Julian Schelb: Aus dem mentalen Loch heraus pedaliert

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Ein schwieriges Frühjahr für Julian Schelb, aber es gab auch Erfolgserlebnisse, wie Rang fünf beim Eliminator-Weltcup in Cairns ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Neo-Profi Julian Schelb hat eine durchwachsene erste Saisonhälfte hinter sich, an dessen Ende das Selbstvertrauen verschwunden war. Am Sonntag beginnt für den Multivan-Merida-Fahrer beim BMC Racing Cup in Lenzerheide in Sachen Wettkampf ein Neustart. Dann fährt der U23-Biker die Elite-DM in Bad Säckingen und will die Konkurrenten zumindest ein bisschen ärgern.

Sein Start im neuen Trikot weckte viele Hoffnungen. U23-Vize-Weltmeister Julian Schelb überraschte beim Cyprus Sunshine-Cup auf Zypern mit starken Auftritten. Wäre es so weiter gegangen, dann hätte es sicher auch im U23-Weltcup die angestrebten Podiums-Plätze gegeben.
Doch dann bremsten den Schwarzwälder in Pietermaritzburg wohl die Auswirkungen seiner Pollen-Allergie. In Cairns schaffte er als Fünfter im Eliminator fast sensationell den Sprung aufs Podest, doch das U23-Rennen ging in der drückenden Hitze von Cairns daneben.

Dann erwischt ihn in Nove Mesto ein Defekt und in Albstadt sind es Magen-Probleme, die alle Ambitionen stoppen. Die EM ging dann mit Rang sieben zumindest halbwegs, aber das Selbstvertrauen war weg, wie er in St. Wendel bekannte.

Für einen Sportler, der stark von seinen Emotionen abhängt, ist das zu viel. „Ja, das kann man so sagen. Ich muss Spaß haben“, bestätigt Julian Schelb diesen Wesenszug. Immer wieder spricht er davon, dass er „die richtige Einstellung“ habe – oder eben nicht. Damit ist nicht der Trainingsfleiß gemeint, sondern gewissermaßen ein innerer Zugang zu den Aufgaben, die sich stellen, die Freude daran sie anzunehmen. In der Regel sind das eben die Rennen, die im Kalender stehen.

Wenn er sie hat, diese Einstellung, dann werfen ihn auch die größten Schwierigkeiten nicht aus der Bahn – siehe WM 2013, als er am Start über die Bande fliegt und dann noch Silber holt.

„Entscheidung gegen die U23-DM ist mir schwer gefallen“

Der Umgang mit der schwierigen mental schwierigen Situation nach der EM sah dann so aus: „Ich habe neun Tage komplett gar nichts gemacht. Ich war total down und habe die Zeit einfach gebraucht. Wenn vom Kopf her nichts geht, muss ich raus nehmen. “
In seiner Profi-Laufbahn wird er versuchen müssen, sich und seine Emotionen häufiger konstruktiv zu lenken.

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Julian Schelb beim Auftakt-Weltcup in Pietermaritzburg, wo er Achter wurde. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

In dieser Phase, entwickelte sich auch die Entscheidung nicht die Nachwuchs-DM, sondern die Elite-DM zu fahren. In Absprache mit seinem Coach Ralph Näf („er gab mir den Denkanstoß“) und mit Team-Chef Andi Rottler, der ihm auch riet sich auf die kommenden Weltcups zu fokussieren.
Dann kam der Neustart mit drei Wochen Höhentraining in Livigno, wo er sich aus seinem Loch quasi raus pedalierte.

„Die U23-DM in Hausach zu fahren, dafür hätte ich einen Kompromiss machen müssen. Es ist mir sehr schwer gefallen, die auszulassen, weil ich dort schon in der U11 den Kids-Cup und dann viele Jahre Tälercup gefahren bin. Aber nachdem die UCI nur noch die Meldung für eine DM zulässt, ist die Entscheidung dann vollends gefallen“, erklärt Julian Schelb.

Es ging also nicht darum ganz offensiv zu sagen: ich fühle mich stark genug für die Elite-DM. Es war vor allem der Termin zwei Wochen später, der für Bad Säckingen sprach.
Obwohl Julian Schelb in Top-Form sicher ein Medaillenkandidat für bei einer Deutschen Meisterschaft wäre.

Elite-DM: Spaß haben und anderen ein bisschen ärgern
Seit Montag ist er wieder im Tal. Und hat in Bad Säckingen ein Technik-Training mit René Schmidt absolviert. „Das hat viel gebracht. René kann einem sehr gut erklären, was man anders machen muss. Es lässt sich natürlich im Rennen nicht sofort umsetzen, weil man da zu viel nachdenken müsste. Es dauert, bis die Automatismen da sind, aber bis zur WM reicht es vielleicht noch“, erzählt Schelb.

Konkrete Ziele hat er sich für die Deutsche Meisterschaft nicht gesetzt. „Ich habe ein gutes Gefühl, vom Aufbau her könnte es auch schon passen für die DM, aber ich habe keinen Druck“, meint der 21-Jährige.
Seine Devise: „Ich will nicht sagen, dass ich die schnellsten Drei schlagen kann. Ich will einfach so lange es geht mitfahren, sie ein bisschen ärgern und Spaß haben.“

Wenn er Spaß hat, ist er gefährlich, der Julian Schelb. Und die Konkurrenz von Milatz über Fumic bis zu Schulte-Lünzum wird sich hüten, ihn zu unterschätzen. 2013 hat er in Bad Säckingen das U23-Bundesliga-Rennen gewonnen.

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