Weltcup Albstadt: Gänsehaut im Hexenkessel

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Der „Hexenkessel“ Bullentäle. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Der zweite Weltcup in Albstadt ist Geschichte und er hat tolle Bilder produziert. Ob das für den Zuschlag für die WM reicht, wird in zehn Tagen beantwortet sein. Auf jeden Fall hat der Standort Albstadt Zukunft und dem deutschen Cross-Country-Sport eine Heimat gegeben. Ein rückwärtsgewandter Blick auf künftige WM-Chancen.

Lange Jahre war es St. Wendel, dann, nach einer Durstrecke, fünf Jahre lang Offenburg. Jetzt ist Albstadt der Name, der Ort, mit dem man die olympische Disziplin in Deutschland verbindet. Und das Potenzial, dass es so bleibt, ist vorhanden.

Was sich am Sonntag an Zuschauern versammelt hat, welche Stimmung die rund 15000 gemacht haben, das war großartig.
„Für Moritz und mich, war das zum Teil wie in einem Tunnel voller Lärm, rechts und links Gebrüll, das war ein richtiger Roar. Phasenweise habe ich eine Gänsehaut bekommen. Albstadt hat gezeigt, dass wir in Deutschland auch so ein Stimmung hinzaubern können“, sagte Manuel Fumic mit Blick auf Nove Mesto eine Woche zuvor.

Und Moritz Milatz fand, dass man in punkto Zuschauer „mit Nove Mesto mithalten“, könne.
Andreas Wirth ist vom Organisationskomitee des künftigen Weltcup-Orts Lenzerheide. Er war am Sonntag in Albstadt und war beeindruckt. „Super Event. Da oben, das war ja wie ein Hexenkessel“, fand er.

Die Präparierung und leichte Entschärfung der Strecke machte sie schneller. Sie ist dadurch auch regenfester, was an diesem Wochenende allerdings nicht notwendig war. Für Nino Schurter ist es „eine Autobahn“, also zu leicht für seine fahrtechnischen Qualitäten. Für Julien Absalon der „härteste Kurs der Saison“.

Der Standort Albstadt hat Zukunft, sicher. Ob er eine Zukunft als WM-Standort hat, ist schwer zu sagen. Vor allem im Vergleich mit Nove Mesto. Die Infrastruktur dort – mit Biathlon-Stadion und damit verbunden eine großen Eventfläche inklusive Zufahrten in den angrenzenden Wald, das lässt sich für Albstadt nicht kopieren oder aufholen. Obwohl auch Albstadt durch die Anbindung an die Stadt seine Vorteile hat.

Was Weltcup-Erfahrung und die Entwicklung des MTB-Events in dieser Größenordnung angeht, haben die Tschechen zwei wertvolle Jahre Vorsprung. Allerdings sind die Organisatoren um Stephan Salscheider auch keine heurigen Hasen und eine WM zu organisieren traut man ihnen schon zu.

Welche Faktoren sind tatsächlich ausschlaggebend?

Das Plus für Albstadt ist, dass es in Deutschland und damit dem größten Markt für die Sponsoren liegt. Nicht umsonst hat Shimano seine XTR Di2 in Albstadt und nicht in Nove Mesto präsentiert. Auch Cannondale hat die Burg Hohenzollern und den Weltcup in Deutschlands Südwesten zu einem Event genutzt.
Das wiederum kann Nove Mesto nicht egalisieren.
Wie welche Faktoren gewichtet werden, das lässt sich nicht ermessen. Sicher ist nur, dass sowohl Vermarktung als auch Sportpolitik eine Rolle spielen. Transparenz war bisher nicht die Stärke des Radsport-Weltverbands UCI. Von daher bleibt nur abzuwarten – oder zu spekulieren, wenn man denn will.

Das Dilemma für die UCI ist eigentlich ein Luxus. Ausnahmsweise kann man zwischen zwei starken Bewerbungen auswählen. Denkt man zurück an Champéry 2011, dann war das ein Zuschlag mit Zähne-Knirschen. Oder die Wahl für 2015, als mit Andorra gewissermaßen das – im Vergleich mit Mexiko City – kleinere Übel gewählt wurde.

Dumm auch, dass man dem jeweiligen Verlierer nicht sofort eine andere Option anbieten kann. 2017 ist an Cairns vergeben, 2018 an Lenzerheide, beide Orte mit dem kompletten Programm, also Downhill und Cross-Country.

Die nächste Ausfahrt Richtung WM gibt es für Orte wie Albstadt und Nove Mesto, die keinen Downhill anbieten können, also erst 2019. Und dann müsste erstens die 2016-Auflage in beiden Disziplinen ein Erfolg gewesen sein und zweitens ein adäquater Bewerber für eine alleinige Austragung einer Downhill-WM im gleichen Jahr vorhanden sein.

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