Weltcup 2019: Die besten Short Track-Cracks

Jolanda Neff und Henrique Avancini sammelten am meisten Punkte

Nein, es gibt sie (noch) nicht: die Trophäe für Disziplinen-Weltcup-Sieger in der Short Track-Disziplin. Ein imaginäres Kristall-Gebilde verleihen wir trotzdem: Jolanda Neff und Henrique Avancini haben über sieben Rennen hinweg am meisten Punkte in der Freitagabend-Serie gesammelt.

 

Für Jolanda Neff (Trek Factory Racing) wird’s ein kleiner Trost sein. Oder keiner, dass sie im Short Track 52 Punkte mehr gesammelt hat als Kate Courtney (Scott-Sram), die ihr auf der Zielgeraden noch den Gesamt-Weltcup entriss, nachdem Neff gesundheitlich nicht auf der Höhe war.

Was der Schweizerin im Cross-Country nicht gelang, das klappte wenigstens erstmals im Short Track. Zweimal, in Andorra und im Val di Sole, gewann sie die kurze Disziplin. Zweimal war sie Zweite und insgesamt kam sie auf 632 Punkte im Short Track, wo ja die halbe Punktzahl für die Gesamtwertung vergeben wird.

Hinter Courtney (580), die in Albstadt und in Les Gets gewinnen konnte, steht Pauline Ferrand Prevot (564) an dritter Stelle. Sie gewann wie Chloe Woodruff und Jenny Rissveds eines von sieben Rennen.

Es sind also die gleichen drei Namen, die auch im Overall auf den ersten drei Plätzen auftauchen. Von Short Track-Spezialistinnen kann also nicht die Rede sein. Es folgen Chloe Woodruff (415), Anne Tauber (CST Sandd Bafang, 369) und Anne Terpstra, Ghost Factory Racing, 365) auf den nächsten Plätzen.

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Dritte in Les Gets: Elisabeth Brandau, hier vor der späteren Siegerin Kate Courtney ©Traian Olinici

Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) liegt in der Tabelle auf Position neun (319).

Annika Langvad (Specialized Racing), die im Vorjahr die Disziplin dominierte, war in dieser Saison nie richtig fit.

 

Avancini überholt van der Poel

Bei den Herren hat Mathieu van der Poel (Corendon-Circus) alle Short Track-Rennen gewonnen, an denen er teilgenommen hat, fünf an der Zahl. „Avancini ist in dieser Disziplin wohl mein größter Konkurrent“, hat er während der Saison einmal gesagt.

Tatsächlich gewann Henrique Avancini (Cannondale Factory Racing), wie schon im Jahr zuvor, den Andorra-Durchgang und er war dreimal hinter van der Poel Zweiter, der aktuell einen Etappe vor Schluss die Tour of Britain anführt.

In Snowshoe rutschte er in der Schlussrunde weg, sonst wäre er vielleicht auch da Zweiter oder Erster geworden. Aber die 55 Punkte für Rang acht reichten, um mit 630 Punkten am abwesenden Vorjahres-Sieger Mathieu van der Poel (625) noch vorbei zu ziehen und die Short Track-Wertung für sich zu entscheiden.

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Im Vordergrund: Henrique Avancini ©Traian Olinici

Nino Schurter (Scott-Sram) war immer mindestens Fünfter und beim Finale gelang ihm sein erster Sieg in dieser jungen Weltcup-Disziplin. Damit landete er mit 605 Zählern auf Rang drei.

Dahinter folgen mit Maxime Marotte (Cannondale Factory Racing, 430), Jordan Sarrou (Absolute Absalon, 388) und Titouan Carod (BMC Racing, 372) drei Franzosen.

Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing, 184) liegt auf Rang 17.

 

2021: WM-Titel und Disziplinen-Weltcup?

2020 bleibt das Regelwerk so wie in den beiden ersten Jahren. Dass 2021 im Val di Sole erstmals einen Weltmeister-Titel in dieser Disziplin vergeben wird, das ist noch nicht beschlossen, die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch.

Ob man sich bei der UCI dazu durchringen kann, wie im Skisport seit zig Jahren üblich, Disziplinen-Weltcupsieger und aus den einzelnen Disziplinen den am höchsten dotierten Gesamtweltcupsieger zu küren, das steht noch in den Sternen.

Die Angst Spezialisten heran zu ziehen, wie bei der Einführung des Eliminators, wird schon in Anbetracht der beiden inoffiziellen Rankings eigentlich hinfällig. Es sind die gleichen Leute vorne, nur in anderer Reihenfolge. Was ja auch kein Fehler ist.

Überdies haben sich im Eliminator ja vor allem deshalb irgendwann nur noch Spezialisten getummelt, weil ein Start im Sprint keine Punkte brachte und die besten Cross-Country-Fahrer einen negativen Einfluss auf das sonntägliche Rennen geltend machten. Zudem war die Distanz einfach zu kurz.

Weil man im Short Track ohnehin nur die 40 Besten der Weltrangliste zulässt, bleibt das sowieso erst mal eine Sache für die typische Cross-Country-Fahrer.

Das ist auch das größte sportliche Handicap der Disziplin: die Beschränkung der Teilnehmer-Zahl. Die muss aber wegen der Kürze der Distanz aufrecht erhalten werden. 100 Fahrer auf einer Short Track-Strecke machen keinen Sinn.

Man kann die Exklusivität allerdings auch für gut befinden. Es ist eine Auszeichnung mitfahren zu dürfen. Manche, die draußen bleiben müssen, empfinden das jedenfalls so. Zu gerne würde man in diesem Format auch mal mitmischen.

Dass es attraktiv ist und beibehalten werden muss, darüber gibt es eigentlich keine zwei Meinungen.

 

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