Engadin Bike Giro#2: Käß gewinnt Sprint-Finale gegen Litscher

Kristian Hynek Gesamtsieger – Simon Stiebjahn fällt auf Rang vier zurück

Zum Abschluss des dritten Vaude Engadin Bike Giro haben Sabine Spitz und Jochen Käß Etappensiege gefeiert. Für Sabine Spitz bedeuteten die 2:27 Minuten Vorsprung auf Adelheid Morath, dass sie von ihrer deutschen Konkurrentin das Gelbe Trikot übernimmt und damit in Silvaplana den Gesamtsieg feiert. Bei den Herren reichte dem Tschechen Kristian Hynek ein vierter Platz um sich den Giro zu gewinnen.

 

Etwas kurios verlief der dritte und letzte Tages-Abschnitt bei den Herren. In einer Downhill-Passage etwa nach einem Drittel der Distanz ging Thomas Litscher (jb Brunex Felt) als erster in den Trail. Hinter machte Kristian Hynek (Canyon-Topeak) einen Fehler, so dass eine Lücke entstand.

Zudem verirrten sich plötzlich falsch abgebogene Hobbyfahrer zwischen die Profis. So vergrößerte sich Litschers Vorsprung so weit, dass er außer Sicht war. Doch der Schweizer verpasste in einer schnellen Passage eine Wende. „Ich bin da aerodynamisch gefahren“, erklärte Litscher. Und in dieser Position übersah er die Markierung (einen Posten gab es nicht), so dass er geradeaus weiterflog. „Ich habe in St. Moritz-Dorf ein bisschen Sightseeing gemacht“, meinte er hinterher mit Ironie.

Jedenfalls hatte die Spitzengruppe die Kletterpartie zum Munt da San Murezzan dann vor ihm in Angriff genommen.

Dort präsentierte sich Kristian Hynek im Gelben Jersey erneut als die beste Kletterziege und überquerte den höchsten Punkt mit rund einer Minute Vorsprung auf seine Verfolger Konny Looser (BiXS Pro Team) und Jochen Käß (Centurion-Vaude).

Auf der folgenden, technisch anspruchsvollen Abfahrt gelang es Jochen Käß zu Hynek aufzuschließen, den Tschechen zurückzulassen und in Führung zu gehen.

Litscher holt Käß noch ein

Noch schneller fuhr der WM-Dritte Thomas Litscher bergab. Er hatte etwa an achter, neunter Stelle den höchsten Punkt erreicht und packte dann seine Downhill-Qualitäten aus. Zwei Kilometer vor dem Ziel erreichte er Jochen Käß, musste aber erst mal nachfragen, um welche Position es sich handelt.

Im Kampf um den Etappensieg hatte Jochen Käß dann den Vorteil, dass er das Finale kannte. Bei einem Überholversuch von Litscher machte er die Türe zu, wie er es selber beschrieb und auf der etwa 70 Meter langen Zielgeraden verteidigte er seine erste Position.

„Ich habe mich halt gewehrt“, meinte Vorjahres-Sieger Käß nach dem Etappensieg. Er gilt allerdings auch als sprintstarker Akteur. Mit dem Erfolg nach 3:03:07 Stunden festigte er seinen zweiten Gesamtrang, hinter Kristian Hynek, der zehn Sekunden hinter Konny Looser als Vierter das Ziel mit 41 Sekunden Verspätung erreichte, aber mit immer noch komfortablen 3:20 Minuten Differenz auf Käß den Gesamtsieg feiern konnte.

„Keine Schande“

Jochen Käß war gut drei Monate nach seinem Wadenbein-Bruch mit seinem zweiten Platz zufrieden. „Es fehlt einfach noch ein bisschen, aber gegen Kristian zu verlieren ist auch keine Schande“, kommentierte Käß. „Deshalb bin ich auch zufrieden.“

Litscher holte sich den dritten Gesamtrang, nachdem Simon Stiebjahn (Team Bulls) keinen guten Tag erwischte und mit 4:04 Minuten Rückstand nur Tages-Siebter wurde und damit auf Platz vier zurück rutschte.

„Wenn ich das Finale gekannt hätte, dann wäre mein Angriff früher gekommen. Jochen ist halt auch kein schlechter Sprinter. Aber ich bin zufrieden damit, wie ich gerade Rennen fahren kann. Für mich war es auch eine neue Erfahrung“, sagte Litscher, der schließlich 4:53 Minuten Rückstand auf Hynek hatte.

Simon Stiebjahn fühlte sich derweil „die ganze Zeit schwach“, wie er zu Protokoll gab. Er plagte sich mit Rückenproblemen, hatte am Vorabend schon Magenprobleme und schon früh zwei Gels zu sich genommen.

„Ich habe am Berg dann versucht meinen Rhyhtmus zu fahren und mich nicht verrückt machen zu lassen. Bergab habe ich schon Zeit gut gemacht, aber nicht gegen Litscher. Der hat mich überholt. Es war sehr ruppig und da war sein Fully schon ein Vorteil, aber das war nicht entscheidend“, kommentierte Stiebjahn, der „unter Strich dennoch sehr zufrieden“ mit den drei Tagen war.

Ergebnisse

Damen: An einer steilen Rampe zersplittert das Trio

Suess_Morath_Spitz_by Sauser Event GmbH
Esther Süss, Adelheid Morath und Sabine Spitz ©Sauser Event GmbH

Bei den Damen drehte sich das Geschehen am letzten Tag noch einmal. Das Trio Sabine Spitz (Wiawis Bikes), Adelheid Morath (jb Brunex Felt) und Esther Süss (BikErich) war im Anstieg noch relativ lange zusammen. Es war etwa die Hälfte des rund elf Kilometer langen Anstiegs ab Kilometer 39 gefahren, als sich zweimal sehr steile Rampen in den Weg stellten. In der zweiten, einer Asphalt-Passage konnte Sabine Spitz dann die entscheidende Lücke reißen und auch weiterziehen.

An der letzten Verpflegungszone bei Kilometer 48 wurden 35 Sekunden Vorsprung auf Morath gemessen und es standen noch weitere 250 Höhenmeter bevor, ehe es von Munt da San Murezzan langsam vom Suvretta-Pass wieder nach unten ging.

Sabine Spitz nahm nicht volles Risiko, behielt auf den felsigen Passagen aber immer ein hohes Grundtempo bei, um nicht ins Straucheln zu geraten.

Im Ziel in Silvaplana hatte sie nach 3:45:04 Stunden 2:27 Minuten Vorsprung auf Adleheid Morath.

„Es ging mir definitiv besser als gestern, sonst wäre das nicht möglich gewesen“, meinte Sabine Spitz, „heute hat alles gut funktioniert.“

 

Adelheid Morath verlor Gelbe Trikot an Spitz, die den Engadin Bike Giro mit 1:03 Minuten Rückstand als Zweite beendete und damit dennoch „super zufrieden“ war.

„Sabine war einfach stark heute. Der Downhill war extrem technisch und ich habe nichts riskiert“, so die 33-Jährige nachdem sie nun an allen drei Tagen Zweite geworden war. „Der Event war richtig gut, die Trails sind super und für mich waren die drei Tage nach dem Schlüsselbeinbruch genau richtig als Belastungsreiz.“

Esther Süss, Etappensiegerin von Samstag, wurde mit 3:19 Minuten Rückstand Tages-Dritte und mit 4:10 Minuten Abstand auf Sabine Spitz auch Gesamtdritte.

Ergebnisse

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