Cape-Epic-Splitter(1): Von krummen Bremsscheiben, kaputten Schuhen und bezahltem Lehrgeld

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Epische Bilder, faszinierende Geschichten ©by Gary Perkin/Cape Epic/SPORTZPICS

Das Absa Cape Epic schreibt seine Geschichten und viele passen nicht in den eiligen Bericht von der Etappe. Zum Beispiel warum Annika Langvad und Ariane Kleinhans am Montag zum Schluss gebremst wurden, was am Dienstag mit Topeak-Ergon los war, wie es zum vierten Platz von Manuel Fumic und Henrique Avancini kam und noch mehr Splitter vom manchmal zweifelhaften Vergnügen in Südafrika.

Annika Langvad und Ariane Kleinhans (Spur-Specialized) haben sich am dritten Tag an die Spitze gesetzt. Das hätte schon am Montag passieren können, wenn das dänisch-schweizerische Duo nicht auf den letzten 20 Kilometer gebremst worden wäre. Im Wortsinne. Denn nach einem Sturz hatte sich bei Kleinhans die Bremsscheibe verbogen. „Das haben wir aber erst nach dem Rennen herausgefunden“, erzählt Annika Langvad.

Dass sie auf der zweiten Etappe erst mal im Hintertreffen waren, das sei keine Taktik gewesen. „Heute sind wir einfach optimal gefahren. Die anderen Teams sind sehr stark dieses Jahr, aber technisch sind wir besser und wir machen ein optimales Teamwork“, gibt Langvad am Dienstagnachmittag zu Protokoll.

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Kristian Hynek (Topeak-Ergon) stürzte auf dem Weg von der ersten zur zweiten Verpflegung. Der Tscheche hatte einen Stein erwischt. Das größere Handicap war jedoch die Folge des Sturzes. Der

Verschluss des rechten Schuhs war dabei kaputt gegangen. An Waterpoint 2 bekam Hynek den Schuh von

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Hallo, hätte gerne einen Schuh getauscht: Kristian Hynek wartet auf den Teamkollege Erik Kleinhans ©Andy Eyring

Erik Kleinhans aus dem zweiten Topeak-Ergon-Team.

Hynek machte sich mit Alban Lakata auf die Verfolgung. An der dritten Verpflegung lagen sie schon wieder an der vierten Postion, 1:40 Minuten hinter den führenden Karl Platt und Urs Huber und sie schienen weiter Boden gut zu machen.

Doch im letzten langen Downhill erlitt Alban Lakata einen Reifendefekt. So fielen sie auf Rang neun zurück und kassierten 8:30 Minuten Rückstand. Auf Platt/Huber verloren sie 5:25 Minuten.

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Manuel Fumic und Henrique Avancini (Cannondale Factory Racing) beendeten die zweite Etappe auf dem vierten Rang (+7:23). Im Schlussabschnitt konnten sie Rudi van Houts/Hans Becking (CST Superior) abhängen und ihr bisher bestes Tagesresultat verbuchen, nachdem es am Vortag nur zu Platz zehn gereicht hatte. „Ich hatte gestern meine Schwierigkeiten, aber heute ging es schon viel besser. Ich kann ab und an mehr in den roten Bereich gehen. Wir sind kontrolliert gefahren, auch im letzten Downhill ganz entspannt. Deshalb kamen Rudi und Hans von hinten, aber wir auf der Flachpassage konnten die nicht mehr so gut“, erklärte Fumic am Dienstagnachmittag. In der Gesamtwertung verbesserten sie sich auf Rang sechs, hinter dem Schweizer Wheeler-Duo Konny Looser und Martin Gujan.

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Verfolgergruppe von links: Alban Lakata, Henrique Avancini, Manuel Fumic und Erik Kleinhans ©Andy Eyring

Tim Böhme (Team Bulls 2) erlebte keinen guten Tag. Der Deutsche Ex-Meister hatte Magen-Darm-Probleme und irgendwann war der Tank deshalb leer. „Wir hoffen, dass es morgen wieder besser geht“, meinte sein Partner Simon Stiebjahn. Er selbst scheint einen positiven Trend zu verspüren, nachdem er leicht erkältet ins Rennen gegangen war. „Heute habe ich mich gut gefühlt. In der Verfolgergruppe konnte ich gut mithalten“, so Stiebjahn. Als Gesamt-Elfte gehen sie am Mittwoch in die dritte Etappe, die über 103 Kilometer von Saronsberg nach Wellington führt.

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Kein guter Tag, diese 2. Etappe. Nicht für Tim Böhme ©Sportograf

Die Südafrikaner Darren Lill und Waylon Woolcock (USN Purefit) mussten ihre Hoffnungen auf ein Top-Resultat durch einen Kettenriss begraben. Sie verloren 12:46 Minuten auf Rohrbach/Pfrommer.

