Weltcup Albstadt: Schurter wählt richtige Reifen und siegt
Herren: Manuel Fumic in den Top 10
Zum Abschluss des Weltcup-Wochenendes in Albstadt hat Weltmeister Nino Schurter das Herren-Rennen gewonnen. Der Schweizer siegte zum dritten Mal auf der Schwäbischen Alb, in 1:28:07 Stunden mit 16 Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Stephane Tempier und 40 Sekunden vor Mathieu van der Poel. Bester Deutscher war der Kirchheimer Manuel Fumic auf Platz neun.
Vor mehr als 10.000 Zuschauern entwickelte sich im Tailfinger Bullentäle ein höchst interessantes Renngeschehen. Nino Schurter, der zum ersten Mal seit fast zehn Jahren nicht aus der ersten Reihe starten konnte, gelang aus Reihe drei ein guter Beginn und er erreichte bereits am ersten Anstieg die Spitzenpositionen.
Danach wurde er einige Male unter Druck gesetzt, auch von seinem Schweizer Landsmann Matthias Flückiger, der einen starken Eindruck machte.
Hinterrad-Defekt bremst Flückiger
Doch der holte sich in Runde drei von sieben einen Reifendefekt. Weil er den Druckverlust registrierte, griff er an. „Ich dachte, ich kann mich in der Technischen Zone ja dann erholen“, erklärte Flückiger.
Allerdings dauerte der Wechsel 38 Sekunden, zu viel um die fünf Fahrer, die ihn passierten, nochmal einzuholen.
Die Gruppe zersplittert bald danach. Mathieu van der Poel kann nach seinem Kahnbeinbruch nicht mehr ganz wie er will und seine Schuh-Schnalle ist kaputt gegangen. Und so ist es nur noch Stephane Tempier, der einer Tempoverschärfung von Weltmeister Nino Schurter folgen kann.
„Ich wollte nicht zu früh die Karten auf den Tisch legen, aber ich habe dann gemerkt, dass Mathieu (van der Poel) nicht mehr folgen konnte und auch Maxime (Marotte) Mühe hatte. Deshalb habe ich attackiert. Allerdings war ich überrascht, dass dann Tempier zurückkam“, erklärt Schurter, wie er die Gruppe auseinander fahren konnte.
Tempier hatte allerdings etwas viel Energie verbraucht um seinen Rückstand vom Anfang zu kompensieren. So spielte Schurter am zweiten Anstieg der vorletzten Runde seine Qualitäten aus und riss eine Lücke von etwa 30 Metern. „Die gegen Nino wieder zu schließen, ist fast unmöglich“, gesteht Tempier.
Obschon er sich nicht völlig abhängen lässt, er kann den 27. Weltcupsieg von Nino Schurter nicht verhindern.
Schurter siegt dank Reifenwahl und freut sich auf die WM 2020
„Ich denke, heute hat die Wahl des Materials eine wichtige Rolle gespielt. Und vermutlich habe ich durch meine Aufgabe am Freitag (beim Short Track wg. Defekt) auch ein wenig Körner gespart. Es ist schön hier zum dritten Mal zu gewinnen. 2020 ist hier die WM, das gibt mir ein gutes Gefühl. Die Kulisse hier war wie immer toll“, erklärt Schurter.
Stephane Tempier bekannte, dass er vor allem im zweiten Anstieg des Kurses keine Chance gegen Schurter hatte. „Nach dem Short Track war ich schon ein bisschen müde, aber ich bin mit dem zweiten Platz heute zufrieden. Zum Sieg hat etwas gefehlt, aber ich bin zuversichtlich für Nove Mesto.“
Dort will auch Mathieu van der Poel „näher dran sein“, wie er sagte. Nach dem Handicap des Kahnbeinbruchs beim La Rioja Bike Race in Spanien (vor neun Tagen) müsse er heute aber mit Rang drei „zufrieden“ sein.
van der Poel nicht der Stärkste
„Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass ich das Leaderjersey um ein paar Punkte verpasst habe, aber ich war heute sicher nicht der Stärkste im Rennen. Ich konnte nur ein Tempo gehen und nicht reagieren, als Nino angegriffen hat, ich hoffe, dass es nächste Woche schon etwas besser geht“, so van der Poel.
