Eva Lechner: Ein Schritt zurück kann einer vorwärts werden

Südtirolerin bestreitet erstmals volle Cyclo-Cross-Saison

Eva Lechner hat beim Cyclo-Cross-Team Creafin-TÜV Süd einen Zweijahres-Vertrag unterzeichnet. Die Italienerin will mit der belgischen Formation die volle Weltcup-Saison in der Winter-Disziplin fahren. Was in der Mountainbike-Saison 2019 passiert, das steht allerdings noch in den Sternen.

 

„Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, einmal eine volle Cyclo-Cross-Saison zu fahren“, sagt Eva Lechner, „bevor ich mit dem Radl fahren aufhöre.“ Dass sie diese Idee jetzt in die Tat umsetzt und bei Creavin-TÜV Süd für zwei Jahre unterschrieben hat, das hat allerdings auch mit der Situation um das Clif Bar Pro Team zu tun.

Dessen Zukunft, zumindest als Weltcup-Team, stand im Sommer zur Debatte (und scheint immer noch nicht geklärt) und das war dann für Eva Lechner der letzte Impuls sich zum Cyclo-Cross hin zu orientieren, das sie bis dato nur als Ergänzung zum Cross-Country-Sport betrieben hat – wenn auch mit WM-Medaillen und zwei Weltcupsiegen ziemlich erfolgreich.

„Weil es auf dem Mountainbike nicht so gelaufen ist, habe ich mich schon ein bisschen umgeschaut“, erklärt Lechner. Aber nachdem das Clif Pro Team auf der Kippe stand, klärten sich die Fronten. „Es ist letztlich für mich gut, dass es so gekommen ist. Damit war klar, dass ich diesen Weg gehen will“, bekennt die Südtirolerin.

„An der Physis kann es nicht liegen“

Nach gesundheitlichen Problemen konnte Eva Lechner nur noch sporadisch absolute Weltklasse-Leistungen abrufen, zu denen sie vorher fähig war und die zu insgesamt drei Weltcupsiegen geführt haben (Houffalize 2010, Albstadt 2013 und Cairns 2014).

Die Gründe dafür sieht Eva Lechner mehr auf der mentalen Ebene. „An der Physis kann es eigentlich nicht liegen. Wenn ich es im Cross schaffe Pauline (Ferrand Prevot) und Jolanda (Neff) hinter mir zu lassen, müsste ich mindestens auch im Short Track schnell sein“, räsoniert Lechner. „Vielleicht war der Druck, der entstanden ist zu groß und wenn Du immer weiter hinten startest, dann wird’s immer schwieriger.“

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Fokus jetzt auf Cyclo-Cross: Eva Lechner ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Zuletzt habe es ihr völlig an Selbstsicherheit gefehlt, trotz einiger ordentlicher Ergebnisse wie dem achten Rang bei der EM in Glasgow. Die bekannt schnelle Starterin kam meist selbst in der ersten Runde schon nicht klar.

„Bei der WM in Lenzerheide war ich schon zur Hälfte des ersten Anstiegs schon fertig und hatte saure Beine. Und wenn du schon Weltcups gewonnen hast und dann schauen musst, dass du es noch in die Top 30 schaffst, macht das auch immer weniger Freude“, versucht Lechner nachvollziehbar zu machen in welcher Sackgasse sie steckte.

Ein wenig hofft Lechner diesen Kreislauf mit dem Fokus auf Cyclo-Cross zu durchbrechen. Wenn dann

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Vielleicht klappt’s ja nächstes Jahr auch wieder auf dem Mountainbike: Eva Lechner©Lynn Sigel/EGO-Promotion

Mountainbiken in seiner Bedeutung für sie etwas in den Hintergrund rückt und die Erwartungen nicht mehr so hoch sind, die sie selbst an sich und andere an sie als dreifache Weltcup-Siegerin auch haben.

„Ein Schritt zurück kann auch einer vorwärts werden“, meint die 33-Jährige.

In welcher Konstellation sie sich allerdings im Frühjahr aufs Mountainbike schwingt, das ist derzeit völlig unklar. Eine Option hat sich gerade erst zerschlagen, Lechner ist weiter auf der Suche. Aber Panik macht sich nicht breit.

„Wenn gar nichts geht, dann habe ich auch noch ein paar Sponsoren und das Militär. Meine Haupteinkommensquelle ist der Quer-Sport (Cyclo-Cross). Da habe ich einen guten Vertrag, die Preisgelder sind höher und Startgelder gibt es auch“, sagt Lechner.

Ihr belgisches Team würde sie im Hauptland der Winter-Disziplin auch in dieser Hinsicht gut vertreten. In Italien werden die Cyclo-Cross-Weltcups live im Fernsehen übertragen, was auf Sponsoren-Suche natürlich ein Pluspunkt ist.

Olympia 2020? Muss nicht unbedingt sein!

Der Zweijahres-Vertrag mit Creafin-TÜV Süd mündet ins Jahr 2020, also in die olympische Mountainbike-Saison. Ob das noch mal ein Ziel ist?

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Zweiter von drei Weltcupsiegen, 2013 in Albstadt ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

„Schauen wir mal wie es kommt. Wenn ich im Weltcup um Platz 20 fahre, dann muss ich nicht unbedingt dabei sein. Ich war schon dreimal bei Olympia. Okay, wenn ich wieder vorne mitfahren kann, dann ist es ein anderes Thema, aber im Moment muss ich erst mal wieder auf dieses Level kommen“, meint Eva Lechner.

Olympia, das koste auch so viel Energie und werde so sehr gepusht, ob sie das noch mal wolle, darüber sei sie sich gar nicht sicher.

Regenbogen-Jersey im Blick

„Es ist gescheiter, wenn ich mal ein Regenbogen-Trikot hole“, meint sie lachend, aber doch ernsthaft. Die Weltcup-Gesamtwertung und den WM-Titel hat sie sich im Cyclo-Cross zum Ziel gesetzt. Zweite und Dritte war sie im Overall bereits und WM-Silber hat Lechner auch schon gewonnen.

Nachdem klar war, dass sie diesmal die volle Cross-Saison fahren wird, fuhr sie nach der EM im August ans Meer und machte Pause, um für den Winter neu aufzubauen. Mit Jetlag gab es in Waterloo (USA) Platz 16 und eine Woche später nach „ein paar Fehlern“ zu Beginn einen sechsten Platz. „Körperlich habe ich mich ganz gut gefühlt“, zeigt sie sich zuversichtlich, dass sie schon am 23. Oktober beim nächsten Weltcup in Bern wieder ganz gut mitmischen kann.

 

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