Olympia 2020: Die Fairness ist gefährdet

Maja Wloszczowska war Teil der Telefon-Konferenz des IOC mit den Athleten

An der Telefon-Konferenz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat auch Maja Wloszczowska teilgenommen. Die Polin ist gewählte Athleten-Vertreterin in der Mountainbike-Kommission des Radsport-Weltverbands UCI  und auch in einer Athletenkommission in ihrem Heimatland vertreten. Wloszczowska äußert gewisses Verständnis für die Haltung des IOC in Sachen Austragung der olympischen Spiele in Tokio, stellt aber die Chancengleichheit stark in Frage.

 

„Im Moment können wir draußen noch trainieren“, berichtet Maja Wloszczowska (Kross Racing) aus ihrer Heimat Jelenia Góra. Die Situation für sie als Mountainbikerin ist vergleichbar mit der in Deutschland.

Aus ihrem Trainingslager im spanischen Alicante ist die zweifache Olympia-Silbermedaillengewinnerin vorzeitig und am vergangenen Wochenende gerade noch rechtzeitig zurückgekehrt.

Am Mittwoch nahm Maja Wloszczowska mit über 200 Athleten an der Telefon-Konferenz des IOC teil. „Viel Neues haben wir nicht erfahren“, sagt die 36-Jährige.

Etliche Athleten äußern inzwischen starke Kritik daran, dass das IOC mit seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach an der Austragung in diesem Sommer festhält.

(Siehe New York Times, Süddeutsche, Jens Weinreich und andere). Die Athleten bekamen die Empfehlung weiter zu machen, sich also auf die Spiele vorzubereiten, die am 24. Juli beginnen sollen.

„Das IOC will Spekulationen um eine Absage vermeiden, um an der Börse in Japan keine lang anhaltende Reaktion auszulösen. Das habe ich verstanden“, sagt Wloszczowska mit einem gewissen Verständnis. Deshalb will sie sich selber auch nicht daran beteiligen.

Dass es diese Spekulationen aber so oder so gibt, liegt aber in der Natur der Sache.

Im Mountainbike-Sport noch einigermaßen fair, aber…

An den Olympischen Spielen hängt ja ein langer Qualifikations-Prozess. So wohl was Quoten-Plätze angeht, als auch individuelle Startplätze. Für die Radsport-Disziplinen hat die UCI das Nationenranking rückwirkend auf 3. März gestoppt. „Das finde ich ziemlich fair“, sagt Athleten-Vertreterin Maja Wlosczczowska, „aber viele Nationen wollten die Sportler über Rennen im Frühjahr nominieren. Das heißt, deren Problem bleibt, weil die Rennen jetzt nicht stattfinden.“

„Mein Rat wäre da, dass die UCI eine Empfehlung ausspricht, die unabhängig ist“, meint Wloszczowska. Um zu vermeiden, dass freihändig nach persönlichen Präferenzen entschieden wird.

Andere Sportarten wollten jetzt eigentlich Qualifikations-Turniere und -Wettkämpfe austragen. Eines der Boxer in London wurde nach drei Tagen abgebrochen. Bei den Schwimmern fallen Wettkämpfe komplett aus, in denen geforderte Zeiten geschwommen werden sollen.

„Bei uns Mountainbikern geht das ja noch, aber es gibt Sportarten, da kann man in vielen Ländern überhaupt nicht mehr trainieren“, sagt die Polin. In anderen Regionen aber doch. „Fair ist das nicht.“

Anti-Doping-Kontrollen ausgebremst

Maja Wlosczczowska verweist noch auf ein anderes, bedeutendes Problem. „Wenn ich kontrolliert werde, dann sind das meistens Leute aus anderen Ländern. Anti-Doping-Kontrolleure können jetzt in viele Länder aber nicht mehr einreisen. Die Türen zum Betrug sind offen“, sagt die Ex-Weltmeisterin und verweist auch auf China, wo in der Corona-Krise die Kontrollen über einen längeren Zeitraum ausgesetzt waren.

Es ist allerdings nicht nur ein Thema in China, sondern ganz praktisch auch in Europa. Zudem muss medizinisches Personal auch in Deutschland jetzt in der Versorgung der Allgemeinheit eingesetzt werden, für Blutkontrollen bleibt da immer weniger Raum. Siehe dazu auch den Artikel auf sueddeutsche.de

Man habe in der Telefon-Konferenz zwar mitgeteilt bekommen, dass auch die bisherigen Tests länger eingefroren werden, um Nach-Tests machen zu können wie von den olympischen Spielen. Aber das hilft natürlich nicht, wenn gar nicht getestet wird.

Auch wenn Maja Wloszczowska sich an Spekulationen über die Austragung der olympischen Spiele in diesem Sommer nicht beteiligen will, Zweifel an der Sinnhaftigkeit sind schon in diesen Einwänden auf jeden Fall begründet.

 

Facebook Auto Publish Powered By : XYZScripts.com