Noch ein Rücktritt: Marcel Fleschhut löst 2014 keine Lizenz
Via Facebook hat Marcel Fleschhut am Montag dem Leistungssport „Adios Amigos“ gesagt. Sieben Jahre lang war er Mitglied im Nationalkader. Nachdem er kein neues Team fand, das seinen Ansprüchen genügte, beschloss der frühere Deutsche Juniorenmeister seine sportliche Laufbahn zu beenden.
Wenn ein achtfacher DM-Medaillengewinner im Alter von 23 Jahren sein Karriere-Ende verkündet, dann ist das für eine Disziplin kein gutes Signal. Und Marcel Fleschhut ist nun nach Marcus Nicolai, Mona Eiberweiser und Anja Gradl der vierte Cross-Country-Fahrer aus der Nationalmannschaft, der seinen Rücktritt vom Leistungssport verkündet.
Sicher geschieht das aus unterschiedlichen Gründen, doch der Aderlass kann der Szene nicht schmecken. Zumal es mit Marcel Fleschhut einen Fahrer betrifft, dem man durchaus Potenzial attestierte und der auch von sich selbst denkt, dass er nicht an seiner Leistungsfähigkeit gescheitert ist.
Marcel Fleschhut hat auf eine duale Karriere gesetzt und eine Ausbildung am Berufskolleg der FH Heidelberg gemacht und in Mannheim in einem Sportfachgeschäft vergangenes Jahr auch eine Stelle angetreten. „Das System hier in Deutschland macht es einem schwer, wenn man nicht zur Bundeswehr will. Mit einem Job ist es verdammt schwer Ergebnisse einzufahren“, meint Fleschhut.
Sportsoldat zu werden, wie jetzt sein bisheriger Teamkollege Christian Pfäffle (Lexware-Rothaus) oder zuvor schon Andy Eyring (Team Bergamont), das sei für ihn keine Option gewesen. „Ich wollte immer selbst entscheiden können, wo es für mich hingeht. So hatte ich zu keiner Zeit den Druck, da bin ich auch froh drum. Bei der Bundeswehr musst du gehorchen“, erklärt Fleschhut, der aus Mosbach-Aglasterhausen stammt.
Die Entscheidung seine berufliche Karriere nicht brach liegen zu lassen, war gewissermaßen schon die Vorhut vom Ende der sportlichen Laufbahn. Einerseits war klar, dass der Kontrakt mit Lexware-Rothaus nicht verlängert würde, weil das Teamkonzept auf die Nachwuchs-Förderung ausgerichtet ist.
„Es schreit halt keiner ‚Hurra“ wenn ein Biker kommt“
Andererseits konnte Marcel Fleschhut mit der Arbeitsbelastung als Rucksack nicht die Top-Leistungen abrufen, die er gebraucht hätte. „Dazu habe ich auch zu wenig gemacht“, bekennt er. Dazu kam, dass er bei der Deutschen Meisterschaft, die ein Höhepunkt hätte sein sollen, durch eine Magen-Darm-Grippe geschwächt war.
Die möglichen Optionen zum Weitermachen zerschlugen sich im Herbst. Unterhalb der Profi-Teams ist das Eis sehr dünn. „Es schreit halt keiner ‚Hurra’ wenn ein Mountainbiker kommt“, meint Fleschhut zur Sponsoren-Situation.
Auch für junge Fahrer, die ein gewisses Talent mitbringen, gibt es in Deutschland kein Team, das als Auffangbecken taugt. Und Marcel Fleschhut macht klar, dass er – auch materiell – einen gewissen Anspruch hat.
„Ich will das nicht erzwingen. Klar hätte ich irgendwo ein Rad bekommen und einen oder zwei Weltcups fahren können. Aber was hätte das gebracht?“, stellt er eine fast rein rhetorische Frage. „Das wäre Stillstand gewesen und das mag ich nicht“, gibt er die Antwort selbst.
So habe er sich mit dem Abschied langsam aber sicher auseinander gesetzt. „Ich habe mich entschieden nächstes Jahr keine Lizenz zu lösen. Es ist mir nicht leicht gefallen“, so Fleschhut. Zehn Jahre wäre der Sport sein Leben gewesen. „Radfahren werde ich mein ganzes Leben lang. Aber die Prioritäten hatten sich schon verschoben. Mein Job macht mir sehr viel Spaß und ich sehe da viele Entfaltungsmöglichkeiten.“
Sieben Jahre lang ist Marcel Fleschhut für Lexware, bzw. Lexware-Rothaus gefahren. „Das war wie eine Familie. Was die alles unentgeltlich für mich geleistet haben, das ist schon der Wahnsinn. (Teamchef) Daniel (Berhe) war wie ein Bruder für mich“, blickt der Nordbadener zurück.
In der Saison 2010 hatte Marcel Fleschhut noch mal größere Anstrengungen unternommen, um auch international Erfolge erzielen zu können. Er arbeitete enger mit dem baden-württembergischen Landestrainer Thomas Schediwie zusammen und genoss auch einige Trainingseinheiten mit Ralph Näf.
„Thomas ist ein super Trainer und das mit Ralph hat mir auch was gebracht“, meint Fleschhut im Rückblick. WM-Silber mit der Staffel, wo es auf der letzten Runde ausgerechnet zum Duell mit Näf kam.
Im kanadischen Mont Sainte Anne wäre für Fleschhut ohne technische Handicaps in der U23-Kategorie wohl ein Top-Ten-Resultat drin gewesen und damit der Beleg, dass er konkurrenzfähig sein kann.
So bleiben im Rückblick Rekord verdächtige acht Deutsche Meisterschafts-Medaillen in den verschiedenen Nachwuchskategorien, drei davon in Gold (2x U17, 1x U19), drei in Silber und zwei in Bronze. Belege genug, dass da ein Talent verloren gegangen ist.
„Das ist sicher ein Verlust“, sagt auch Bundestrainer Peter Schaupp. „Im Cross-Country hast du einen sehr schweren Stand, wenn du einmal draußen bist oder nicht gleich eine Anschlussleistung hast.“
Wer weiß, vielleicht taucht Marcel Fleschhut auch in anderer Funktion wieder im Sport auf. Fahrtechnik-Camps und Spinning-Kurse leitet er bereits für seinen Arbeitgeber Engelhorn.