Absa Cape Epic Nachgedreht: Markus Bauer, Emotionen und ein Horrortag

Mit Frans Claes und Platz acht gelingt ein beachtliches Debüt..

 

Es war seine erste Cape Epic und wahrscheinlich auch seine letzte: Markus Bauer fuhr in Südafrika mit dem Belgier Frans Claes eine starke Premiere und landete am Ende auf Rang acht. Damit zeigte der Deutsche Marathon-Meister, wozu er in der Lage ist. Ist das gar Anlass für den Rücktritt vom Rücktritt? Acrossthecountry.net hat beim 28-Jährigen nachgefragt.

 

Sein Karriere-Ende ist seit vergangenen Herbst beschlossen, nachdem er als amtierender Meister nirgendwo einen Vertrag bekam, der ihm eine Perspektive bot. Vielleicht war das eine oder andere Team auch skeptisch bezüglich seiner Leistungsfähigkeit, insbesondere in Bezug auf Etappenrennen wie das Cape Epic. Diese Skeptiker, wenn es sie denn gab, hat Bauer mit der vergangenen Woche ein Stück weit eines besseren belehrt.

Das Cape Epic, das wollte Markus Bauer noch erleben, bevor er den Deckel endgültig drauf machen wird, auf seine Karriere. Das Etappenrennen am Kap besitzt inzwischen so viel Renommee in MTB-Kreisen, dass es auch für viele Profis ein kleinerer oder größerer Traum geworden ist.

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Markus Bauer und sein Kollege Frans Claes ©Lynn Sigel

Der Belgier Frans Claes hatte Bauer gefragt und Markus Bauer nutzte die Gelegenheit ohne Sponsoren-Verpflichtung gleich mit einem selbst designten Rad von BQ ins Rennen zu gehen. Und zudem unter dem Team-Namen Kulu Manzi, einem Hilfsprojekt, das ein Freund von Bauer in Südafrika ins Leben gerufen hat.

Doch als Farewell-Race war es nicht gedacht, Claes und Bauer wollten auch ein möglichst gutes Resultat einfahren. Und es wurde besser als sie sich ausgerechnet hatten.

„Das hätte ich nicht erwartet“, gestand Bauer. „Ich bin erstaunt, dass ich auf der Königsetappe über 122 Kilometer und 4:40 Stunden so gut mithalten kann und es ist gleichzeitig ein wenig Genugtun, weil mir das manche nicht zugetraut haben.“

Mit eingeschlafenem Bein und ohne Sonnencreme

Trotz aller Rückschläge, die so eine Woche Cape Epic mit sich bringen. Einem „Horrortag“, wie Bauer das äußerst schwere 39 Kilometer lange Zeitfahren am Freitag in Wellington für sich zusammenfasst. Mit Magenproblemen, die das Essen erschwerten, mit einem eingeschlafenen Bein, das von seiner gebrochenen Hüfte von 2016 herrührt und das er in den langen Singletrail-Passagen nicht „aufwecken“ konnte. Sie fielen von Gesamtrang sechs auf acht zurück.

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Erlebnis Cape Epic: Markus Bauer ©Lynn Sigel

Oder drei gerissenen Speichen, die ihn am Samstag zweimal zum Anhalten zwangen. Ein anderes Mal vergisst er Sonnencreme aufzutragen. „Anfängerfehler“ nennt Bauer das, was in Südafrika durchaus von Bedeutung ist. Auch Partner Frans Claes hatte seine Tiefpunkte. Ausgerechnet als Bauer richtig gut unterwegs war. „Auf der ersten und der dritten Etappe hätte ich um einen Podestplatz kämpfen können, aber dann konnte Frans nicht.“ Das Schicksal des Team-Rennens.

Claes und er sind zwei völlig unterschiedliche Fahrertypen. „Das hat es nicht einfacher gemacht. Frans hatte am Anfang oft große Probleme mitzukommen“, erzählt Bauer. Wo er selbst doch zu den Schnellstartern der Szene zählt.

„Hammer Abschluss der Karriere“

Das Cape Epic schreibt Geschichten und Markus Bauer war am Schluss seiner Karriere ein Teil davon. Das ist das, was er wollte.

„Das Abenteuer ist es wert. Das Cape Epic ist speziell, das habe ich schon am ersten Tag gemerkt, als der Helicopter mit der Kamera über uns flog. Da bekommst du Gänsehaut“, schwärmt Bauer. „Es sind Emotionen und Momente, die man mit nimmt, ein hammer Abschluss für meine Karriere.“

Und die ist jetzt tatsächlich zu Ende? Was wäre wenn jetzt ein Team kommt und ihn aufgrund seiner Cape-Epic-Leistung verpflichten will? „Ich habe die Weichen für meine Zukunft schon gestellt und muss realistisch sein. Okay, ich habe gezeigt, dass ich auch das Cape Epic kann, aber ich hatte auch null Druck. Wer weiß, wie das in einem Profi-Team gegangen wäre“, sagt Bauer. Und den Vertrag, der für ihn Sinn machen würde andere Projekte auf die lange Bank zu schieben, der ist in der aktuellen Situation wohl auch utopisch.

Viel investiert… und bezahlt

Viel hätte er zwölf Jahre lang dafür getan „schnell Rad zu fahren“, seit weit gekommen, habe jedoch auch „einen Preis dafür bezahlt.“ Zwei gebrochene Hände und eine gebrochene Hüfte, die im bei langen Anstiegen immer noch ein Handicap ist. Dann schläft ihm ein Bein ein und einmal war es auch beim Cape Epic so, dass er es „nicht mehr aufgeweckt“ bekam, weil er es im Singletrail nicht ausschütteln konnte.

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Kumpels: Simon Stiebjahn und Markus Bauer ©Lynn Sigel

Dass Bauer jetzt aufhören muss, obschon er noch konkurrenzfähig und als Marathon-Fahrer erst im richtigen Alter, das mag die wehmütigen Gefühle des Abschieds des ohnehin emotionalen Menschen aus Mainfranken noch verstärken.

Ein Allrounder, auch im Leben

Er kann sprinten, er kann Cross-Country und er kann Marathon. Ein Allrounder und das ist er auch im Leben an sich. Mit dem puren Radfahren hat er sich nie begnügt. Seinen Freund Simon Stiebjahn unterstützt er in der Organisation des Singer Wälder-Cup in Titisee-Neustadt, seit dem Studium der Produkt Innovation arbeitet er bei FSM AG in Kirchzarten an Projekten, er betätigt sich als Fahrtechnik-Trainer. Und anderes.

Bei ein paar Marathons in der Region, natürlich auch die Deutsche Meisterschaft in Kirchzarten, wird man ihn noch mit Startnummer sehen, doch die Prioritäten werden andere sein.

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