UCI veröffentlicht vollständige Liste der Nationen für Tokio

Thomas Pidcock und Jenny Rissveds werden in Tokyo2020 wohl mit dabei sein können, auch wenn ihre Länder nicht über das Nationen-Ranking qualifiziert sind

Je 38 Startplätze für Männer und Frauen hat der Radsportweltverband UCI nun auf die nationalen Verbände verteilt. Wenn hier bisher immer von 37 Startern in den beiden olympischen Mountainbike-Rennen die Rede war, dann lag das daran, dass die Gastgeber einen zusätzlichen Platz bekommen, wenn sie sich nicht regulär qualifizieren konnten.

Dieser Qualifikationsprozess lief über die vergangenen drei Jahre, seit Mai 2019, und durch Corona unterbrochen von März 2020 bis April 2021. Die meisten Startplätze – nämlich jeweils 30 – werden dabei über das Nationenranking der UCI vergeben: Je drei Startplätze für die ersten beiden Länder in der Liste, je zwei für die folgenden fünf – darunter auch Deutschland, sowohl bei den Männern als auch bei Frauen. Und für die Plätze 8 bis 21 gibt es noch je einen Startplatz.

Doch sich ja bei Olympia die „Jugend der Welt“ treffen soll, gibt es für die Kontinente außerhalb Europas noch ein paar Sonderregelungen. So dürfen Afrika, Nord- und Südamerika und Asien jeweils einen weiteren Vertreter entsenden. Und insgesamt vier Länder, die bei der Weltmeisterschaft 2019 in Mont Sainte Anne in der Elite- und U23-Klasse besonders gut waren, aber keinen regulären Startplatz erhalten haben (zum Beispiel, weil es nur einen einzigen wesentlichen Punktelieferanten in diesem Land gab), bekommen einen außerordentlichen Startplatz. Das alles ist in einem komplizierten Regelwerk hinterlegt und (bis auf ein paar Korrekturen wegen der Corona-Pandemie) vor dem Qualifikationszeitraum den nationalen Verbänden mitgeteilt worden, sodass es darüber eigentlich keine Diskussionen gibt.

Jetzt haben die nationalen Verbände zwei Wochen Zeit, die ihnen zugesicherten Plätze zu bestätigen. Wird ein Startplatz zurückgegeben, rücken andere Nationen auf deren Platz, sodass sich an der Gesamtzahl der Startplätze nichts mehr ändern wird.

Duell der Giganten: Mathieu van der Poel vs. Tom Pidcock, hier beim XCC in Nove Mesto na Morave / CZE © Ralf Schäuble / EGO-Promotion
Jetzt in Tokio möglich, das Duell der Giganten: Mathieu van der Poel vs. Tom Pidcock, hier beim XCC in Nove Mesto na Morave / CZE
© Ralf Schäuble / EGO-Promotion

Vier Personalien dürften aber schon jetzt feststehen. Besonders interessant dabei: der Startplatz für Großbritannien, den Frazer Clacherty (heute jb Brunex Superior) als 14. in der U23-Klasse bei den Weltmeisterschaften 2019 in Mont Sainte Anne / CAN seinem Land sicherte. Denn ohne diesen durchaus regulären Sonderstartplatz hätte einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Goldmedaille in Tokio gar nicht erst starten dürfen: Tom Pidcock, amtierender U23- und eBike-Weltmeister und Sieger des Weltcup-Rennens in Nove Mesto na Morave / CZE vor wenigen Tagen. Für Clacherty ist das allerdings kein Problem, für seinen Landsmann auf den Startplatz verzichten zu müssen: „Es macht mich ehrlich gesagt stolz! Tom Pidcock wird mit Sicherheit [von British Cycling] ausgewählt werden, und ich denke, er hat es völlig verdient. Ich wäre verärgert, wenn ich die gleichen Ergebnisse wie er erzielen würde und er trotzdem ausgewählt würde. Aber die kann ich bekanntlich nicht vorweisen.“ Damit ist der Weg frei für ein Duell der beiden derzeit besten Mountainbiker (oder Straßenfahrer oder Crosser) der Saison: Tom Pidcock gegen Mathieu van der Poel (Niederlande). Man darf gespannt sein, ob die MTB-Spezialisten wie Nino Schurter, Mathias Flückiger (beide Schweiz) oder Weltmeister Jordan Sarrou (Frankreich) den beiden Radsport-Überfliegern am 26. Juli auf Izu Paroli bieten können

Jenny Rissveds, Olympiasiegerin 2016 in Rio de Janeiro © Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion
Jenny Rissveds, Olympiasiegerin 2016 in Rio de Janeiro
© Armin M. Küstenbrück / EGO-Promotion

Auch die schwedischen Frauen profitieren von der Sonderregel von Mont Sainte Anne. Allerdings dürfte hier diejenige, die den Startplatz für Schweden geholt hat, auch die Nutznießerin sein: Jenny Rissveds, Olympiasiegerin in Rio 2016, amtierende Schwedische Meisterin und Neunte des diesjährigen Weltcup-Auftakts in Albstadt. Ohne die Sonderregel wäre die Titelverteidigerin nicht in Tokio am Start gestanden, das Reglement kennt diese Art der Bevorzugung nicht.

Martin Vidaurre Kossman © Lukas Iseli / EGO-Promotion
Martin Vidaurre Kossman
© Lukas Iseli / EGO-Promotion

Und zu guter Letzt profitieren noch zwei deutsche Teams von den Sonderstartplätzen: das Lexware Mountainbike Team, das wohl ohnehin mindestens einen deutschen Athleten nach Japan schicken darf, darf sich zusätzlich über den Startplatz für Chile freuen, den Martin Kossmann-Vidaurre im U23-Rennen in Mont Sainte Anne eingefahren hat. Und das Team Trek-Vaude, das bei der Nominierung der österreichischen Olympioniken leer ausgegangen ist, über den Startplatz des Namibischen Meisters Alex Miller.

Alex Miller © Niklas Hartmann / EGO-Promotion
Alex Miller
© Niklas Hartmann / EGO-Promotion
Männer Start-
Plätze
Frauen Start-
Plätze
UCI
Nationen-
Ranking
1. Schweiz 3 Schweiz 3
2. Italien 3 USA 3
3. Frankreich 2 Niederlande 2
4. Brasilien 2 Kanada 2
5. Niederlande 2 Frankreich 2
6. Spanien 2 Dänemark 2
7. Deutschland 2 Deutschland 2
8. Tschechien 1 Großbritannien 1
9. Österreich 1 Italien 1
10. Kanada 1 Südafrika 1
11. Dänemark 1 Polen 1
12. USA 1 Ukraine 1
13. Belgien 1 Tschechien 1
14. ROC* 1 Belgien 1
15. Südafrika 1 Österreich 1
16. Neuseeland 1 Argentinien 1
17. Polen 1 Estland 1
18. Norwegen 1 Brasilien 1
19. Griechenland 1 Ungarn 1
20. Ungarn 1 Spanien 1
21. Rumänien 1 Australien 1
Gastgeber Japan 1 Japan 1
Afrika Namibia 1 Namibia 1
Amerika Mexiko 1 Mexiko 1
Asien China 1 China 1
WM 2019 Australien 1 Slowenien 1
Elite Israel 1 Schweden 1
WM 2019 Chile 1 Portugal 1
U23 Großbritannien 1 ROC* 1

 

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