Cape Epic Notizen(3): Jochen Käß operiert

Serie von Stürzen brachte Bulls Heroes ins Hintertreffen

Das Cape Epic schreibt weiter Geschichten. Jochen Käß hat sich das Schlüsselbein gebrochen. Die Hilfsaktion von Andri Frischknecht für das neue Leaderduo Lars Forster und Nino Schurter wurde von den Kommissären als (noch) regelkonform erklärt, Adelheid Morath wundert sich über „sehr gute Beine, Simon Stiebjahn erklärt wie es sich auf Murmeln fährt und zwei Italiener zerlegen sich auf der Zielgeraden.

 

Nachdem vom Backup-Team der Namibier Tristan de Lange, Partner von Vinzent Dorn, bereits krank die Segel streichen musste, erwischte es im Team Centurion-Vaude am sechsten Tag Routinier Jochen Käß. Der dreifache Deutsche Marathon-Meister brach sich bei einem frühen Sturz das Schlüsselbein.

Käß erwischte laut Bernd Reutemann von Centurion-Vaude mit dem Rad an einem Stein ein harter Schlag, der die Felge kaputt machte. Aus hoher Geschwindigkeit konnte der 37-Jährige nicht mehr abbremsen und flog vom Bike auf die rechte Schuler.

Käß wurde noch am Freitag im Vergelegen Mediclinic Casualty in Kapstadt an der Schulter operiert.

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Die Startphase der fünften Etappe ©Sam Clark/Absa Cape Epic

 

Die Strategie von Scott-Sram führte am Freitag zu ein paar Diskussionen im Fahrerlager. Andri Frischknecht hatte seinen Partner Gert Heyns zurückgelassen und für Lars Forster und Nino Schurter Tempo gemacht, was dann Manuel Fumic rasch den Anschluss kostete.

Mehr als zwei Minuten darf eine Paarung nicht voneinander entfernt sein, sonst gibt es eine harsche Zeitstrafe. Weil Andri Frischknecht dann Lars Forster sein Vorderrad überließ als der Defekt hatte, kam die Frage auf, ob das erlaubt ist, wenn es diese zwei Minuten Differenz gibt.

Tatsächlich würde das wohl mit einer schweren Zeitstrafe geahndet werden – für beide Teams. Doch Frischknecht war nach Ansicht der Kommissäre wohl keine zwei Minuten von Heyns entfernt. Zumindest nicht, dass sie es hätten nachweisen können. Allerdings ist es bei knapp 40 Minuten Fahrzeit auch eher wahrscheinlich, dass sich Heyns noch innerhalb des erlaubten Zeitfensters befand.

Ein gewisses Risiko war es in diesem Moment dennoch, weil Andri Frischknecht ja nicht wissen konnte, wo Heyns steckt.

 

Adelheid Morath (Summit Fin) freute sich über ihren ersten Etappensieg beim Cape Epic. „Es war ein geiler Tag. Komischerweise hatte ich gute Beine“, meinte Adelheid Morath. Das hatte sie nach fünf Tagen Belastung so gar nicht erwartet. Also übernahm sie am Berg die Regie und drückte aufs Tempo.

An der verpflichtenden Trage-Passage auf dem Ochsenkarrenweg der frühen Siedler waren sie noch mit dem Duo im Leaderjersey zusammen, doch im darauf folgenden Singletrail stürzte dann Anna van der Breggen, hinter Morath und vor deren Partnerin Candice Lill.

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Candice Lill und Adelheid Morath ©Shaun Roy/Absa Cape Epic

„Ich habe das gar nicht mitbekommen, weil ich vorne war. Als Candice kam, sind wir weiter gefahren und dachten, Anna und Annika, die kommen wieder.“ Taten sie aber nicht. „Als wir die Info bekamen, dass der Abstand größer wird, haben wir unsere Chance genutzt“, erzählt die Schwarzwälder Trek-Bikerin weiter.

Problematisch wurde noch noch der Verlust der zweiten Trinkflasche in einem Downhill nach der Hälfte der Distanz. „Da bin ich ein bisschen nervös geworden“, gesteht Adelheid Morath. Bei Kilometer 76 hielten sie dann an der Verpflegung an. „Das hat sich ausgezahlt“, bilanzierte sie.

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Ihr Schwarzwälder Landsmann Simon Stiebjahn (Bulls Heroes) hatte von den 100 Kilometern nach Stellenbosch auch einiges zu berichten. Beim Team Bulls sammelten sich ein paar Geschichten an, die zu einem enttäuschenden zehnten Tagesrang führten.

„Wir waren gut dabei und mit den Cannondale-Jungs zusammen (an dritter und vierter Position). Dann ist leider erst Urs abgerutscht und im Busch gelandet. Dabei ist sein Schuh kaputt gegangen“, erzählt Stiebjahn.

Dann flog er selbst aus dem Sattel. Nach der Tragepassage (siehe oben). Dort sah man auch Manuel Fumic liegen, später wohl auch Christoph Sauser.

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Simon Stiebjahn und Urs Huber ©Nick Muzik/Absa Cape Epic

„Das war eine schnelle Abfahrt, dann eine scharfe Rechtskurve, leicht hängend mit hartem Untergrund und oben drauf kleine Steine. Die waren wie Murmeln“, schlüsselt Stiebjahn auf.

Auch bei ihm ging beim Sturz der Schuh kaputt. Und das Schaltauge war verbogen.

Huber und er hielten an und reparierten ihre Schuhe mit Kabelbindern. Dass sie dann von den bereits abgehängten Samuele Porro und Damiano Ferraro wieder überholt wurden, trug nicht gerade zur Moral bei. Jedenfalls fand Stiebjahn nicht mehr zum gleichen Rhythmus und im Landrover Technical Terrain, wo auch Forster gestürzt war, musste Stiebjahn noch mal vom Bike. Und wieder war der Schuh defekt. „Am Ende war ich dann kaputt“, bekannte der Bulls-Fahrer.

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Eine gleichermaßen kuriose wie bedauerliche Szene sah man bei der Zieleinfahrt des zweiten Trek Selle San Marco-Duos Fabian Rabensteiner und Michele Casagrande. Die beiden Italiener kamen aus unerfindlichen Gründen 50 Meter vor dem Ziel beide zu Fall.

Zum Lachen war ihnen danach nicht zumute, denn Michele Casagrande musste sich mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch zur Untersuchung begeben.

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Michele Casagrande und Fabian Rabensteiner stürzen auf der Zielgerade ©Greg Beadle/Absa Cape Epic

 

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