Brandau: Die technischen Passagen erarbeiten

Beim Rennen im spanischen Banyoles wurde Grobert vor zwei Wochen Zweite. Ganz oben auf dem Podest stand überraschend Elisabeth Brandau (32). Die Deutsche Cyclo-Cross-Meisterin aus Schönaich (EBE Racing) hat sich nach ihrer

Catharine Pendrel_WC18_Stellenbosch_Training_by Goller.
Fährt einfach drüber: Catharine Pendrel ©Erhard Goller

zweiten Schwangerschaft im vergangenen Jahr zurückgemeldet. Wie gut sie ihre blendende Verfassung am Samstag in ein entsprechendes Ergebnis ummünzen kann, hängt stark davon ab, wie gut sie am Start wegkommt. Der Kurs bietet nur wenig Überholmöglichkeiten und Brandau muss aufgrund der fehlenden Punkte durch die Schwangerschaft mit Startnummer 55 ins Rennen gehen.

„Das wird ein ganz anderes Rennen für mich“, sagt sie. „Aber ich versuche das Beste draus zu machen.“ Sie muss sich die fahrtechnischen Passagen etwas mühsamer erarbeiten als etwa Helen Grobert. „Die (Catharine) Pendrel fährt da beim ersten Mal einfach hin und drüber“, schüttelte sie an einem Drop den Kopf.

An der physischen Verfassung wird es der Schwäbin auf jeden Fall nicht fehlen.

Adelheid Morath: 1000 Kilometer Langlauf

Die Freiburgerin Adelheid Morath (33) von jb Brunex Felt sieht sich selbst „noch nicht bei hundert Prozent.“ Doch so früh in der Saison sind das die Konkurrentinnen vielleicht auch nicht. Mit fast 1000 Kilometer auf den Langlaufskiern hat sie eine etwas ungewöhnliche Wintervorbereitung hinter sich. Aber, da ist sie sich mit ihrem Coach Bernd Ebler einig, „das gibt eine sehr gute Basis für die Saison“.

Prinzipiell hat das ganze deutsche Damen-Quartett Top-Ten-Potenzial. Nicht umsonst stehen die deutschen Damen in der Nationenweltrangliste hinter den Schweizerinnen auf Rang zwei.

Favoritinnen? Langvad, Ferrand Prevot, Neff,…

Die werden angeführt von Weltmeisterin Jolanda Neff (Kross Racing) die knapp sechs Wochen nach ihrem Schlüsselbeinbruch von der Cyclo-Cross-WM überraschend schon wieder am Start steht. Die spricht zwar vorsichtshalber von einem Top-Ten-Resultat als Zielgröße, doch es ist schon denkbar, dass sie ganz vorne auftaucht.  Auf der Suche nach Favoritinnen findet man eine ganze Reihe an Kandidatinnen. Nachdem Weltcup-Titelverteidigerin Yana Belomoina (CST Sandd American Eagle, Ukr) die Auswirkungen einer Verletzung noch nicht auskuriert hat, gehören unter anderen Marathon-Weltmeisterin Annika Langvad (Specialized Racing) aus Dänemark, Ex-Weltmeisterin Pauline Ferrand Prevot (Canyon-Sram) aus Frankreich und die Kanadierin Emily Batty (Trek Factory Racing) zum Kreis der Favoritinnen.

 

U23: Fünf deutsche Nachwuchsfahrerinnen

Im U23-Bereich der Damen stehen gleich fünf Deutsche auf der Meldeliste. Antonia Daubermann (Stevens MTB), Clarissa Mai (Link Rad Quadrat), Lia Schrievers (German Technology Racing), Felicitas Geiger (M-Wave) und Nina Benz (Head Ciclo) kämpfen im 26-köpfigen Feld um eine gute Ausgangsposition für den Heimweltcup in Albstadt am 20. Mai.

Ein Top-16-Ergebnis würde dort dann die erste oder zweite Startreihe garantieren. Die Chancen dafür stehen in einem so kleinen Feld gut.

Im Kampf um den Sieg ist ein Duell zwischen U23-Weltmeisterin Sina Frei (Ghost Factory Racing) und U23-Cyclo-Cross-Weltmeisterin Evie Richards (Trek Factory Racing) zu erwarten.

 

Zeitplan (MEZ)

07:30 Uhr U23 Damen

09:15 Uhr U23 Herren

11:20 Uhr Elite Damen

13:50 Uhr Elite Herren

 

 

 

 

 

 

 

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