DM Wombach: Fumic und die Horde der Jäger
Spannung wie nie zuvor? Kein Top-Favorit, aber viele Medaillenkandidaten!
Als Titelverteidiger geht Manuel Fumic am Sonntag in Wombach in die 30. Deutschen Cross-Country-Meisterschaften, aber die deutlich jüngere Konkurrenz will seinen Hattrick verhindern. Vizemeister Georg Egger will den Spieß umdrehen, Markus Schulte-Lünzum hat sehr gute Erinnerungen an die DM 2016 und es gibt noch eine Horde an Jägern, durch die das Herren-Rennen eine spannende Angelegenheit werden kann.
An den Tag als die Deutschen Meisterschaften schon mal in Wombach stattfanden, mag Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) sicherlich nicht gerne zurückdenken. Es war das Olympia-Jahr 2016 und beim Cannondale-Fahrer wollte der Knoten bis dahin einfach nicht platzen.
Es war ein interessantes Rennen, mit einem Christian Pfäffle, der damals in der Form seines Lebens war und dem eine realistische Chance auf den Titel durch einen Defekt geraubt wurde. Am Ende war er Dritter .*
Manuel Fumic hatte schon zur Hälfte des Rennens den Kontakt zu drei Fahrern vor ihm verloren. Und er wurde am Ende auch Vierter.
Ob sich die Geschichte in Wombach wiederholen könnte? Es ist zumindest eine Variante eines völlig offenen Rennens. Sicher wird man auf Fumic schauen, doch mit dem unerfreulichen Frühjahr im Gepäck wird er nicht als Top-Favorit gehandelt.
Vaterfreuden als Motivations-Schub
Seit Montag ist Manuel Fumic wieder zurück vom Trainingslager in Kroatien. Und der Kirchheimer strahlt nach schwierigen Wochen wieder eine gewisse Zuversicht aus. Ein Blut-Check vor der Abreise hat nichts Ernsthaftes zu Tage gefördert, aber einen abklingenden Infekt diagnostiziert. Vermutlich ein hartnäckiger Virus und vielleicht nicht zufällig, dass bei Simon Stiebjahn (Team Bulls), der auch das Cape Epic gefahren ist, derselbe Befund bekannt wurde.
„In Kroatien hat alles gut geklappt, ich habe mich gut erholt und trainiert“, sagt Fumic, der diese Woche zum dritten Mal Vater geworden ist (eine zweite Tochter). Das Familienglück sorgt möglicherweise für einen zusätzlichen Schub, jedenfalls sagt der 37-jährige: „Ich bin motiviert und guter Dinge für das Wochenende. Es geht mir besser und ich reise mit einem guten Gefühl zur DM.“
Mit seinem sechsten Titel würde Fumic den Hattrick perfekt machen und gleichzeitig mit seinem Bruder Lado Fumic gleichziehen.
Es gibt eine ganze Hand voll Fahrer, die man als Sieger nicht als Überraschungsmeister bezeichnen würde. Markus Schulte-Lünzum (Bike Way Racing), der 2016 das Rennen für sich entschied und seinen zweiten Titel holte, scheint sich gegenüber dem Vorjahr wieder berappelt zu haben.
„Eigentlich ist die DM ja ein ganz normales Rennen, aber das Meistertrikot hat schon einen Stellenwert“, sagt Schulte-Lünzum. „Es wäre geil, wenn ich die Erinnerungen von damals positiv auffrischen könnte.“
Der zweite Platz in Gedern gab ihm noch mal ein wenig mehr Rückenwind, aber er verweist auch auf die Leistungsdichte. „Wir sind grade recht dicht beisammen und es gibt keinen klaren Favoriten, vieles ist möglich. Ich hoffe einer von denen zu sein, die vorne mitfahren können.“
Einer, der sich ohne Umschweife den Titel zum Ziel gesetzt hat, ist Georg Egger (Lexware). Dritter 2017, Zweiter 2018, da scheint es fast logisch jetzt nach dem Trikot greifen zu wollen.
