Absa Cape Epic#2: Packendes Stück Sport: Fumic/Avancini weiter in Gelb
Ein totes Rennen in der Gesamtwertung, aber bestimmt kein Langweiliges: Auf einer auf 62 Kilometer verkürzten zweiten Etappe des Absa Cape Epic haben Christoph Sauser und Jaroslav Kulhavy (Investec-Songo-Specialized) auf dem Weg von Hermanus nach Caledon ihren ersten Etappensieg eingefahren. In einem spannenden Finish gewannen der Schweizer und der Tscheche vor Nino Schurter/Matthias Stirnemann (Scott-Sram) und Manuel Fumic/Henrique Avancini (Cannondale Factory Racing) die damit ihre Gesamtführung verteidigten.
Wieder war es ein packendes Stück Mountainbike-Sport, das die Bilder vom Cape Epic transportierten. Die „Short Story“ der zweiten, verkürzten Etappe (siehe unten):
Auf dem Weg zum „Hot Spot“, einer Bergwertung am Shaw’s Pass bei Kilometer 35, machte Nino Schurter das Tempo, Manuel Fumic und Henrique Avancini waren in der Lage zu folgen, so dass sie die Wertung für sich entscheiden konnten.
Wichtiger aber war, dass Christoph Sauser zu diesem Zeitpunkt nicht mitgehen konnte. Und das war aus Sicht von Fumic und Avancini der Plan. „Ich habe mich eigentlich immer gut gefühlt und dachte wir fahren zum KOM (King of the Mountain) easy hoch. Dann war es doch schnell zu für mich und ich war im Kopf nicht vorbereitet“, erklärte Sauser.
„Wir wollten sie ein bisschen in Bedrängnis bringen und als Erste in den langen Singletrail rein gehen. Das hat auch funktioniert“, kommentierte Manuel Fumic im Ziel diese Situation.
Nachdem Matthias Stirnemann aufgeschlossen hatte, formierte sich eine vierköpfige Spitzengruppe, die, angeführt von Fumic, den fünf Kilometer langen Trail entlang jagte.
Rund 20 Sekunden dahinter versuchte Jaroslav Kulhavy die Verfolger wieder heran zu führen. Neben Sauser hatte er noch Gesellschaft von Max Knox und Hector Leander Paez (Kansai Plascon).
Straßen-Manier hilft nichts gegen Kulhavys Urgewalt
Auf einer langen Flachpassage arbeitete das Spitzenquartett in Straßenmanier zusammen. Im Straßenmanier wechselten sie in der Führung ab.
Dahinter hatten Kulhavy und Sauser ihre Begleiter zurückgelassen und Kulhavy versuchte seine überragenden Fähigkeiten in Flachpassagen zu nutzen, um die Lücke zu schließen.
Und mit der Urgewalt des Olympiasiegers, aber auch mit einem nun wieder starken Christoph Sauser, kamen immer näher und die Front-Gruppe kam in Sicht. Allerdings waren Fumic und Avancini auch nicht gewillt allzu viele Körner zu investieren. Avancini ließ die Führung aus und hing nur noch hinten dran, während Fumic weiterhin abwechselte.
„Nino und Matthias wollten unbedingt die Etappe gewinnen und ich habe ihnen gesagt, dann müsst Ihr auch arbeiten. Wir hatten keinen Druck das zu tun, wollten nur unser Trikot verteidigen“, erklärte Fumic. Er fuhr allerdings trotzdem Führung mit, „weil man sonst gegen Kulhavy keine Chance hätte.“ Hatten sie aber auch zu dritt nicht.
Als am Stadtrand von Caledon der Asphalt erreicht wurde, war schlossen Sauser und Kulhavy auf. Damit waren die drei führenden Teams der Gesamtwertung gemeinsam vorne.
Ein Sandloch bremst Sauser und Kulhavy
In der Schlussphase wurde plötzlich richtig aufregend. An einem kleinen Anstieg bekam plötzlich Manuel Fumic Probleme. Er und Matthias Stirnemann wurden abgehängt, während sich Sauser und Kulhavy davon machen konnten.
„Ich habe mich nur an Stirnemann orientiert und gar nicht gesehen, dass die vorne weg fahren. Aber ich hatte nicht wirklich Probleme“, schilderte Fumic die Situation aus der Sicht der letzten Position.
Dann rutschte Sauser in einer Kurve in einem Sandloch weg, auch Kulhavy musste aus dem Sattel. Einige Sekunden später passierte Schurter aber dasselbe.
