Europameisterschaft: Im Oktober am Monte Tamaro

Der europäische Radsportverband UEC plant, trotz in die Länge gezogener Coronamaßnahmen eine Europameisterschaft durchzuführen. Vom 15. bis 18. Oktober werden nördlich von Lugano in der Schweiz neun Meistertitel vergeben

Das Eröffnungsrennen des Proffix Swiss Bike Cups 2020 am Monte Tamaro war eines der ersten Rennen in Europa, die wegen der vergangenen Corona-Pandemie abgesagt werden mussten. Jetzt sind die Schweizer vom VC Monte Tamaro für die Österreicher in die Bresche gesprungen: nachdem bereits früh klar war, dass die XCO-Europameisterschaften nicht in Graz abgehalten werden können würden, versuchen nun die Schweizer am Monte Tamaro die EM auszurichten. Das Ziel ist, auf dem Militärgelände in der Stadt Monteceneri, 35 europäische Nationen unter fairen Bedingungen an den Start zu bringen.

Start zum Proffix Swiss Bike Cup 2018
Start zum Proffix Swiss Bike Cup 2018

Bereits seit 2013 werden auf dem Militärgelände am Monte Tamaro jährlich hochklassige Mountainbike-Rennen ausgetragen, seit 2014 als Eröffnungsrennen des renommierten Swiss Bike Cups. Und 2003, die Älteren mögen sich noch daran erinnern, fand nur wenige hundert Meter entfernt die Weltmeisterschaft im Cross-Country statt, damals noch unter dem Namen Lugano, was etwas euphemistisch war, schließlich liegt die Stadt Lugano fast 20 Kilometer entfernt. Man hat also Erfahrung im Tessin mit der Ausrichtung von hochklassigen Mountainbike-Rennen. Erfahrung hat mit der übersichtlichen und anspruchsvollen Strecke auch Weltmeister Nino Schurter (Scott-SRAM): bei seinen vier Teilnahmen (2014-2107) konnte er das Rennen vier Mal gewinnen, zuletzt siegte Mathias Flückiger (Thömus RN) 2019.

Dieser Zweikampf könnte auch im Herbst 2020 um den Europameistertitel stattfinden, wenn nicht noch eine Vielzahl anderer Sportler anderer europäischer Länder etwas dagegen hätte. Denn die Europameisterschaft 2020 findet exakt eine Woche nach den Weltmeisterschaften in Saalfelden-Leogang stattfinden: als Termin hat sich der europäische Radsportverband UEC schon vor Wochen das Datum 15.-18. Oktober reserviert.

Jolanda Neff 2018
Jolanda Neff 2018

Mittlerweile hat man in der Schweiz schon einige und vor allem positive Erfahrungen mit „Mountainbike-Rennen trotz Corona-Einschränkungen“ sammeln können. Deswegen hat auch Marzio Cattani wenig Bedenken, dass die Meisterschaften nicht durchgeführt werden könnten. „Wir müssen langsam wieder zu einer Normalität zurückkommen“, betont der Präsident und Trainer des VC Monte Tamaro: „Wir hatten die Gelegenheit, uns um die Europameisterschaften zu bewerben, und die haben wir genutzt.“ Vielleicht war es auch hilfreich, dass das neben Absolute-Absalon-Fahrer Filippo Colombo das prominenteste Mitglied des VC Monte Tamaro der Schweizer Nationalrat Rocco Cattaneo ist, zugleich auch noch Präsident des europäischen Radsportverbandes UEC, der damit die Europameisterschaften in seine Heimat geholt hat.

David List am Monte Tamaro
David List am Monte Tamaro

Cattani verweist auf die Größe des Militärgeländes, in dem die Rennen mit leichten Kursänderungen zu den Vorjahren stattfinden werden: „Momentan dürften wir mit 1.000 Zuschauern die Rennen austragen, aber wir planen drei Zonen mit Abstand zueinander, sodass wir vielleicht noch mehr Zuschauer zulassen können.“ Die Sicherheit vor allem der Athleten und Betreuer sei aber gewährleistet: Es werde eine abgetrennte Team-Area geben, von der aus die Sportler durch einen Kanal zum Start und zurück vom Ziel geleitet werden, ohne direkten Kontakt zu Zuschauern. So etwas kennt man im Mountainbike-Sport bislang nur von Olympischen Spielen. „Aber die Rennen finden auf jeden Fall statt, notfalls auch ohne Zuschauer und mit geschlossenen Toren“, betont Cattani: „Notfalls müssen die Zuschauer die Rennen am Fernsehbildschirm oder am Computer verfolgen.“

Luca Schwarzbauer am Fuße des Monte Tamaro
Luca Schwarzbauer am Fuße des Monte Tamaro

Für die Sportler und die Radsportfans wird es ein heißer Herbst: so finden Ende September die beiden einzigen Rennen zum Mercedes UCI World Cup in Nove Mesto na Morave / CZE statt, bevor der ganze Tross quasi über Nacht nach Saalfelden-Leogang / AUT umzieht, wo eine Woche darauf die Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Und dann eben wieder eine Woche später die Europameisterschaft in den Disziplinen Olympisches Cross Country (U19 m/w, U23 m/w und Elite m/w), Team-Relay und auch Eliminator (m/w). Für das Schweizer Publikum wird es auch die zweite Radsportgroßveranstaltung binnen zwei Wochen sein: während der Mountainbiker in Nove Mesto ihre Runden drehen werden, wird die Weltelite des Straßenradsport am Hauptsitz der UCI in Aigle-Martingy ihren Weltmeister suchen.

WM-Siegerehrung U23 2003 (vlnr): Schurter-Kulhavy-Yakymenko
WM-Siegerehrung Junioren 2003: Schurter-Kulhavy-Yakymenko

Noch eine Anekdote zum Schluss: damals, 2003, bei Weltmeisterschaft in „Lugano“, gewann in der Junioren-Kategorie ein Tscheche namens Jaroslav Kulhavy, wie später auch die Olympischen Spiele in London 2012. Zweiter wurde 2003 ein junger Nino Schurter, zweiter auch in London 2012, aber heute natürlich amtierender Weltmeister. Vielleicht wäre auch wieder mal ein spannendes Duell 2020. Oder es mischt ein junger Niederländer mit, der an den beiden Wochenenden zuvor Straßen- und Mountainbike-Weltmeister geworden sein könnte…

Facebook Auto Publish Powered By : XYZScripts.com