Nachgedreht: Der Damen-Weltcup in Andorra
Ein Sieg fast schöner wie Olympia. Warum Hanna Klein Wahnsinns-Gefühle hat und über die erfolgreiche deutsche Damenwelt. Eine Südtirolerin und eine Schwedin staunen über sich selbst. Eine Schweizerin erwischt die falschen Hinterräder und eine andere bricht – nicht – ein. Eine Slowenin fürchtet sich vor der Höhe und eine andere ist nach überstandener Krankheit zurück in den Top-Ten. Warum eine Kanadierin über den Großen Teich fliegt und dann doch nur zuschaut. Was über die Damen-Welt beim Weltcup in Andorra hier noch nicht geschrieben stand: Nachgedreht.
Das Sabine Spitz-Haibike Team erlebte das wohl erfolgreichste Wochenende seiner Geschichte. Die Teamchefin gewann das Weltcup-Rennen, das Team-Trio mit dem starken Comeback von Adelheid Morath (13.) die Teamwertung und am Donnerstag hatte ja schon Kathrin Stirnemann für den ersten Weltcupsieg im Sprint gesorgt. Team-Manager Ralf Schäuble kam aus dem Grinsen kaum noch raus. „Ich kann es noch gar nicht fassen“, bekannte er am Abend, „das ist fast so schön wie der Olympiasieg 2008.“ Und genießerisch fügte er hinzu: „Das wird es so wohl nicht mehr geben, das war wohl einzigartig.“
Fünf deutsche Damen in den Top 30. In der Begeisterung um den sensationellen Sieg von Sabine Spitz gingen ein paar andere erfreuliche Nachrichten etwas unter. Dass Adelheid Morath mit ihrer Tagesform nicht ganz („körperlich kein guter Tag“), mit ihrem Ergebnis bei ihrem ersten Rennen nach fünfeinhalb Wochen Verletzungspause mit Rang 13 aber schon zufrieden war, war eines.
Doch auch Hanna Klein (Lexware-Rothaus) hatte Grund zum Strahlen. Bis dato war ein 16. Weltcup-Rang ihr bestes Resultat. Das war in Champéry und liegt schon vier Jahre zurück. Kein Wunder, dass sie hocherfreut war. „Es war ein Wahnsinns-Gefühl, da vorne mit dabei zu sein“, bekannte sie. Kurze Zeit hatte sie sich mal an Esther Süss (Wheeler-iXS) auf Rang zehn nach vorne gefahren, so weit wie noch niemals in einem Weltcup. Als dann von hinten ein Zug mit einer Hand voll Fahrerinnen kam, hielt sie zwar noch lange dagegen, im Finale musste sie die Konkurrentinnen aber ziehen lassen.
Auch Elisabeth Brandau (EBE-Racing) darf man eine starke Leistung attestieren. Sie startete hervorragend, lag nach der ersten halben Runde in den Top-Ten, fiel dann erst nach und nach zurück und wurde 22. „Es war zu befürchten, dass sie das nicht halten kann. Aber trotzdem: Respekt, das sah schon ganz gut aus“, meinte Bundestrainer Peter Schaupp. Er lobte auch die deutlich verbesserte Fahrtechnik, die er beim Training in Livigno erkannt hatte. „Das war sehr beachtlich. Sie kann es im Rennen nur noch nicht ganz so umsetzen“, so Schaupp.
Das Duell mit Hanna Klein um das WM-Ticket hat sie damit zwar verloren, aber nach der ganz schwierigen ersten Saisonhälfte ist Brandau auf einem guten Weg.
Dann darf man auch Nadine Rieder (Topeak-Ergon) nicht vergessen. Sie verbuchte als 30. ihr bestes Weltcup-Resultat. Sie fuhr mit Blick auf die Höhenlage ein absolut konstantes Rennen und kam mit 9:58 Minuten Rückstand ins Ziel. „Es ist prima gelaufen“, freute sich Rieder, die am Donnerstag beim Sprint das Halbfinale erreicht hatte.