Nur fünf Sekunden lagen zwischen Sauser/Kulhavy und den vier Verfolgern und der Weltmeister schaffte es, die Gruppe wieder heran zu führen.
500 Meter vor dem Ziel waren sie wieder dran, doch die Reihenfolge war in der eckigen Zielpassage mit einer kurzen Gerade nicht mehr zu ändern: Sauser/Kulhavy gewannen ihre erste Etappe in diesem Jahr, für Sauser war es sein 37. Etappensieg beim Cape Epic. Nino Schurter und Matthias Stirnemann landeten 0,8 Sekunden dahinter auf Position zwei, vor Manuel Fumic und Henrique Avancini, die zwei Sekunden verloren.
„Wir waren von Anfang an dabei. Leider mussten wir am letzten Anstieg zu Specialized reißen lassen. Sind dann noch mal ran gekommen, aber zum Sieg hat es nicht mehr gereicht. Aber Matthias war heute wieder super drauf, er erholt sich immer ganz gut. Ich denke, er ist ein super Etappenfahrer“, kommentierte Nino Schurter.
Fumic: Ein guter Tag für uns
„Am Anfang war das Tempo sehr hoch und wir haben dann an der Verpflegung nicht angehalten. Das hat mir Sorgen gemacht, aber wir sind letztlich durchgekommen“, meinte Kulhavy.
„Das war ein guter Tag für uns“, zeigte sich Manuel Fumic zufrieden.
In der Gesamtwertung blieb auf den ersten drei Positionen alles beim Alten. Cannondale führt mit 2:39,7 Minuten vor Sauser und Kulhavy, während Schurter und Stirnemann 5:22,9 Minuten Differenz aufweisen.
„Jeden Tag, den wir im Gelben Trikot verbringen, trinken wir am Abend einen Rotwein. Das ist unsere Motivation, es die ganze Woche zu behalten“, kommentierte Fumic mit einem Lachen. Er und sein Kollege haben bereits mehr erreicht, als sie sich vorgenommen haben und die Aussichten am Ende unter den besten Drei zu landen sind groß. „Wer hätte das vorher gedacht, dass wir uns so lange da vorne behaupten können“, stellte er eine berechtigte Frage. Vermutlich kaum jemand.
Paez/Knox auf Platz vier
Der Südafrikaner Max Knox und der Kolumbianer Hector Paez behaupteten sich auf Platz vier. 2:08,4 Minuten hinter dem Spitzentrio erreichten sie das Ziel und festigten diese Position in der Gesamtwertung, 9:31,7 Minuten hinter dem Gelben Jersey. Nicola Rohrbach/Daniel Geismayr (Centurion-Vaude 2) kamen mit fünf Sekunden vor den Scott-Sram Young Guns Michiel van der Heijden und Andri Frischknecht (3:02) als Fünfte ins Ziel.
Für Jochen Käß und Markus Kaufmann (Centurion-Vaude 1) war die Etappe wohl zu kurz, um eine ähnliche Aufholjagd zu starten wie am Vortag. Sie kamen gemeinsam mit Alban Lakata/Kristian Hynek (Topeak-Ergon 1) als gemeinsame Achte (+4:29,9) ins Ziel. Siegkandidaten sind sie beide wohl nicht mehr. Noch weniger sind das die Titelverteidiger Karl Platt/Urs Huber (Team Bulls 1), die als Elfte noch mal 5:44 Minuten verloren und jetzt als Achte bereits 14:40 Minuten Rückstand aufweisen.
Etappen-Verkürzung wegen Hitze
Das Tempo war, vermutlich auch wegen der verkürzten Etappe, von Beginn an sehr hoch. So hatten die beiden Teams von Centurion-Vaude, Topeak-Ergon an der ersten Verpflegungsstelle bereits 30 Sekunden Rückstand.
Am Montagabend hatten die Organisatoren entschieden, die Etappe von 102 auf 62 Kilometer zu verkürzen und anstatt in Greyton in Caledon zu beenden. Der Grund waren die hohen Temperaturen bis zu 40 Grad, die vor allem den vielen Hobby-Bikern seit Sonntag zum Teil große Probleme bereiten.
„Wir haben mit dem medizinischen Team und den wichtigsten Akteuren ausführlich diskutiert“, erklärte Cape-Epic-Geschäftsführerin Lynn Naudé. „Wir haben über verschiedene Optionen und entschieden, dass dies die fairste und sicherte Option ist.“
Dadurch reduzierte sich auch die Zahl der Höhenmeter von 2350 auf 1500. Ein zweiter, rund 5 Kilometer langer Anstieg fiel dadurch weg.