„Nach den letzten beiden Jahren ist klar, worum es geht“, meint Egger, „aber ich rechne mit einem spannenden Rennen. Ben, Markus, Max, der Mani und auch der Gluth, die haben da alle was zu melden. Das könnte eine knappe Kiste werden. Ich bin auf jeden Fall gut vorbereitet und habe Bock drauf.“
Der „Ben“ heißt Zwiehoff (Bergamont) mit Nachnamen und hält den Ball eher flach. Nach zwei Top-30-Ergebnissen im Weltcup, hat sich der Essener mehr auf die Serie fokussiert. Dennoch stellt er seine Ambitionen nicht ganz aufs Abstellgleis.
„Ich fahre diese Saison deutlich weniger Rennen und lege immer mal wieder bewusst Pausen ein, vor allem um die Weltcups und die internationalen Meisterschaften optimal vorzubereiten. Darunter leidet jetzt vielleicht die DM ein wenig. Nichtsdestrotz war ich noch nie Deutscher Meister und würde selbstverständlich auch nicht darauf verzichten, wenn es am Sonntag möglich wäre“, erklärt der Vorjahres-Dritte.
Er verweist aber darauf, dass „wir Deutschen im Moment auch alle sehr dicht zusammen“ sind. Deshalb würde eine Prognose schwer fallen. In jeder Hinsicht.
Martin Gluth (Superior XC) war schon 2018 Teil der vierköpfigen Spitzengruppe, die dann in St. Ingbert den Sieg unter sich ausmachte. Er war dann der, für den es keine Medaille gab. „Klar will ich nach (Platz vier im) letztem Jahr eine Medaille bei der DM! Ich glaube, dass ich ganz gute Chancen habe“, zeigt sich Gluth angriffslustig.
Zu diesem Quintett kommt noch U23-Fahrer Max Brandl (Lexware), der auf heimischem Terrain ganz optimistisch an die Sache herangeht und zweifellos nicht freiwillig aufgestiegen wäre, wenn er sich nicht Medaillenchancen ausrechnen würde.
Sein Teamkollege Luca Schwarzbauer ist auch nicht ganz aus der Rechnung zu nehmen. Wenn er einen guten Tag erwischt und erst mal vorne mitkämpfen kann, darf man ihn auf keinen Fall unterschätzen.
„Es ist ein offenes Ding dieses Jahr und viele können um die Medaillen mitfahren. Ich zähle mich auch dazu, aber ich kann nichts erzwingen. Das will ich auch nicht“, sagt Schwarzbauer, der seinen Dauer-Schnupfen endlich in den Griff bekommen hat. „Rein körperlich passt es, aber ich nehme mir jetzt nicht unbedingt was Konkretes vor“, so der Nürtinger.
Simon Stiebjahn (Team Bulls) könnte sogar noch gefährlicher werden. Je länger er vorne in Schlagdistanz bleibt, desto größer wird seine Chance.
„Das Training lief super und ich fühle mich gut“, sagt Stiebjahn, der seine gesundheitlichen Probleme anscheinend hinter sich gelassen hat. Die Sprint-DM lässt der zweifache Titelträger dennoch aus. Was seine Ambitionen bei der Cross-Country-DM angeht, zeigt er sich gelassen. „Schwer zu sagen, nach so langer Wettkampf-Pause, aber vielleicht reicht es, um den einen oder anderen zu ärgern. Vielleicht auch für mehr.“
Druck mache er sich nicht. „Favoriten sind andere und ich habe nichts zu verlieren“, meint der Schwarzwälder.
Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr) ist noch so ein Außenseiter, der prinzipiell das Potenzial besitzt, sich in den Kampf um die Medaillen einzumischen. Sofern er genügend Zeit hatte, sich vorzubereiten.
Und jener Christian Pfäffle (Stevens MTB Racing), der möglicherweise verhinderte Deutsche Meister 2016?
Hatte größere Probleme in diesem Frühjahr und ist nach einer Krankheit nach eigenem Bekunden „nur bei 80 Prozent“ und ein Platz unter den besten Zehn wäre in diesem Fall ein Erfolg.
*Falls sich jemand fragt, wer denn 2016 in Wombach Zweiter war? Es war der inzwischen zurückgetretene Moritz Milatz.