KMC Bundesliga Bad Salzdetfurth: Eine „coole Strecke“ und ein Suchbild nachgedreht

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Start der Herren in ein aufregendes Bundesliga-Finale vor würdiger Kulisse ©Andreas Dobslaff/EGO-Promotion

Vier Kilometer coole HC-Kategorie, ein Team auf PR-Tour und mit Infekt, ein Deutscher in besonderen Umständen, ein Schweizer im Rückwärts- und Vorwärtsgang, einer Schweizerin sind zwölf Stunden Erholung zu wenig und eine Deutsche will die Saison endlich abhaken, zwei andere befinden sich in bester Gesellschaft. Und dann noch ein Suchbild! Aus Bad Salzdetfurth nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

Den Organisatoren in Bad Salzdetfurth um Thomas Kasten und Olaf Nützsche haben sich die Komplimente, die es am Sonntag gab, redlich verdient. Das Finale der KMC Bundesliga war ja erstmals in der HC-Kategorie notiert und war eines hoch dotierten Rennens mehr als würdig.

Die vier Kilometer lange und kompakte Strecke haben Nützsche und seine Helfer noch einmal ein wenig aufgepeppt und wurde von den Fahrern viel gelobt. „Eine richtige Mountainbike-Strecke, echt cool. Das haben sie gut gemacht“, lobte Jolanda Neff (Liv Pro XC). „Sie ist sehr hart, aber sie macht auch sehr viel Spaß“, fand Emil Lindgren (Giant Pro XC).

Zuschauer, die sich zum zentralen Punkt der Strecke am Sothenberg begaben, haben dort praktisch permanent was zu sehen. Das Wetter war weitaus besser als in den Vorhersagen angekündigt. Kann sein, es wäre noch mehr Publikum an die Strecke geströmt, doch das Zuschauer-Aufkommen beim Herren-Rennen am Nachmittag war schon beträchtlich und Fabian Giger (Giant Pro XC) sprach zurecht von einer „super Stimmung“.

Die Besetzung der Rennen war top, allerdings nicht in Sachen Quantität. Gegenüber Juli oder gar Frühjahr ebben die Teilnehmerzahlen im Herbst grundsätzlich ab. Das hat mit Bad Salzdetfurth nichts zu tun. Höchstens damit, dass die meisten deutschen Biker aus Baden-Württemberg und Bayern kommen und sich da der eine oder andere Fahrer nicht mehr auf den weiten Weg nach Niedersachsen gemacht hat. Vor allem die schulpflichtigen Junioren.

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Würdige Kulisse für das Bundesliga-Finale, nicht nur wegen der schönen Fachwerk-Häuser: Bad Salzdetfurth. ©Andreas Dobslaff/EGO-Promotion

Das Multivan-Merida Team war in Bad Salzdetfurth komplett gemeldet. Das HC-Rennen wurde kombiniert mit einem PR-Termin bei Volkswagen im nahen Hannover. Ganz komplett waren sie dann aber doch nicht am Start. Thomas Litscher sagte seinen Start ab, nachdem schon die WM durch die Behandlung an den Zähnen in die Hose gegangen war. Gunn-Rita Dahle-Flesjaa gelang als Zweiter der Sprung aufs Podium, die Herren der Schöpfung landeten daneben. Allesamt laborierten sie nach der WM an Infekten.

Ondrej Cink lag im ersten Renn-Drittel noch auf Rang vier, doch der Tscheche erlitt einen Hinterrad-Defekt und als er versuchte den Stopp zu kompensieren, da gab er zu viel Gas. „Ich bin dann explodiert“, meinte er grinsend.

José Hermida versuchte das Beste aus seinen Möglichkeiten zu machen, hatte wieder einmal keinen guten Start und kam schließlich als Sechster ins Ziel. „Ich konnte ein konstantes Tempo fahren, mehr nicht“, so der Spanier. Ähnlich Rudi van Houts. Zwei, drei Runden lang ging es ganz gut, dann wurde er von den Verfolgern um Markus Schulte-Lünzum (Focus) geschluckt. „Dafür, dass ich die ganze Woche krank war, ist das okay“, meinte van Houts.

Bei Julian Schelb ging es ganz gut los. Aber dann… „Oben raus, die letzten 50 Meter hat es ‚bumm’ gemacht. Das war so schwer. Ich wollte nach zwei Runden schon raus, weil ich dachte, das überleb’ ich nie“, so Schelb. Er fuhr weiter, suchte sich die Gänge aus, die er fahren „musste“ und schaltete „den Kopf aus“. In der Schlussphase lief es dann besser und er produzierte die Rundenzeiten 6 und 7. Das brachte ihn noch auf Rang zwölf. „Wie die ganze Saison halt“, sei das Rennen gewesen. Sehr durchwachsen und ohne Top-Resultat.

