Rothaus Bike Giro: Erster Tagessieg für Daubermann, Zweiter für Brandl
Leonie Daubermann nutzt wachsam einen Fehler aus – Julian Schelb hat Platten-Pech
Gestern noch fragte sich Leonie Daubermann, wie sie wohl die heutige dritte Etappe würde durchstehen können. Dass sie sogar gewinnen würde, damit hätte sie nicht gerechnet. „Ich konnte heute super mit Adel Morath zusammenarbeiten“, sagte Daubermann im Ziel. Von Anfang an fuhren die beiden Frauen in einer Gruppe. „Auf dem flachen Kurs kann ich schlecht attackieren“, sagte Morath im Ziel. „Deshalb habe ich dann erst am letzten Anstieg das Tempo angezogen und eine Lücke zu Leo aufgemacht.“ In der Abfahrt habe sie allerdings durch die verschmutzte Brille schlecht sehen können und so ein Matschloch übersehen, in dem sie sich einen Ast ins Vorderrad fuhr und vom Rad musste. Diesen Fehler nutzte Daubermann aus und überholte Morath. Ins Ziel fuhr sie mit 3:28:13, fünf Sekunden vor Adelheid Morath, die ihre Führung verteidigte. Dritte wurde wie auch am Vortag Chiara Burato (Omap Cicli Andreis, +3:46). Irina Lützelschwab, die die erste Etappe gewann, wurde erneut Vierte (5:32) vor Jasmin Rebmann (RV Stegen, +9:33).
In der Gesamtwertung führt Adelheid Morath mit einem Puffer von 2:46 Minuten auf Leonie Daubermann. Das dürfte ihr, wenn alles glatt läuft, für den Gesamtsieg reichen. Chiara Burato hat als Dritte 8:13 Minuten Rückstand.
Brandl gewinnt – doch als Erster über die Ziellinie fuhr Luca Schwarzbauer
Trotz Regengüssen und einem Temperatursturz von 15 Grad war die Spitze auf der dritten Etappe des Rothaus Bike Giros 15 Minuten schneller als die Marschtabelle voraussagte. Das liegt sicherlich daran, dass die schnellsten sechs Fahrer relativ gleich stark sind. Bis zur Hälfte der Etappe sah die Spitzengruppe aus wie am Tag zuvor: Die vier Fahrer des Lexware Mountainbike Teams, David List im Leader-Trikot, Max Brandl, Georg Egger, Luca Schwarzbauer, dazu Vinzent Dorn (Centurion Vaude) und Marc Stutzmann (Texpa-Simplon). Schelb und Dorn verschärften immer wieder das Tempo und versuchten so, die Gruppe zu dezimieren. Im Anstieg zum Hochfirst, dem Hausberg von Titisee-Neustadt, gelang das auch. Zuerst musste Luca Schwarzbauer, dann auch David List abreißen lassen.
Doch knapp 20 Kilometer vor dem Ziel erlitt Julian Schelb einen Defekt am Hinterrad. Auf einem Schotterweg riss ein Ast ein 2,5 Zentimeter großes Loch in den Reifen. Schelb musste einen Schlauch einbauen. „Und das, obwohl die technischen Stellen vorbei waren“, ärgerte er sich im Ziel. „Die Gesamtwertung kann ich jetzt natürlich komplett vergessen.“ Auch Georg Egger hatte Pech, verlor Luft und musste vom Rad um einen Plug in seinen Reifen zu rammen. Damit reduzierte sich die Spitze auf Brandl, Dorn und Stutzmann. An der vorletzten Welle zog der Deutsche Meister Max Brandl das Tempo an und es entstand eine Lücke, die Stutzmann allerdings wieder zu fahren konnte. An der nächsten Welle setzte sich Brandl dann aber erneut ab und gewann mit 2:53:56. Marc Stutzmann kam mit 2:54:24 als Zweiter ins Ziel, Vinzent Dorn wurde Dritter mit 1:20 Rückstand. Georg Egger wurde Vierter (+3:40).
Für Verwirrung sorgte Luca Schwarzbauer, der 30 Minuten vor dem Ziel plötzlich das Rennen anführte und auch als Erster mit über einer Minute Abstand zu Max Brandl die Ziellinie durchfuhr. Wie sich herausstellte, übersah Schwarzbauer die Wegmarkierung zu einer Abzweigung am letzten Aufstieg zum Aussichtsturm Hochfirst. Er hatte zu dem Zeitpunkt bereits die Spitzengruppe und David List ziehen lassen müssen und war allein unterwegs. Zufällig traf er auf dem Weg, den er einfach geradeaus weiterfuhr, wieder auf die Strecke und reihte sich auch genau hinter das Führungsmotorad und vor die Spitzengruppe ein. Für die Zuschauer und auch die Kommissäre sah es zunächst so aus, als ob alles richtig gelaufen wäre. Nur die Fahrer in der Spitzengruppe wussten, dass Schwarzbauer sie definitiv nicht überholte. Ein Kommissärpaar, das oben am Hochfirst stand, konnte einige Zeit nach dem Zieleinlauf aufklären, dass Schwarzbauer sie definitiv nicht an ihrem Kontrollpunkt passierte. Er bekam eine Zeitstrafe von fünf Minuten, was ihm auf Position 5 (+4:02) einbrachte. „Ich habe mich heute sowieso nicht sonderlich gut gefühlt“, sagte Schwarzbauer, der über sein Malheur schmunzelte. „Zum Glück bin ich überhaupt wieder auf die Strecke gekommen und kann das Rennen weiterfahren.“
David List wurde Sechster (+ 4:05) vor Jochen Käß (Centurion Vaude, 4:09), der auf List aufgefahren war. Peter Herrmann (Firebike-Handelshof) kam auf Position Acht ins Ziel (+4:19).
Die Gesamtwertung führt nun Max Brandl an, 30 Sekunden vor Marc Stutzmann und zwei Minuten vor Vinzent Dorn. David List rutscht auf Rang 4 (+3:43), Georg Egger auf Rang 5 (+3:50), Luca Schwarzbauer auf Rang 6 (+4:38). Caleb Kieninger fährt sich dank drei guten Ergebnissen in den Top Ten auf Gesamtrang 7, allerdings auch mit 7:25 Minuten zur Spitze. Julian Schelb wird sein Malheur zum Verhängnis, er ist nun Achter.
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