Mediterranean Epic, 2. Etappe (kompletter Bericht): Belgischer Meister Wout Alleman (Wilier-Pirelli) übernimmt Gesamtführung

Simon Stiebjahn (Singer) setzt sich im Sprint gegen Georg Egger im Kampf um Platz 3 durch. Bei den Frauen gewinnt die spanische Europameisterin Natalia Fischer vor Ramona Forchini, die aber ihr Leader-Trikot behält

Es war keine lange Etappe, die zweite beim diesjährigen Mediterranean Epic: 58 Kilometer und 1.700 Höhenmeter standen auf dem Programm. „Entsprechend schnell wurde von Anfang an gefahren“, berichtete Simon Stiebjahn vom neuen Singer Racing Team. Deswegen war es wichtig, von Anfang an vorne mit dabei zu sein, wenn es in die ersten Trails gehen würde. „Denn dort gehen dann schnell Lücken auf“, weiß der erfahrene Cape-Epic-Teilnehmer. Das musste dann auch Lukas Baum von der Speedcompany erleben: schon vor der ersten Feedzone hatte er einen Platten zu beklagen, hatte dann Probleme mit der Patrone und verlor so viel wertvolle Zeit – und vor allem so schon früh den Anschluss an die Spitzengruppe.

Seewald mit Problemen
Auch Weltmeister Andreas Seewald (Canyon -Northwave), nach seinem Sieg beim gestrigen Bergezeitfahren im neongelben Leaderjersey unterwegs,  hatte zu Beginn des zweiten Tages so seine Probleme: „Ich hatte am Anfang relativ schlechte Beine“, berichtete er acrossthecountry.net nach dem Rennen. „Ich musste wohl dafür bezahlen, dass ich gestern zum Ziel hin ‚all out‘ gefahren bin.“ Doch mit der Zeit normalisierte sich die Form von Seewald wieder, er konnte seine Position zunächst um Platz 11 herum halten und gegen Rennende wieder zulegen, sodass er zum Schluss als Sechster die Ziellinie passierte. Sein Leaderjersey war er damit aber natürlich wieder los: „Ich habe nichts dagegen, dass ich morgen wieder das Weltmeister-Trikot tragen darf“, nahm es der Lenggrieser sichtlich gelassen: „Ich hatte es schon öfter, dass es am zweiten Tag eines Etappenrennens nicht so gut läuft.“ Auch Martin Frey (Singer) kam „nicht richtig in Schwung“, wie er nach dem Rennen einräumte: „Es ging heute nur ein einziges Tempo. Ich habe zwar ein paar Mal versucht, die Lücken zu schließen, aber das war heute nicht möglich.“ Jetzt setze er die Hoffnung auf die morgige Königsetappe, zeigte er sich verhalten zuversichtlich.

Konkurrenz aus Polen, den Niederlanden und Belgien
Dass es nicht wie am Vortag zu einem deutschen Dreifach-Triumph bei den Männern reichen würde, zeichnete sich schon früh ab: denn in der Spitzengruppe kämpften nur noch Simon Stiebjahn und Baums Teamkollege, der Sieger des Costa Blanca Bike Race Georg Egger gegen den Polen Krzysztof Lukasik und zwei starke Fahrer aus den BENELUX-Ländern: gegen den schon 35-jährigen Niederländischen Meister Hans Becking (Buff Megamo) und den Belgischen Meister Wout Alleman vom Team Wilier-Pirelli, der erst vor einer Woche seinen 26. Geburtstag gefeiert hatte. Zu Beginn war es vor allem Egger, derzeit Zweiter in der Gesamtwertung, der für eine hohe Geschwindigkeit auf dem teils ruppigen Kurs sorgte: „25 Kilometer vor dem Ziel musste ich dann aber auch mal selbst die Beine hochnehmen“, berichtete der Sportsoldat im Ziel. Doch es war vielleicht zu spät: „Becking und noch mehr Alleman hatten ‚Überdruck‘ und sind nur so über die letzten Wellen geflogen“, musste Egger anerkennen.

