Rothaus Bike Giro: Ian Millenium gewinnt Auftakt-Etappe im Sprint vor Stiebjahn und Frey
Janine Schneider ist mit 2:24 Minuten Vorsprung Schnellste bei den Damen
Der Wettergott meinte es nicht gut zum Auftakt der diesjährigen Ausgabe des Rothaus Bike Giro: 13 Grad und Regen waren die Rahmenbedingungen für die erste der vier Etappen über 62 Kilometer und 1.041 Höhenmeter in einer Schleife südwestlich des Hauptsponsors in Grafenhausen. „Das Wetter war genauso schlecht wie im Höhentrainingslager in Livigno, wo ich vor einer Woche war“, stellte der Tagessieger und damit erste Gesamtführende Ian Millenium aus Odense in Dänemark wenig begeistert fest. Auch der Rennverlauf war nichts für den 20-jährigen Jurastudenten, der das Ziel hat, der jüngste Jurist Dänemarks zu werden: „Es wurde immer wieder abwechselnd attackiert und dann das Tempo auch wieder herausgenommen“, berichtete er über weite Teile des Rennens. Erst 10, 15 Kilometer vor dem Ziel habe sich dann eine Spitzengruppe von fünf Fahrern lösen können, die sich dann effizient in der Führungsarbeit abgewechselt haben, bis Vinzent Dorn (DMT) als Erster in einem Anstieg abreißen lassen musste: „Auch wenn wir weiter schnell unterwegs waren: Ab da wollte dann keiner mehr alles geben, es wurde sehr taktisch gefahren“, erzählt Millenium weiter, der sich nun der zahlenmäßigen Übermacht der beiden Bulls-Fahrer Martin Frey und Simon Stiebjahn stellen musste, die damit natürlich ganz andere taktische Möglichkeiten hatten. 2,5 Kilometer vor dem Ziel eröffnete denn dann auch Stiebjahn den Sprint in dem Wissen, dass es vor dem Ziel bei der Brauerei Rothaus nochmal eng und Überholen dort schwierig werden würde. Mit einer beherzten Attacke über die Wiese setzte sich dann Martin Frey an die Spitze, doch 150 Meter vor dem Ziel, vor der letzten Linkskurve, da, wo nach eigenen Angaben von Millenium „kein Platz mehr zum Überholen war“, zog der Däne noch an Frey vorbei und verwies die beiden Bulls-Fahrer auf die Plätze 2 (Frey) und 3 (Stiebjahn). „Es ist lange her, dass ich mein letztes Rennen gewonnen habe!“, freute sich Millenium, der früher für das Lexware Team unterwegs war, bevor er mit seinen Eltern wieder zurück nach Dänemark zog, im Ziel denn umso mehr. Seine Siegerzeit in Grafenhaus betrug 2:25:06 Stunden. Vierter wurde der Schweizer Marc Stutzmann, der kurzzeitig sogar den Anschluss an die Führungsgruppe verloren hatte, zum Schluss aber trotz des hohen Tempos wieder aufschließen konnte.
Zufrieden mit dem dritten Platz zeigte sich am Ende der 30-Jährige Simon Stiebjahn: „Das Jahr war – bis auf das Andalucia Bike Race – für mich bisher noch nicht so gut gelaufen“, sagte Stiebjahn nach dem Rennen: „Ich habe viel umgestellt und arbeite jetzt mit einem neuen Trainer zusammen, Tobias Blum aus Hilzingen am Bodensee. Das muss sich natürlich alles erst finden.“ Wichtig sei ihm gewesen, am ersten Tag keine Zeit zu verlieren: „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es in der Gesamtwertung des Rothaus Bike Giro, anders als bei anderen Etappenrennen, oftmals nur um Sekunden geht. Deswegen war es wichtig, heute schon einmal eine Minute auf die Verfolger herauszufahren.“ Die werden nun angeführt vom Dänen Niels Rasmussen auf Rang 5 mit 57 Sekunden Rückstand auf seinen Landsmann. Rasmussen hatte sich im Zielsprint gegen Luis Neff (German Technology Racing) durchsetzen können. Dahinter folgten mit wenigen Sekunden Abstand Niklas Sell (Stop&Go Marderabwehr), Neffs Teamkollege Sven Strähle und der Texpa-Simplon-Fahrer Silas Graf. Vinzent Dorn, der ja zunächst noch bei der Ausreißergruppe dabei war, erreichte als Zehnter das Ziel in Grafenhausen und hat nun bereits 1:13 Minuten Rückstand auf Millenium.
Bei den Damen vermochte sich Janine Schneider vom German Technology Racing Team gegen ihre Konkurrentinnen durchzusetzen. Mit der Siegerzeit von 2:50:39 Stunden konnte die favorisierte Lokalmatadorin einem komfortablen Vorsprung von 2:24 Minuten auf die südafrikanische Gesamtsiegerin aus dem Jahr 2019, Robyn de Groot herausfahren. Dritte wurde mit einem weiteren Abstand von 2:07 Minuten Chiara Beer vom RSC St. Ingbert.
Am morgigen zweiten Renntag erwarten die runde 400 Sportler*innen 76,0 lange Kilometer mit 2.2020 Höhenmetern. Start und Ziel ist wieder in Grafenhausen, die Schleife führt die Biker aber diesmal nach Norden, fast bis zur Heimat von Simon Stiebjahn in Titisee-Neustadt. Neben möglicherweise erneut herausfordernden Wetterbedingungen könnten drei schwere und lange Anstiege dafür sorgen, dass die Gesamtwertung neu sortiert wird.