Weltcup Lenzerheide: Cross-Country comes home

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Weltcup-Siegerin auf Schweizer Boden: Nathalie Schneitter ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Fünf Jahre ist es her, dass in der Schweiz ein Weltcup-Rennen ausgetragen wurde. So lange mussten die Eidgenossen warten bis die Serie für die besten Mountainbiker der Welt wieder in ihrem Heimatland gastiert. Und das obwohl die Sportler um Nino Schurter (Scott-Odlo) und Jolanda Neff (Stöckli Pro) aus dem Alpenland permanent für fette sportliche Schlagzeilen sorgen.
Am Wochenende ist Lenzerheide zum zweiten Mal Austragungsort und die Schweizer stehen in ihrem Heimatland besonders im Fokus
.

Beim letzten Weltcup auf Schweizer Boden triumphierten mit Nathalie Schneitter und Florian Vogel zwei Einheimische und es wäre keine Überraschung, wenn das am Sonntag wieder so wäre.

Seit Beginn des offiziellen UCI-Weltcups im Jahr 1991 hat Swiss Cycling bei den Herren 49 Weltcupsiege verbucht. Es wäre also eine wunderbare Fügung, wenn am Sonntag der Jubiläumssieg durch Nino Schurter (oder Florian Vogel oder Mathias Flückiger, oder…) ausgerechnet vor heimischem Publikum stattfinden würde.
Nur die Franzosen können da mithalten. 48 Siege haben sie auf dem Konto. Dabei gehören alleine 30 dem Ausnahme-Könner Julien Absalon (BMC Racing).

Hinter dem amtierenden Weltmeister folgen gleich drei Schweizer. Thomas Frischknecht (17), Nino Schurter (14) und Christoph Sauser (13). Dann kommt Miguel Martinez (Fra, 10).

Das Zahlenwerk, das die Schweizer Bilanz im Weltcup untermauert, ist also eindrucksvoll. Noch eines aus dem Herren-Bereich: In 108 von 190 Weltcup-Rennen war mindestens ein Schweizer unter den besten Drei. Die Franzosen schafften das nur in genau der Hälfte der Rennen (95).

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Schweizer Dominanz auch schon 2008: Dreifach-Sieg beim Weltcup in Fort William. Das letzte Mal, dass dieses Kunststück gelang. Von links Jakob Fuglsang, Nino Schurter, Florian Vogel, Christoph Sauser und Burry Stander (†). ©Gary Perkin

Doch nicht nur die Geschichte belegt wie stark die Schweizer in diesem Sport sind. Im Gegenteil. Auch aktuell sind sie extrem präsent. Beim Weltcup-Auftakt in Nove Mesto waren fünf Schweizer unter den besten Zehn und neun unter den besten 20.
In Albstadt waren es auch fünf in den Top-Ten, bzw. sogar unter den besten Sieben.

Alleinige Führung für Jolanda Neff?
Bei den Damen ist das Bild für den Rest der Welt etwas freundlicher, aber die Karriere der aktuellen Nummer eins in Weltrangliste und Weltcup, Jolanda Neff hat gerade erst begonnen. Sie geht als Favoritin ins Rennen und könnte a.) für den 18. Schweizer Sieg bei den Damen sorgen und überdies mit ihrem sechsten Sieg in der internen Schweizer Bilanz die alleinige Führung übernehmen. Bis dato steht sie gemeinsam mit Barbara Blatter an der Spitze.

Hinter USA und Kanada (je 36), sowie Norwegen (29) liegt man gleichauf mit Italien aktuell auf Rang vier. Aber auch neben Neff ist die Zukunft für Swiss Cycling viel versprechend: Die gleichaltrige Linda Indergand (Focus XC), Kathrin Stirnemann (Haibike-Ötztal), Nathalie Schneitter (Rose-Vaujany) Andrea Waldis (Luna Pro) und die ganz jungen Alessandra Keller (Strüby-BiXS), Nicole Koller (Tower Sports) und Sina Frei (jb Felt) haben das Potenzial jetzt oder in naher Zukunft.