Stiebjahn rettet die deutsche Ehre
Stiebjahn versuchte noch, nach der letzten Feedzone zu attackieren, aber er konnte sich nicht entscheidend absetzen, so dass die Gruppe zusammenblieb, bis Alleman konterte: „Als Wout an der letzten Welle attackierte, konnte ich nicht mitgehen“, berichtete Stiebjahn später: „Er war einfach der explosivste heute!“ Am Ende siegte Wout Alleman nach den 58 Kilometern in einer Zeit von 2:33:36 Stunden exakt 20 Sekunden vor Hans Becking; Simon Stiebjahn setzte sich 36 Sekunden nach Alleman im Sprint um den letzten Podiumsplatz knapp gegen Georg Egger (4.) durch, Krzysztof Lukasik musste sich mit dem fünften Platz begnügen. Weltmeister Andreas Seewald hatte sich derweil an die Spitze der Verfolger gesetzt und wurde mit 2:11 min Sechster.

Geismayr schont sich nach Defekt
Der Österreicher Daniel Geismayr, Teamkollege von Wout Alleman beim italienischen Team Wilier-Pirelli, musste einen Defekt beheben, verlor viel Zeit und rollte danach nur noch locker ins Ziel, da die Gesamtwertung für ihn keine Rolle mehr spielte: „Vielleicht kann ich morgen noch was machen und Wout unterstützen, damit wir als Team das Rennen gewinnen. Das wäre schon geil!“ Simon Schneller (Team Bulls) hatte schon beim Bergezeitfahren zu kämpfen: „Ich hatte hier letztes Jahr schon Mühe beim Saisonstart, dieses Jahr scheint es ähnlich zu werden“, befürchtete er schon nach dem Bergzeitfahren. Grundsätzlich fühle es sich gut an, aber es fehle noch die richtige Rennspeed, konstatierte er am Donnerstag. Am Freitag lief es für ihn zwar schein ein wenig besser, aber es blieb noch viel Luft nach oben: „Die hohen Intensitäten verkrafte ich nicht so gut“, bekannte der Marathon-Spezialist. „Da habe ich direkt einen Laktateinschuss. Aber dafür fahre ich ja hier, um das zu trainieren.“

Forchini beeindruckt von Fischer – und stürzt in der Verfolgung
Beindruckt zeigte sich derweil Ex-Weltmeisterin Ramona Forchini (jb Brunex Superior) von der Leistung der spanischen Europameisterin Natalia Fischer Egusquiza: „Das war eine starke Leistung!“ musste die Schweizerin, anerkennen. „Die Etappe war hammerhart: Immer wieder in unserer Vierergruppe [gemeinsam mit der Britin Evie Richards und der Schweizerin Janina Wüst, Anm. d. Red.] gepusht.“ Fischer hatte kurz vor Schluss einen kleinen Vorsprung, „aber ich wusste, dass ich noch zu ihr aufschließen kann“, war sich Forchini sicher. Doch in der Verfolgung war sie „kurz etwas zu unaufmerksam“ und stürzte. Doch trotz aufgeschlagener Knie konnte sie den Rückstand noch soweit in Grenzen halten, dass sie ihr Führungstrikot behalten konnte (in der Vorab-Meldung hieß es, sie habe es verloren. Wir bitten, diesen Rechenfehler zu entschuldigen).

Neuer Leader: Wout Allemann
Bei den Männern konnte sich bei der Siegerehrung Wout Alleman das neongelbe Siegerehrungstrikot überstreifen. Vor der Königsetappe morgen führt er in der Gesamtwertung mit 22 Sekunden vor Georg Egger und 27 Sekunden vor Hans Becking. Simon Stiebjahn liegt in Lauerstellung nur 14 Sekunden hinter dem letzten Podiumsplatz auf Platz 4, eine knappe Minute später folgt Weltmeister Andreas Seewald auf Platz 5. Martin Frey ist gerade noch in den Top Ten, hat aber schon fast sechs Minuten Rückstand auf Alleman.

Ergebnisse (neuer, funktionierender Link)

Anmerkung:
Leider wurden uns heute keine aktuellen Bilder vom Veranstalter zur Pressenutzung zur Verfügung gestellt

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