Tokio 2020: Mountainbiken auf der (Müll)-Insel

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Ob Tokio 2020 noch ein Fall ist für Manuel Fumic? ©Jan Ekman

Tokio hat das Rennen um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2020 gewonnen. Die Mountainbike-Rennen sind auf einer künstlichen Insel vorgesehen, die ehedem als Müll-Schlucker der 13-Millionen-Metropole gedient hat.

Warum Tokio die Konkurrenten Istanbul und Madrid aus dem Feld geschlagen hat, dafür haben nicht einmal Experten ganz schlüssige Erklärungen. Am geplanten Austragungsort für die olympischen Mountainbike-Rennen hat es sicherlich zuallerletzt gelegen. (Sport)-Politische Ränkespiele und Wirtschafts- und Eigen-Interessen beeinflussen die gut 100 Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in ihrem Votum.

Sollte Cross-Country für 2020 nicht aus dem Programm fliegen – was theoretisch noch passieren könnte – dann werden nach Rio 2016 die Blicke und die Planungen der Athleten und Verbände in Richtung Tokio 2020 gehen.
Die olympischen Mountainbike-Rennen haben die Japaner auf einer künstlichen Insel in der Bucht vor Tokio geplant. Diese Insel wurde zwischen 1973 und 1987 als Müll-Schlucker für die japanische Hauptstadt genutzt. 123 000 Tonnen von Müll wurde dort abgeladen.

2006 kam der Architekt Tadao Ando mit der Idee einen „Sea Forest“ daraus zu machen und warb erfolgreich für die Idee mit am Ende 1000 Hektar Grünfläche, davon 88 Hektar Wald, aus dem kargen Schandfleck eine grüne Lunge zu machen. An sich keine schlechte Idee, sofern eventuelle Schadstoffe aus dem Müllberg keine Wirkung entfalten.

Die Mountainbiker (auch BMX) sollen auf diesem exquisiten Stück Land ihre Runden drehen. Das Gelände mag an die Strecke in London 2012 erinnern, mit etwas mehr Wald, der teilweise aber erst noch wachsen muss.
Auf der kleineren Nachbar-Insel werden die Gelände-Reiter ihren Wettbewerb austragen und im Kanal dazwischen finden Ruder und Kajak-Wettbewerbe statt. Luftlinie sind die Inseln zwischen sechs und acht Kilometer vom Olympischen Dorf entfernt.

Die 2012 eröffnete und 2618 Meter lange Tokio Gate Bridge verbindet die Sea Forest Insel mit dem Rest von Tokio.

Madrid und Istanbul hatten das Nachsehen. In der spanischen Hauptstadt hätten die Mountainbiker am ehesten gewusst, was sie erwartet. Deren Olympia-Bewerbung hatte den Park Casa de Campo als Austragungsstätte vorgesehen und dort gab es ja schon Weltcup-Rennen, zuletzt 2009.
Das Gelände dort hätte ein schönes Olympia-Rennen erlaubt, aber auch in Istanbul wäre das Terrain wohl nicht viel anders gewesen. Zumindest wenn man den Bewerbungsunterlagen glaubt.

Strahlende Spiele? Fukushima kein Problem, sagt der Ministerpräsident
Ob einem eine Ex-Müll-Insel nun als Wettkampf-Untergrund suspekt ist oder nicht, das größere Problem liegt möglicherweise 250 Kilometer nordöstlich. Das havarierte Atomkraftwerk in Fukushima, das längst noch nicht im Griff ist und Unmengen an Radioaktivität verbreitet hat und weiter verbreitet, sei und werde für Tokio nie ein Problem sein (Jens Weinreich für Spiegel Online), betonte Japans Ministerpräsident Shinzo Abe bei der Präsentation der Bewerbung. Die Radioaktivität im Trinkwasser der Hauptstadt seien weit unter den erlaubten Grenzwerten. Logisch, hätte er was anderes gesagt, wären die Chancen auf den Zuschlag gleich null gewesen.

Man kann nur hoffen, dass diese Versicherung mehr Gehalt besitzt, als die ganzen Beteuerungen seit der Katastrophe im März 2011. Das „Wasserdrama“ (Spiegel) in Fukushima, also der Austritt von radioaktivem Wasser, so glauben internationale Experten, werde noch zehn Jahre andauern.

Die IOC-Granden haben entschieden. Gegen das wirtschaftliche Risiko in Spanien, das sich mit den finanziell günstigsten Spielen warb, und gegen die innen (Gezipark)- und außenpolitischen (Syrien) Risiken in Istanbul. Für das atomare Risiko in Japan. Während Tokio 1964 schon einmal Gastgeber der Olympischen Spiele war, scheiterte Madrid jetzt das dritte Mal, Istanbul gar zum fünften Mal.

Quellen:
Tim Leffel für sportsfeatures.com
Jens Weinreich
Bewerbungen Tokio, Istanbul, Madrid

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