Die Cross-Country-Biker sind in der Schweiz in den Medien zu finden, wie sonst wohl in keinem anderen Land. Neff und Schurter werden in Talkformate eingeladen, sind in der Boulevard-Presse präsent und Interviews werden von der Nachrichtenagentur Sportinformation landesweit verbreitet. Insofern darf man sagen: Cross-Country comes home. Auch wenn die Wurzeln des Sports natürlich in Nordamerika liegen.

Wenn man die sportliche und mediale Seite betrachtet, dann ist die Schweiz im Weltcup-Kalender eindeutig unterrepräsentiert. Der Event am Wochenende in Lenzerheide, das ist erst der neunte Cross-Country-Weltcup in der Schweiz. Am bisher häufigsten gastierte die Serie in Kanada (36). Vor fünf Jahren war Champèry der letzte Standort, im Jahr darauf war die WM dort.

Wird ein schiefes Bild korrigiert?
Champéry wiederum liegt im französischen sprechenden Teil der Schweiz und dort ist der Sport längst nicht so verankert wie in der deutschsprachigen Schweiz. Warum auch immer. Das lässt sich auch beim BMC Racing Cup erkennen, wo der Zuschauerzuspruch bei Rennen jenseits der Sprachgrenze geringer ausfällt.

Dass Lenzerheide einen Vertrag hat bis 2017, bevor dort 2018 die Weltmeisterschaften stattfinden, korrigiert dieses schiefe Bild zwischen sportlicher Seite und Events ein wenig. Vielleicht ist es auch der Beginn einer Tradition.

In Lenzerheide gab es 1994 schon einmal einen Weltcup. Danach gastierten die Mountainbiker bemerkenswerter Weise nur noch im französisch sprechenden Landesteil.

 

1991 Châteaux d’Oex

  1. Alison Sydor, CAN, 2. Sara Ballantyne, USA, 3. Silvia Fürst, SUI
  2. Tim Gould, GBR, Mike Kloser, USA, 3. David Wiens, USA

1992 Klosters

  1. Alison Sydor, CAN, 2. Juliana Furtado, USA, 3. Chantal Daucourt, SUI
  2. John Tomac, USA, 2. Tim Gould, GBR, 3. Barrie Clark, GBR

1994 Lenzerheide

  1. Paola Pezzo, ITA, 2. Alison Sydor, CAN, 3. Chantal Daucourt, SUI
  2. Ned Overend, USA, 2. Tim Gould, GBR, 3. Thomas Frischknecht, SUI

2000 Lausanne

  1. Marga Fullana, ESP, 2. Elsbeth Vink, NED, 3. Hedda zu Putlitz, GER
  2. Filip Meirhaeghe, BEL, 2. Thomas Frischknecht, SUI, 3. Roel Paulissen, BEL

2001 Leysin

  1. Laurence Leboucher, FRA, 2. Marga Fullana, ESP, 3. Annabella Stropparo, ITA
  2. Miguel Martinez, FRA, 2. Christoph Sauser, SUI, 3. Ludovic Dubau, FRA

2007 Champèry

  1. Marga Fullana, ESP, 2. Irina Kalentieva, RUS, 3. Marie-Helene Premont, CAN
  2. Julien Absalon, FRA, 2. Christoph Sauser, SUI, 3. Nino Schurter, SUI

2009 Champèry

  1. Elisabeth Osl, AUT, 2. Anna Szafraniec, POL, 3. Lene Byberg, NOR
  2. 1. Burry Stander (†), RSA, 2. Julien Absalon, FRA, 3. Ralph Näf, SUI

2010 Champèry

  1. Nathalie Schneitter, SUI, 2. Eva Lechner, ITA, 3. Julie Bresset, FRA
  2. Florian Vogel, SUI, 2. Jaroslav Kulhavy, CZE, 3. Nino Schurter, SUI

 

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