Engadin Bike Giro: Vitzthum und Keller verteidigen Gesamtführung
Auf der zweiten Etappe holt sich Sascha Weber den Tagessieg – Linda Indergand spielt der Regen in die Karten
Auf Regen folgt bekanntlich Sonnenschein – oder umgekehrt. Während es in den Engadiner Bergen immer wieder schüttete wie aus Eimern, war bei der Stimmung Sascha Webers (Maloja Rocky Mountain) ebenfalls ein Wetterumschwung zu beobachten. Nachdem der Vorjahressieger des Engadin Bike Giro auf der ersten Etappe zwei Defekte und einen „Moralischen“ verschmerzen musste, die ihm neun Minuten Rückstand einbrachten, konnte er die zweite Etappe für sich entscheiden. „Ich bin wieder auf Kurs“, strahlt Weber im Ziel.
Vom Start weg formierte sich eine Sechsergruppe mit Simon Vitzthum, (jb Brunex Felt), Lukas Flückiger (Infinity), Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr), Thomas Litscher (KMC Orbea) und Filippo Colombo (Absolute Absalon-BMC). „Wir haben von Anfang an gesagt, wir wollen keinen mehr ranlassen“, sagt Weber. Wohl deshalb wurden immer wieder Attacken und Rhythmuswechsel gefahren, die es der Verfolgergruppe schwer machten. Am Anstieg zur Alp Muntatsch konnte sich Weber gemeinsam mit Simon Vitzthum und Lukas Flückiger absetzen. Das Dreiergespann fuhr bis zur Zieleinfahrt in Silvaplana gemeinsam, wo Weber schließlich den Sprint von vorn für sich entschied (3:22:38h). „Ich bin jetzt zum fünften Mal hier, da weiß ich wie man fahren muss“, sagt der Saarländer, der in Freiburg lebt. Allerdings, das gebe er zu, sei der Tagessieg über 71 Kilometer und 2545 Höhenmeter heute schon ein hartes Stück Arbeit gewesen, da es immer wieder Tempoverschärfungen gab.
Die Schweizer Flückiger und Vitzthum, die auch auf der ersten Etappe weite Teile gemeinsam an der Spitze gefahren sind, bleiben gleichauf in der Gesamtwertung. „Mit Lukas habe ich gestern schon super zusammengearbeitet“, so Vitzthum. Morgen haben beide gute Chancen auf den Sieg in der Gesamtwertung. Die beiden trennt nur eine Sekunde.
Platz vier und fünf gingen an Julian Schelb und Thomas Litscher, 1:58 Minuten hinter Weber. Schelb, der am Tag zuvor Sechster geworden war, war im Ziel glücklich über die Zusammenarbeit mit Litscher. „Er fährt technisch gut bergab“, sagt der Münstertaler, der sich auch noch Hoffnung auf die Gesamtwertung machen darf. Litscher musste einen Sturz im Downhill verkraften. „Mit meiner Reifenwahl war ich zu optimistisch.“ Die Fahrer hatten mit strömendem Regen und kühlen Temperaturen zu kämpfen – nachdem es am Tag zuvor heiß und sonnig war.
Das Team Bulls mit Simon Schneller, Simon Stiebjahn und Martin Frey belegte die Plätze Sechs bis Acht. „Wir sind momentan alle gleich stark“, sagt Stiebjahn. „Aber für ganz vorne reicht es offenbar noch nicht. Wir haben gehofft, dass wir am langen Anstieg noch den ein oder anderen einsammeln können.“ Das Trio konnte allerdings nur noch Filippo Colombo hinter sich lassen, der bis auf Platz 16 zurückfiel.
Daniel Geismayr vom Team Centurion-Vaude, der am Tag zuvor Dritter wurde, hatte von Anfang an mit technischen Problemen zu kämpfen und kam auf Platz 38 mit 30:34 Minuten Rückstand ins Ziel. Damit sind die Chancen des österreichischen Staatsmeister auf die Gesamtwertung dahin. Sein junger Teamkollege Phillip Handl überraschte allerdings mit Platz 13.
Ihren Vorsprung in der Gesamtwertung konnte Vortagessiegerin Alessandra Keller (Thömus RN) konnte weiter ausbauen (Siegerzeit 4:09:08 h). In der ersten Abfahrt konnte sie sich von der Verfolgerin Elisabeth Brandau (EB-Racing) distanzieren. „Ich fand eine mega schnelle Herrengruppe, in der auch mein Teamkollege Ursin Spescha war“, sagt Keller. „Das war perfekt für mich.“ Hinter ihr fanden sich Linda Indergand (Maloja Pushbikers) und Elisabeth Brandau. Indergand fuhr bergab voraus, am Berg führte Brandau. Als sich das Gespann dem höchsten Punkt auf 2500 Metern ü. NN näherte, musste Brandau abreißen lassen.
6:42 min hinter Keller kam Linda Indergand ins Ziel. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Rennen“, sagt sie. „Bergab konnte ich Zeit gutmachen, und das Wetter hat mir vielleicht auch in die Karten gespielt.“ Brandau wurde Dritte, 12:41 min hinter Keller und kurz vor Adelheid Morath (KS Trek Team) auf Platz vier. Morath, die ohne spezifische Vorbereitung angereist war, freute sich über einen tollen Tag im Sattel. „Es lief zehnmal besser als gestern und die Downhills im Nassen haben mir echt Spaß gemacht“.
Fünfte wurde die Namibierin Vera Looser (Hinwil) vor Ariane Lüthi (Andermatt Swiss Alps) und Esther Süss (RC Gränichen/Team). Steffi Häberlin, überraschende Dritte am Tag zuvor, belegte Rang Acht, Vortages-Zweite Stephanie Dohrn vom Team Centurion-Vaude schied aus.
Die letzte Etappe führt das Feld über 64 Kilometer und 2318 Höhenmeter, wobei mit dem Pass Suvretta 1000 Höhenmeter am Stück zu bezwingen sind. Hier gehts zu den Ergebnissen der zweiten Etappe sowie der Gesamtwertung.