Eva Lechner (Colnago Südtirol) stand zum dritten Mal in dieser Saison auf dem Podium und verkürzte damit in der Gesamtwertung den Abstand zur führenden Tanja Zakelj etwas. Dass es so gut ging, war für die Südtirolerin selbst eine Überraschung. „Ich war krank und konnte diese Woche noch nicht mal auf der Strecke trainieren. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so gut gehen würde“, erklärte Lechner, die bis zum Schluss um den Sieg mitkämpfte.
Katrin Leumann (Ghost Factory Racing) verbuchte als Sechste ihr zweitbestes Resultat in dieser Saison und war deshalb hochzufrieden. Perfekt lief das Rennen aber trotzdem nicht. „Ich habe in den ersten beiden Runden irgendwie immer das falsche Hinterrad gehabt“, meinte Leumann im Ziel. Erst klickte jemand vor ihr aus dem Pedal, dann stürzte jemand vor ihr, das andere Mal fiel einer anderen Konkurrentin die Kette herunter. „Nach der ersten Runde hätte ich nicht mehr gedacht, dass ich so weit nach vorne komme“, erklärte Leumann.
Teamkollegin Alexandra Engen war vorsichtig ins Rennen gestartet. Wegen der Höhenlage, aber vor allem weil sie noch am Beginn der Woche erkältet war und drei Tage nicht trainieren konnte. „Ich habe drei Runden gewartet, dann bin ich volle Kanne gegangen. Der Körper hat besser funktioniert als ich erwartet habe“, meinte die Schwedin, nachdem sie von Platz 17 nach der ersten Runde noch auf den achten Rang nach vorne gefahren war.
Jolanda Neff (Giant Pro XC) verfehlte ihre erste Podiums-Platzierung beim vierten Weltcup als Siebte nur um 25 Sekunden. Die erst 20-jährige Schweizerin lag zwischenzeitlich sogar in Führung. „Ich bin auf der Wiese mit dem Vorderrad weggerutscht, keine Ahnung warum“, berichtete sie. Sie fiel zurück, war kurze Zeit mit Teamkollegin Maja Wlosczcowska unterwegs und schloss dann die Lücke zur Spitzengruppe wieder.
„Die haben vorne etwas gebummelt. Da bin ich wieder hingesprungen. Am Ende haben mir etwas die Körner gefehlt, aber eingebrochen bin ich nicht. Die Anderen waren einfach am Ende etwas schneller“, kommentierte sie die letzten beiden Runden. „Die Anderen“, das waren Tanja Zakelj (Unior Tools) und Katrin Leumann.
Tanja Zakelj (Unior Tools) fuhr lange der Zeit der Spitzengruppe hinterher. Die zweifache Saisonsiegerin und Weltcup-Gesamtführende aus Slowenien hatte enormen Respekt vor der Höhe. „Ich habe keine Erfahrung damit und ich habe mich nicht darauf vorbereitet“, erklärte sie. „Vielleicht hätte ich am Anfang schneller fahren sollen, denn ich habe die Spitzengruppe verpasst. Aber am Ende bin ich Fünfte und habe gegenüber Eva nur 20 Punkte verloren.“
Noch immer führt Zakelj, die alle Rennen unter den besten Fünf beendet hat, komfortabel mit 160 Punkten Vorsprung auf Eva Lechner und 175 vor Katerina Nash (Luna Pro Team). Zwei Rennen sind noch zu fahren.
Blaza Klemencic (Calcit Bike Team) hat ihre Krankheit überwunden und ist zurück in den Top-Ten. Die Slowenin zeigte schon mit ihrem Sieg über Zakelj bei der nationalen Meisterschaft , dass sie endgültig wieder fit ist. Als Neunte verzeichnete sie ihr bestes Saisonergebnis.
Emily Batty (Trek Factory Racing) war aus Kanada angereist, doch die Erkältung, die sie schon bei den Kanadischen Meisterschaften geplagt hatte, war noch nicht ganz verschwunden. In der Höhe wollte sie so angeschlagen nicht starten, um die Form für den kanadischen Weltcup in Mont Sainte Anne in zwei Wochen nicht zu riskieren.