Er gewann gegen Maxime Marotte das Duell um Rang drei, weil er im letzten Anstieg quasi den Sprint um die erste Position im darauf folgenden Downhill gewann.
Marotte kommentierte seinen vierten Platz so: „Am Ende haben ein paar Sekunden gefehlt, um am Hinterrad bleiben zu können. Bei der Attacke hatte ich nicht genug Körner um folgen zu können. Ich mag die Strecke und auch das nasse Wetter. Die Atmosphäre war heute wirklich toll. Wie im Stadion, sehr laut. Die WM 2020 wird bestimmt cool.“
Fumic erreicht persönliches Ziel
Manuel Fumic war nur zu Beginn Teil der achtköpfigen Spitzengruppe. Aber das war auch nicht anders zu erwarten. Mit einer Schiene am Ringfinger und einem Trainingsrückstand aus dem Winter hatte er die Top-Ten als Maximal-Ziel ausgegeben.
Das konnte der Deutsche Meister aus Kirchheim/Teck aber mit einem klugen Rennen umsetzen. „Wir haben uns das Damen-Rennen angeschaut und wussten, dass man gleich vorne dabei sein muss. Als dann vorne attackiert wurde, hatte ich gleich 30 Sekunden Rückstand, aber das war okay“, so Fumic.
Er fand sich in einer vierköpfigen Gruppe von Rang sieben bis zehn wieder und begann auch über die Team-Wertung nachzudenken. Deshalb wollte er die zwei BMC-Fahrer Lars Forster und Reto Indergand los werden.
Er attackierte auf der Asphalt-Passage. „Damit haben sie nicht gerechnet“, meinte Fumic. Nur der Schweizer Lukas Flückiger konnte mitgehen.
Allerdings kam in der Schlussrunde der Spanier David Valero von hinten und griff prompt an. „Da konnte ich nicht mehr mitgehen und habe versucht meinen neunten Platz abzusichern. Das ist mir gelungen. Ich habe mein Ziel erreicht, eine gute Leistung abgeliefert und wir haben mit Cannondale die Team-Wertung gewonnen. Vielleicht wird es nächste Woche noch besser“, so Fumic.
Egger zufrieden, Gluth mit guter Form
Aus der „zweite Reihe der Deutschen“ landeten Georg Egger und Martin Gluth auf den Plätzen 43 (+7:24) und 44 (+7:41), sowie Julian Schelb auf Position 47 (+7:54). Alle drei aus Startpositionen weiter hinten.
Georg Egger zeigte sich sehr zufrieden mit seinem Rennen: „Vom Kopf her war ich voll da, angriffslustig und hatte gute Kontrolle. Es hat Spaß gemacht und die Arbeit der letzten Wochen hat sich ausgezahlt“, sagte er nach seinem zweiten Elite-Weltcup.
Martin Gluth ging verhalten ins Rennen und drehte nach der zweiten Runde auf. „Ich wollte nicht mit aller Kraft um Positionen kämpfen, sondern meinen eigenen Rhythmus finden. Nach Runde zwei konnte ich richtig Druck aufs Pedal bringen“, so der Freiburger. Allerdings erlitt er in Runde vier einen Defekt und verlor rund zehn Positionen. Damit war er wieder bei Schelb und Egger. „Ich bin dann konstant weiter gefahren und konnte das Tempo halten. Die Form ist gut“, befand er weiter.
Julian Schelb verfehlte sein persönliches Ziel Top 40 nicht weit: „Es ist fast aufgegangen. Mit der Strecke bin ich Runde um Runde besser zurecht gekommen. Ich habe alles im Griff, aber ich kann noch nicht am Gashahn drehen.“
Schelb leidet im Frühjahr an einer Pollenallergie, die das Training stark einschränkt.
…
1. Nino Schurter (SUI) 1:28:07
2. Stephane Tempier (FRA) +0:16
3. Mathieu van der Poel (NED) +0:40
9. Manuel Fumic (GER) +2:24