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Deren Teamkollege Hermann Pernsteiner musste am dritten Tag wegen seiner Verletzung an der Hand leiden. Die Folgen eines, an sich harmlosen Verbremsers mit Sturz, machten sich erst nach der Montags-Etappe bemerkbar. Ein Check im Krankenhaus erbrachte kein wirkliches Ergebnis, nur dass man auf dem Röntgenbild nichts sehen konnte.

Gut getapet ging Pernsteiner ins Rennen, doch die Schmerzen zehrten an der Leistungsfähigkeit. Also wurde das eigentliche Backup-Team losgeschickt, mit dem bekannten Ergebnis.

„Immerhin ist er ins Ziel gekommen. Am Ende ging es sogar besser, so dass wir auf die kommenden Tage hoffen können. Daniel Geismayr ist aktuell wohl einer der Stärksten im Feld, deshalb ist es doppelt schade“, meinte Hannes Genze, der als Betreuer für Centurion-Vaude mit dabei ist.

Auf Matthias Pfrommer und Nicola Rohrbach konnte Genze stolz sein. „Sie waren fokussiert und haben heute alles richtig gemacht. Eine Etappe zu gewinnen ist super und es war nicht irgendeine, sondern die 100. Cape-Epic-Etappe. Unser Ziel war ein Etappensieg oder unter den besten Drei in der Gesamtwertung. Das haben wir jetzt schon erfüllt, alles andere ist Zugabe“, so der frühere Deutsche Marathon-Meister.

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Martin Gluth und Sascha Weber (Novus-OMX) halten sich bisher ganz gut. „Ich bin überrascht, wie gut wir hier mithalten können. Es sind ja die besten Marathon-Fahrer der Welt am Start“, erklärt Martin Gluth. Für ihn sei das was komplett Neues. „Auf jeder Etappe hat man Höhen und Tiefen und manchmal ändert sich das schlagartig von einer Minute auf die andere. Die meiste Zeit ist man aber natürlich voll am Leiden, das ist schon brutal“, gibt der Freiburger Einblick in seine ersten Erfahrungen.

Auf der zweiten Etappe verbuchte das Duo Weber/Gluth einen starken sechsten Platz. „Hinten raus haben wir alles richtig gemacht. In der Abfahrt haben wir keinen Defekt bekommen und im Finale dann im richtigen Moment den Sprint angezogen. Ich hoffe, es läuft so weiter wie bisher, das wäre echt mega cool“, klingt Gluth fast euphorisch.

Am Tag zuvor zahlten sie erst mal Lehrgeld. Gleich am Anfang verloren beide ihre zweite Trinkflasche, die sie an die Sattelstütze montiert hatten. Weil sie an der ersten Verpflegungszone aber in einer Gruppe um Rang acht unterwegs waren, entschieden sie sich nicht anzuhalten, wenn es der Rest der Gruppe auch nicht tat.

„Das war ein großer Fehler“, bekannte Gluth. Irgendwann war Flasche leer und die beiden hatten eine Stunde lang nichts zu trinken. Ihn habe es nach der Hälfte der Etappe „komplett aufgestellt“ und Weber musste ihn am Berg schieben.

In der Gesamtwertung liegt das Duo aus Cyclo-Cross und Cross-Country-Spezialist auf Platz zwölf.

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Elisabeth Brandau erwischte auf der zweiten Etappe einen schlechten Tag. So erreichte sie mit Hielke Elferink (Meerendal-Rocky-EBE) das Ziel erst als Neunte, mit über einer Stunde Rückstand.

„Vom Start weg musste ich kämpfen und mich schon am ersten Berg mehrmals übergeben“, berichtete Brandau ein wenig deprimiert. Möglicherweise hatte sie sich den Magen verdorben. Krämpfe begleiteten sie am letzten Anstieg und der Abfahrt. „Hielke tut mir leid. Heute war sie fitter und ich muss kapitulieren“, bedauerte Brandau mit Blick auf Hielke Elferink, die mit ihr das Duo Meerendal-Rocky-EBE bildet.

„Sie ist die beste Team-Partnerin, sie hat mir heute Durchhalte-Vermögen gegeben.“ Auf den ersten beiden Etappen hatten sie noch Probleme sich aufeinander einzustellen, bekennt Brandau. Mit unterschiedlichen Kettenblättern ausgestattet gelang es ihnen nicht einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. „Wir müssen uns halt erst finden.“

Nach drei Tagen liegt das Duo jetzt auf Rang acht, 1:36:56 Stunden zurück.

 

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