Weltcup Stellenbosch: Machen die „Big Three“ die 30 voll?
Und: verlängert Schurter seine Serie in die Saison 2018 hinein?
Der erste Weltcup in der Saison ist immer voller offener Fragen. Die Athleten selbst warten gespannt auf den ersten Vergleich mit allen Konkurrenten. Und weil der Auftakt in Stellenbosch gleichsam eine Vorhut für den Rest der Saison darstellt, wird es noch mal spannender. Vor dem 207. Cross-Country-Weltcup der Geschichte ein Blick auf das Lager der Herren.
Falls es diesmal irgendwie anders kommen sollte und man das dann interessant ist zu wissen: Seit Albstadt 2013, als der Australier Daniel McConnell ein Regenrennen gewann, gingen sage und schreibe 29 Weltcup-Rennen in Serie an einen der „Big Three“. Außer Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing), Julien Absalon (Absolute Absalon) und Nino Schurter (Scott-Sram) hat seither kein anderer mehr ein Weltcup-Rennen der Herren gewonnen. Schurter ist ja für die letzten sechs Sieger-Einträge ja bekanntlich sogar alleine verantwortlich. Und ist nicht müde.
„Ich habe keine Motivationsprobleme, ich leben meinen Traum“, sagt Schurter und erklärt, dass er „ein bisschen mehr Sprint“ trainiert habe – um auch im künftigen Short Track Race zu bestehen. Das spielt allerdings erst in Albstadt eine Rolle. In Stellenbosch hat er vor einigen Wochen schon ein Rennen bestritten und kennt damit die Strecke in und auswendig.
Absalon hat zuletzt wieder an seiner Allergie-Problematik gelitten, die es in Stellenbosch möglicherweise nicht geben wird. Ob er als jetzt selbstverantwortlicher Teamchef in der Lage ist ganz vorne mitzumischen? Jaroslav Kulhavy schließt das für sich selbst eigentlich aus. „Vermutlich wird es für mich zu schnell“, meint der Tscheche. Durch einen Infekt hinkt er in der Vorbereitung etwas hinterher. Die Intensitäten konnte er nicht so trainieren, wie er wollte.
Marotte und Tempier: Schon 2004 mit Schurter auf dem Podest
Und wer könnte die Serie brechen? Schwer einzuschätzen, weil sehr viele unterschiedliche Wege nach Rom – pardon: Stellenbosch, geführt haben. Mathias Flückiger (Thömus RN Racing) ist dazu prinzipiell in der Lage, denkt man die vergangene Saison. Sein Schweizer Landsmann Thomas Litscher (jb Brunex Felt) hat bei der WM lange Paroli geboten. Allerdings hat er im Interview keine lauten Töne von sich gegeben. Der Kurs wird ihm aber zweifellos liegen.
Maxime Marotte (Cannondale Factory Racing) ist auch einer, der sich an Schurter schon seine ganze Karriere lang ein Stück weit abarbeitet. Schon 2004 stand er bei der Junioren-WM in Les Gets neben Schurter auf dem Podest – als Dritter. Marotte: „Ich habe eigentlich keine Probleme mit den ersten Rennen der Saison. Ich fühle mich stärker als 2017.“
Damals vor ihm war sein französischer Landsmann Stephane Tempier. Der Bianchi-Fahrer war auch 2017 zweimal als Zweiter nicht weit von Nino Schurter entfernt. Wie nachteilig sich die Kursführung für den bekannten Langsam-Starter auswirkt, wird sich zeigen. Dass diese Podest-Besetzung einer Junioren-WM jetzt die Plätze 1, 2 und 4 der Weltrangliste belegt, das ist außergewöhnlich. 1986 scheinen die Mountainbike-Götter was besonderes vorgehabt zu haben.
Heiß gehandelt: Mathieu van der Poel
Nächster Kandidat: Mathieu van der Poel (Corendon-Circus). Der wird vielleicht am heißesten gehandelt. Sofern er es schafft im Staub der Startrunde von Position 45 aus möglichst viele Konkurrenten unbeschadet zu passieren, dann ist van der Poel sicherlich ein großer Gegenspieler von Nino Schurter.
Ob Jordan Sarrou (KMC-Ekoi-Sr Suntour) da mitmischen kann? Das wäre eine Überraschung. Sein Teamgenosse Victor Koretzky ist prinzipiell ein Kandidat, muss nach einer schwierigen Saison 2017 aber von Position 34 ins Rennen gehen.
Anton Cooper (Trek Factory Racing) hätten wir da noch. Der Neuseeländer ist prinzipiell einer, der eines Tages einen Weltcup gewinnen kann. Wenn nicht jetzt, dann in nicht all zu langer Ferne. Er kommt aus Sommer der Südhalbsphäre, was bedeutet, dass er sicherlich bereits gut in Form ist. Wie auch U23-Weltmeister Sam Gaze (Specialized), die beiden schon die nationalen und die Kontinental-Meisterschaften bestritten und die Commonwealth Games vor sich haben.
Prinzipiell werden die Karten vor jeder Saison neu gemischt und der frühe Termin verändert die Kräfteverhältnisse vermutlich auch noch mal. Deshalb bleiben da viele Unbekannten.