Anne Tauber: Ich tu’ mir schwer, still zu sitzen

Nach der Eischnelllauf-Saison trainiert die Niederländerin jetzt auf Zypern

Sie muss sich langsam daran gewöhnen zu den Fahrerinnen zu gehören, die in vielen Rennen zu den Favoritinnen zählt. Die Weltcup-Gesamt-Fünfte Anne Tauber von CST Sandd Bafang konnte diese Konstellation schon vor zwei Wochen schon mal erleben, auf Natureis. Als Titelverteidigerin ging sie im österreichischen Weißensee in 200 Kilometer lange „Alternatieve Elfstedentocht“ – und war mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert.

 

„Es war eine neue Erfahrung“, sagt Anne Tauber. Als allseits beäugte Favoritin war sie noch nie in einen Wettkampf gegangen. Auch nicht auf dem Mountainbike. „Ich hatte noch nie das Gefühl Favoritin zu sein, bisher war ich immer die Überraschung.“

Das war auch in ihrer anderen Disziplin, dem Langstrecken-Eisschnelllauf so. Bis zu ihrem Sieg in Weißensee vorigen Winter.

Was sie von diesem Wettkampf berichtet, kennt man auch vom Straßenrennsport. Es geht eine Ausreißergruppe, nach 50 Kilometer eigentlich zu früh und Anne Tauber entscheidet sich die Tempoverschärfung nicht mitzugehen.

Später versucht sie zwar mehrfach zu attackieren, doch man lässt sie aus der Verfolgergruppe nicht entkommen. Bei dieser Eisschnelllauf-Variante spielen übrigens auch Teams eine Rolle. „Ja, das ist ähnlich“, meint Tauber lachend, „aber in den Sattel setzen kannst du dich nicht.“

„Körperlich habe ich mich gut gefühlt, ich denke meine Form war ganz okay. Aber auf dem Mountainbike fühlst du das direkter, ob die Form da ist oder nicht“, erklärt Anne Tauber.

 180520_02586_by_Kuestenbrueck_GER_Albstadt_XCO_WE_ceremony_Keller_Belomoyna_Neff_Tauber_Brandau.
In Albstadt als Dritte auf dem Podest. Von links: Alessandra Keller, Yana Belomoina, Jolanda Neff, Anne Tauber, Elisabeth Brandau ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

In Cross-Country-Rennen spielen solche Art taktische Spielereien weniger eine Rolle. Mit dem Gefühl als (Mit-)Favoritin gehandelt zu werden, muss Anne Tauber als Gesamt-Weltcup-Fünfte aber 2019 möglicherweise auch auf dem Mountainbike zu leben lernen. Wenn sie ihren Aufstieg weiter so fortsetzt, dann noch mehr.

Allerdings sieht sie sich selbst noch nicht so weit. Sie könne das von sich nicht erwarten. Im Gegenteil. „Das Niveau ist extrem hoch“, wehrt sie ab. Folglich auch schwer sich unter den Besten zu behaupten.

Mountainbike ist die „Hauptsportart“

Als Dritte in Stellenbosch eroberte Anne Tauber im vergangenen Jahr erstmals das Weltcup-Podest, in Albstadt wiederholte sie das Kunststück.

Der Übergang aus der Eisschnelllauf-Saison ist ihr 2018 also sehr gut gelungen. Dabei muss man wissen, dass sie auch im Winter ein wesentlichen Tail des Trainings auf dem MTB absolviert.

Obwohl der Übergang voriges Jahr gut funktionierte, korrigiert Anne Tauber mit ihrem Trainer die Form-Steuerung dieses Jahr. Sie fliegt zwar nach Zypern, aber nur zum Training. Das Afxentia Stage Race fährt sie nicht. Erst am 24. März will sie in der Slowakei in den Rennzirkus einsteigen.

 Anne Tauber_EM18_Glasgow_by Goller
Sechste der EM in Glasgow: Anne Tauber ©Erhard Goller

„Wir haben entschieden mehr zu trainieren und vielleicht später in der Saison zu profitieren“, erklärt die 23-Jährige. Acht bis zehn Tage Pause hat sie nach der Wintersport-Saison eingelegt, um die „Batterien aufzuladen“. Im Herbst waren es zwei bis drei Wochen. „Ich tu’ mir schwer still zu sitzen“, bekennt sie. Aber sie habe versucht im Kopf zu behalten, dass Mountainbiken ihre Hauptsportart sei. Und irgendwann braucht der Körper Pause.

Wie sie ihre Entwicklung sieht? Ist eine Steigerung drin? „Schwer zu sagen. Letztes Jahr habe ich das auch nicht erwartet“, meint Anne Tauber. „Wenn du mich jetzt fragst, würde ich das nicht sagen.“

Aber ihr Körper gewöhnt sich nach und nach daran eine Radfahrerin zu sein und mental vollzieht sie diese Anpassung auch. Das Gesamtpaket reift mehr und mehr aus.

„Im Winter vermisse ich mein Team“

Auf Zypern trifft sie auf ihr komplettes Team und schon dafür lohnt es sich für Anne Tauber auf die Mittelmeer-Insel zu fliegen. „Es ist auch nett mit den Eisschnellläuferinnen zu trainieren, aber ich vermisse im Winter mein Team. Es ist wirklich schön mit den Leuten zusammen zu sein. Wir machen Team-Building und haben Photo-Shootings, da freue ich mich drauf.“

Für die Weltcup-Saison erwartet Anne Tauber, dass sich vor allem im Short Track etwas verändert. „Ich denke, die Fahrer werden lernen, vielleicht wird es taktischer. Vor allem, wenn durch Teams, die mehrere Fahrer im Rennen haben.“ Sie selbst werde versuchen explosiver zu werden.

 

 

Facebook Auto Publish Powered By : XYZScripts.com