Weltcup Nove Mesto Nachgedreht(2): Gegen einen Baum geknallt

Neue Gesichter auf dem Damen-Podium

Einer Deutschen gefällt’s in Startreihe eins. Eine Schweizerin hat so ein Rennen mal gebraucht. Eine Olympiasiegerin will sich nicht mehr für Likes und Follower quälen. Ein Podium mit Neulingen. Und: Cola ist nicht gleich Wasser. Aus der Damen-Welt vom Weltcup in Nove Mesto Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

 

Für Nadine Rieder (Rotwild Factory Racing) war der Nove Mesto-Weltcup nur ein kurzes, dafür aber schmerzhaftes Vergnügen. Nach Rang sieben im Short Track aus der ersten Reihe gestartet war sie sehr gut weg gekommen.

An sechster Stelle kam sie zum ersten Mal aus dem Mercedes-Benz Rock’n Roll-Steinfeld. „Ich konnte problemlos mitfahren, alles schien perfekt“, blickt Rieder zurück.

Doch kurz danach, bevor es in die neu angelegte Pumptrack-Sektion ging, kam es zu einer Kollision mit der jungen Spanierin Rocio Garcia. Die hatte vorher schon mal zu Rieder rüber gezogen, wie im Replay zu erkennen ist und laut Rieders Darstellung zog sie dann vor dem Pumptrack erneut in deren Linie. „Sie ist in mich reingefahren und wir sind beide gegen einen Baum geknallt“, beschreibt die Allgäuerin den Sturz aus ihrer Sicht. Die beide sorgten dort auch für einen kleinen Stau, so dass sich der Vorsprung der Top Fünf gleich vergrößerte.

Beide setzten erst mal ihre Fahrt fort, doch bei Rieder stellte sich raus, dass der Schaden am Schaltwerk nicht behoben werden konnte.

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Nadine Rieder, kurz bevor das Aus kam ©Traian Olinici

„Zum Glück ist außer einer leichten Prellung und Schürfungen nichts weiter passiert. Ich versuche das Positive mitzunehmen und in Andorra wieder anzugreifen. In der ersten Startreihe hat’s mir nämlich gut gefallen“, meinte Rieder mit einem Grinsen. Jetzt geht es erst mal ins Höhentraining nach Bormio.

 

Podiums-Premieren: Mit Haley Smith (Norco Factory Racing, 3.), Sina Frei (Ghost Factory Racing, 4.) und Malene Degn (KMC Ekoi Orbea, 5.) standen in Nove Mesto gleich drei Damen auf dem Podium, die in der Elite noch nie da waren. Für Frei und Degn war es erst das jeweils zweite Elite Weltcup-Rennen.

Nachdem Kate Courtney da auch erst das zweite Mal stand und Rebecca McConnell (noch als Henderson) auch erst das dritte Mal, war das doch ein noch ziemlich ungewohntes Bild, das sich den Fotografen darbot.

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Sina Frei (Ghost Factory Racing), Rekordsiegerin in der U23 und eigentlich noch in dieser Kategorie startberechtigt fuhr ein überlegtes Rennen und ließ sich durch Positionskämpfe nicht aus dem Konzept bringen. Eine Zeit lang duelliert sie sich mit Kate Courtney, doch als die geht, bleibt sie bei ihrem Rhythmus.

„Ich habe versucht meinen Rhythmus zu finden und das ist mir gelungen. Es zahlt sich am Ende aus, wenn man nur auf sich schaut“, erklärt Frei. „Es ist natürlich mega schön, ein cooles Gefühl auf dem Podium zu stehen.“

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Sina Frei ©Andreas Dobslaff

Linda Indergand (Superior XC) erwischte zwar keinen optimalen Start, fand dann aber gut ins Rennen und kämpfte am Ende in einer dreiköpfigen Gruppe um den fünften Podiums-Rang. Den erobert allerdings Malene Degn.

„Es war ein bisschen schade, dass ich am Start nicht ganz die Power hatte, aber dann habe ich einen guten Rhythmus gefunden. Ich habe immer versucht als Erste der Gruppe in die Abfahrten zu gehen, aber am Schluss ist es nicht mehr gegangen.“

Nachdem im vergangenen Jahr ein wenig der Wurm drin war, scheint Indergand jetzt wieder zurück zu alter Stärke.

Mit dem Rennen bin ich zufrieden, so eines habe ich mal gebraucht“, meinte Indergand.

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Kathrin Stirnemann (Thömus RN Racing) litt in Nove Mesto genauso an einer Erkältung wie Ramona Forchini (jb Brunex-Felt). Das erklärt die Plätze 34 und 32, die nicht dem Leistungsvermögen der beiden Schweizerinnen entspricht.

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Jenny Rissveds (Team 31) bestritt in Nove Mesto erstmals seit September 2016 in Andorra wieder ein Weltcup-Rennen. Nach der ersten kompletten Runde sah man sie bereits auf Platz 13, das Tempo konnte sie aber nicht halten. Am Ende war es Rang 33, genau zwischen den beiden Schweizerinnen.

Doch das spielt für die Olympiasiegerin von 2016 eine untergeordnete Rolle. In einem Interview mit Redbull.tv beschreibt sie, worum es für sie bei ihrem Comeback geht: Für etwas einzustehen, das wirklich zählt. Sie sei müde, Likes und Follower zu zählen, müde Ergebnisse abzuliefern. Dafür hätte sie die Motivation für ein Comeback nicht aufbringen können. Aber mit dem Team31 das Recht von Kindern auf Ruhe, Freizeit und Spiel zu unterstützen, das mache für sie Sinn. Was sie sagt, lässt sich als eine Mahnung an den Leistungssport und seine Akteure verstehen, es mit allem nicht zu übertreiben.

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Hanna Klein (Scott-Sparkasse) verzeichnete zwar eine leichte Steigerung gegenüber Albstadt, doch sie fand nach dem Rennen, dass an diesem Tag aus der letzten Startreihe „mehr drin gewesen“ wäre als Platz 43. Abgesehen davon, dass die Verpflegungsreihenfolge (Erst Cola, dann Wasser) nicht die richtige war, plagten sie Rückenschmerzen. „Ich musste mich immer wieder dehnen. Wenn die Muskulatur offen war, ging es ganz gut“, meinte sie. Das ging aber nur phasenweise. „Ich konnte nicht so richtig ans Limit gehen“, erklärte die 31-Jährige.

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Kate Courtney; Sina Frei, Rebecca McConnell ©Traian Olinici

 

In der Weltcup-Gesamtwertung hat Weltmeisterin Kate Courtney (Scott-Sram) einen Blitzstart hingelegt, 700 Punkte gesammelt und geht ins zweite Weltcup-Doppel in Andorra und Les Gets mit 210 Punkten Vorsprung auf Jolanda Neff (Trek Factory Racing). Dritte ist überraschend Chloe Woodruff (385) vor Rebecca McConnell (378, Primaflor-Mondraker) und Anne Tauber (350, CST Sandd Bafang), dem Pechvogel des Wochenendes.

Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) liegt auf der zwölften Position (263), Nadine Rieder auf 23 (155).

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