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Julian Schelb: Nach zwei Runden hätte er am liebsten aufgegeben. ©Andreas Dobslaff/EGO-Promotion

Martin Gluth (EBE-Racing) kam als 17. ins Ziel und war „unter diesen Umständen“ ganz zufrieden, wie er sagte. Die Umstände, das war einerseits ein Infekt, der auch ihn während der vergangenen Woche erwischt hatte. Und das gepaart mit den Schwierigkeiten am Sitzfleisch, die er in WM-Vorbereitung hatte. Wegen eines Hämatoms am Hintern konnte er, durfte er nicht in den Sattel sitzen. Das störte den Aufbau für die WM beträchtlich, er war ja auch in Méribel beim Weltcup-Finale nicht am Start.

Matthias Stirnemann (Stöckli Pro Team) belegte Rang neun. Der Eidgenosse hatte einen prächtigen Start, lag nach einer Runde auf Platz sieben, konnte das aber nicht halten. Bis auf Platz 15 wurde Stirnemann durchgereicht, ehe er sich etwas erholt hatte und die Richtung wieder umkehren konnte. Es reicht nicht ganz zur ursprünglichen Position, doch Platz neun war jetzt auch keine Enttäuschung. „Das ganze Rennen musste ich leiden“, bekannte Stirnemann.

„Ich hoffe, nächste Woche in Polen habe ich nochmals etwas bessere Beine“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert. In Polen findet am Wochenende in Jelena Gora das Rennen von Maja Wloszczowska statt, wo auch deren Teamkollegen am Start sein werden.

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Endlich mal wieder ein bisschen mehr Zug gespürt: Lisi Osl ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Lisi Osl (Ghost Factory Racing) wurde Siebte und war damit nicht unzufrieden. „Heute habe ich wieder etwas Zug gespürt“, meinte die Tirolerin. Die Wochen seit dem Bruch des Ellbogenkopfes brachten nicht die Ergebnisse, die sie sich gewünscht hatte. Vermutlich, so Osl, hätte sie die Verletzung unterschätzt.

Teamkollegin Katrin Leumann hatte nach ihrem Sprint-Sieg vom Samstag nicht die Erholung, die sie in ihrer aktuellen Verfassung benötigen würde. „Zwölf Stunden sind da definitiv zu wenig“, meinte Leumann zu ihrem 13. Rang.
„Jetzt fahre ich noch Tandem beim Roc d’Azur und dann ist die Saison beendet“, kündigte die Schweizerin an.

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Bei Hanna Klein (BH Sr Suntour-KMC) sah man schon zu einem frühen Zeitpunkt des Rennens, wie sie ihren Rücken durchstreckte. „Das war wie blockiert und ich konnte einfach nicht gescheit Druck geben. Von den Beinen her müsste mehr drin sein, aber es geht nicht“, erklärte sie genervt. „Jetzt fahre ich noch Roc d’Azur, dann ist diese sch… Saison endlich vorbei.“
Seit dem Frühjahr ist die 27-Jährige nicht mehr an ihr eigentliches Leistungsvermögen heran gekommen.

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Ein Bild zum Einrahmen: Das U23-Gesamtwertungs-Podium mit Majlen Müller (links), Jolanda Neff und Lena Wehrle (rechts). ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Die Deutsche U23-Meisterin Lena Wehrle (Lexware Mountainbike Team) wurde 16., nahm immerhin zehn Weltranglistenpunkte mit und die Genugtun, zeigen zu können, dass ihr Titelgewinn im Juli „kein einzelner Glückstag“ gewesen ist.
Der Effekt dieses 16. Platzes war zudem, dass sie gemeinsam mit U23-Vizemeisterin Majlen Müller (Fujibikes-Rockets, 20.) bei der Gesamtsieger-Ehrung der U23 Weltmeisterin Jolanda Neff einrahmen durften. Das Foto könnte bei den beiden Deutschen einen Ehrenplatz bekommen.

Müller und Wehrle standen ja am Samstag im Sprint-Finale und mussten mit 14 Stunden Erholung zurecht kommen (siehe oben). In Bad Salzdetfurth wurde das Damen-Rennen ja schon um 10.30 Uhr ausgetragen.

Zum Schluss noch ein: Schmankerl in Bildform: Ein schöner Schuss, der Katharina Möller da gelungen ist. Aufgabe: Such den (Jens) Wischnewski!

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Sprinten kann er. Und hüpfen auch: Simon Stiebjahn, Triumphator in der Gesamtwertung der KMC Bundesliga 2014. Markus Bauer tröstet sich schon mal…oder hat er einfach nur Durst? Und: Wo ist der Gesamt-Vierte Markus Schulte-Lünzum? Vielleicht schon in Deckung gegangen? ©Katharina Möller/EGO-Promotion
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