Der Tour-de-France-Sieger und seine MTB-Vergangenheit
Zweimal war Egan Bernal mit einem Deutschen auf dem WM-Podium
Egan Bernal hat am vergangenen Sonntag als erster Kolumbianer die Tour de France gewonnen. Im Alter von 22 Jahren. In den unzähligen Porträts und in den Kommentaren während der Tour wurde immer wieder seine Mountainbike-Vergangenheit erwähnt. Obschon es noch gar nicht so lange her ist, weiß man in der Cross-Country-Szene nicht mehr viel von Bernal. Obwohl er zweimal auf dem WM-Podium stand – einmal vor und einmal hinter einem Deutschen.
Wie Johannes Knuth von der Süddeutschen Zeitung schreibt, begann Egan Arley Bernal Gomez im Alter von sieben Jahren in seinem Heimatort Zipaquira mit dem Mountainbike-Sport, nachdem ein Mann mit Namen Pablo Mazuera ein Team gegründet hatte, um Jugendlichen eine Perspektive zu bieten.
Egan Bernal war ein Talent und 2014 holte er sich im Junioren-Rennen der WM in Hafjell, Norwegen, die Silber-Medaille. Hinter dem Dänen Simon Andreassen. Bernal gehörte, wie Andreassen dem jüngeren Jahrgang an.
Nur eine Sekunden hinter ihm passierte der jahrgangsältere Luca Schwarzbauer die Ziellinie und holte Bronze. Und das nachdem er nur als Neunter aus der ersten Runde gekommen war und zwischendrin seinen Sattel verstellen musste.
Schwarzbauer und Bernal sind übrigens nicht wirklich ein Jahr auseinander. Bernal ist tatsächlich nur weniger als drei Monate jünger als der Lexware-Fahrer.
WM 2015 im Bikepark Vallnord, Andorra
Ein Jahr später war es wieder ein deutschere Lexware-Fahrer, der mit Bernal um WM-Silber kämpfte. Es war in Andorra wieder Andreassen, der klar den Titel einheimste.
Dahinter lieferte sich Max Brandl mit Bernal ein spannendes Duell. Der Kolumbianer war in den Anstiegen stärker. Wen wundert’s heute noch? Doch Brandl gelang es immer wieder an den Südamerikaner ran zu fahren.
Trotz eines Sturzes auf rutschigen Granitplatten.
Zitat aus dem acrossthecountry-Bericht von damals:
„Im folgenden, sehr steilen Anstieg fuhr Bernal wieder zehn Sekunden heraus. „Ich habe in den Anstiegen immer wieder einen Vorsprung raus gefahren und dachte, jetzt hast du ihn abgehängt. Aber er kam immer wieder zurück“, beschrieb Bernal das Geschehen aus seiner Sicht.
Max Brandl düpierte den späteren Tour-de-France-Sieger dann mit einem starken Manöver, als er zwei Kilometer vor dem Ziel in einer Wiesenkurve innen vorbei kurvte und damit vor seinem Rivalen in die nächste technische Passage einfuhr. Dort spielte er seine Stärke aus und konnte Silber gewinnen.
Für Egan Bernal war seine MTB-Karriere damit beendet. Johannes Knuth schreibt davon, dass die großen Profi-Teams mit einer „unbekannten Mountainbike-Begabung aus den Anden“ nicht viel hätten anfangen können.
Doch das muss man vielleicht relativieren. Zum einen war ein Simon Andreassen der Dominator, zum zweiten hat auch Max Brandl als WM-Zweiter kein Angebot bekommen. Es ist im Cross-Country-Sport ja nur in wenigen Ausnahme-Fällen so, dass Fahrer im ersten U23-Jahr bereits bei den besten Profi-Teams unterkommen.
Leistungstests in Aigle
Wie auch immer, sein Mentor Mazuera habe Bernal dann gedrängt bei der UCI in Aigle, Schweiz, ein paar Leistungstests zu machen. Die Daten, so würde sich Mazuerea erinnern, hätten die Diagnostiker „die besten Werte“ genannt, die sie am Institut in Aigle „je gesehen“ hätten.
Tja, jetzt ist der Silber- und Bronze-Medaillengewinner auf dem Mountainbike Tour-de-France-Sieger und steht in einer Reihe mit ehemaligen Mountainbikern wie Peter Sagan, Jakob Fuglsang und einigen anderen erfolgreichen Straßenprofis.