European Games: Mountainbike kehrt 2023 zurück

2023 finden in Krakau und Umgebung wieder die europäische Ausgabe der Olympischen Spiele, die sogenannten European Games statt. Nach 2015 ist dann Cross Country wieder im Reigen der Sportarten

Erinnert sich noch jemand an die ersten European Games 2015 in Baku in Aserbaidschan? Und wie die Sieger der beiden Mountainbike-Rennen hießen?

Siegerehrung 2015 in Baku (vlnr): Katrin Stirnemann, Jolanda Neff, Maja Wloszczowska © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Siegerehrung 2015 in Baku (vlnr):
Katrin Stirnemann, Jolanda Neff, Maja Wloszczowska
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Bei den Damen siegte Jolanda Neff vor ihrer Landsfrau und der heutigen Co-Nationaltrainerin Katrin Stirnemann und der Polin Maja Wloszczowska, bei den Herren gab es sogar einen Schweizer Dreifach-Triumph mit Nino Schurter (Gold), Lukas Flückiger (Silber) und Fabian Giger (Bronze). Deutsche Sportler standen damals nicht am Start, weil der Rennkalender im Rahmen der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio 2016 ohnehin proppenvoll war, der Aufwand riesig gewesen wäre und der Ertrag zumindest mit dem Blick auf Weltranglisten-Punkte eher bescheiden: schließlich war Baku wie alle Rennen dieser Art (Commonwealth Games, Panamerikanischen Spiele) nur als C3 gelistet gewesen. Selbst der DOSB als Vertreter Deutschlands im veranstaltenden EOC, der europäischen Teilorganisation des Internationalen Olympischen Komitees IOC, zeigte sich damals im Vorfeld skeptisch, wollte sich der Idee von Europäischen Spielen aber nicht verweigern. Und dann war da ja noch die Sache mit den Menschenrechten im neureichen Aserbaidschan.

Baku 2015 / Männer: Lukas Flückiger, Nino Schurter, Fabian Giger © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Baku 2015 / Männer:
Lukas Flückiger, Nino Schurter, Fabian Giger
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

2019: Minsk ohne Mountainbiker
Deswegen war man bei den Mountainbikern gar nicht so unglücklich, dass 2019, bei der zweiten Auflage der European Games in Minsk; Belarus, auch bekannt als die letzte Diktatur Europas, Mountainbiken von der Liste der Sportarten gestrichen wurde. Zumindest hier in Mitteleuropa hörte man keinen lauten Aufschrei, was bei den Olympischen Spielen sicher anders wäre.

Streckenbauer: Skyder Event & Track Company, auch verantwortlich für den Weltcup in Albstadt und den Marathon in Singen
Streckenbauer: Skyder Event & Track Company, auch verantwortlich für den Weltcup in Albstadt und den Marathon in Singen

2023: Krakau mit Mountainbikern
Doch nun hat heute der europäische Radsportverband UEC voll Stolz verkündet, dass Cross Country wieder in den Reigen der Sportarten der European Games aufgenommen wurde, und das schon für 2023 im polnischen Krakau. Dahin waren die Spiele 2019 vergeben worden. Krakau und die umliegende Region Kleinpolen war damals der einzige Bewerber. Allerdings scheint die Finanzierung der Spiele auch zwei Jahre nach dem Zuschlag und zwei Jahre vor der Austragung noch nicht ganz gesichert: nach Informationen von „Inside the Games“ sind sich die polnische Regierung und die Stadtverwaltung von Krakau noch nicht ganz über die Kostenteilung einig. Mittlerweile hat sich auch Schlesien bereit erklärt, Krakau und Kleinpolen bei Austragung zu unterstützen.

EOC und Menschenrechte
War die Menschenrechtslage in den bisherigen Austragungsorten Aserbaidschan und auch Belarus umstritten, so ist sie es auch in Polen und vor allem auch in der Region rund im Krakau, die sich 2019 mit über 80 anderen Städten und Regionen in Polen für LGBT-frei erklärt und sich so einen deutlichen Rüffel des Europaparlaments eingefangen hatte. Das EOC sagte im Oktober letzten Jahres gegenüber „Inside the Games“, Polens Aufgabe sei es, sicherzustellen, dass die Olympische Charta „respektiert wird und es bei den Spielen keine Diskriminierung jeglicher Art gibt.“in M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Impressionen Baku 2015 © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Impressionen Baku 2015
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

2023: Radsport nur als Cross-Country und Freestyle BMX
Die dritten Europäischen Spiele sollen vom 21. Juni bis 2. Juli 2023 stattfinden. Derzeit sind allerdings nur MTB und Freestyle BMX als Radsportdisziplinen gelistet. Straße und Bahn fehlen noch und es sieht wohl auch nicht danach aus, als ob sie noch dazu kommen würden.

Nino Schurter, erster und bislang einziger MTB-Sieger bei den European Games © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Nino Schurter, erster und bislang einziger MTB-Sieger bei den European Games
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

European Games: Bedeutung eher unerheblich
Nun ist jeder Wettbewerb eine Chance für Sportler, sich und seine Sportart den Medien zu präsentieren. Damals in Aserbaidschan waren es vor allem die Schweizer, die mit der bestmöglichen Mannschaft nach Baku angereist waren, viele Topathleten anderer Nationen blieben lieber zuhause. Aber offensichtlich war und ist dieser Erfolg für den ersten und bislang einzigen Mountainbike-Sieger der European Games, Nino Schurter, nicht sonderlich bedeutsam: in der Palmarès von 2015 auf seiner Homepage fehlt dieser doch eigentlich prestigeträchtige Sieg gänzlich, was vielleicht auch etwas über die Bedeutung der Spiele aussagen könnte.

2023: Es wird voll im Kalender
Die Europäischen Spiele 2023 in Krakau und Kleinpolen (polnisch: Kraków und Małopolska) sind das dritte Großevent für die Mountainbiker neben den Europameisterschaften, deren Austragungsort von der UEC noch nicht bekannt gegeben wurde, und den Radsport-Weltmeisterschaften, die im August 2023 in Glasgow und Schottland ausgetragen werden sollen. Unter dem Begriff „UCI Cycling World Championships“ sollen sich dort alle Radsportdisziplinen wie Straße, Bahn, Mountainbike, Trial und Paracycling zu einem einzigen großen Radsportfest vereinen.

European Championships vs. European Games
Die European Games, die 2023 in Krakau ausgetragen werden sollen, haben übrigens nichts mit dem Megaevent „European Championships Munich 2022“ zu tun:
Die „European Championships München 2022“ sind eine gemeinsame Veranstaltung einiger europäischer Disziplinen-Sportverbände wie Radsport, Leichtathletik, Turnen, Klettern, Rudern und Triathlon etc.. Die haben nichts mit dem EOC zu tun, in dem die nationalen Sportverbände (also der DOSB für Deutschland, CONI für  Italien, etc.) etc. Mitglieder sind.
De facto ist das natürlich dann zum Verwechseln ähnlich, vor allem für den Laien.
Die Sieger in München 2022 heißen Europameister (es sind nämlich ganz normale Europameisterschaften, nur gebündelt zu einem Megaevent), auch 2023 wird es eine ganz normale  MTB -Europameisterschaft geben, bei denen dann die Europameister gekürt werden. Wie oben schon erwähnt, hat die UEC den Austragungsort dafür noch nicht festgelegt.
Die Sieger der European Games von Krakau sind – naja, was eigentlich? Europäische-Spiele-Sieger? Europäische Olympia-Sieger? Vorschläge werden gerne angenommen!

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