Weltcup Val di Sole Nachgedreht(2): Alters- und Podiumsrekord

Stillstehende Vorderräder in der Damen-Welt

Entwarnung eins: „Nur Verspannungen“ bei Sabine Spitz. Entwarnung zwei: Kein Bruch bei Annika Langvad. Aber einer am Bike von Linda Indergand. Ein langes Warten hat für Maja Wloszczowska ein Ende. Rekordmarken von Gunn-Rita Dahle-Flesjaa. Vom Zero to Hero von Anne Tauber, eine Krise bei Alessandra Keller, vier Runden fürs Selbstbewusstsein bei Kathrin Stirnemann und „ein Messer im Rücken“ von Theresia Schwenk. Aus der Damen-Welt beim Weltcup im Val di Sole Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

 

Sabine Spitz (Wiawis Bikes) meldete nach ihrem sturzbedingten Ausscheiden am Abend erst mal Entwarnung. Sofern man das so nennen kann. „Nur extreme muskuläre Verspannungen im Nacken und im Schulterblatt-Bereich“, erklärte sie auf Nachfrage.

Bei der Einfahrt zum letzten Downhill, touchierte sie, etwa an 20. Stelle liegend, das Hinterrad von Julie Bresset, nur leicht, aber das reichte, um in der Felspassage in eine kleine Spalte zu rutschen, so dass das Vorderrad unvermittelt still stand. „Ich bin mit dem Kopf eingeschlagen“, so Sabine Spitz. Das hätte in der Tat schlimmer ausgehen können.

Wie lange es dauert diese Versteifungen zu lösen, lässt sich noch nicht einschätzen. Den Weltcup in Andorra wollte Spitz sowieso auslassen, aber eine Woche danach folgen ja die Deutschen Meisterschaften in St. Ingbert.

Sabine Spitz vor der Kopflandung ©Erhard Goller
Sabine Spitz vor der Kopflandung ©Erhard Goller

 

Maja Wloszczowska (Kross Racing) hat lange auf diesen, ihren vierten Weltcupsieg warten müssen. Die Weltmeisterin von 2011 war so oft vorne mit dabei und 2016 auch zum zweiten Mal Olympia-Silbermedaillengewinnerin, dass man kaum glauben mag, wie lange ihr letzter Sieg her ist. Und dass es überhaupt erst ihr vierter Triumph ist. Die 34-Jährige stand zuletzt 2012 im südafrikanischen Pietermaritzburg ganz oben auf dem Weltcup-Podest. Und es war nach dem Rennverlauf überraschend, dass sie zum zweiten Mal nach 2010 im Val di Sole triumphieren konnte.

„Emily (Batty) Jolanda (Neff) und Pauline (Ferrand Prevot) sahen wirklich stärker aus als ich und ich bin die ganze Zeit etwas dahinter gefahren“, sagte sie im Red Bull-Interview. Sie wurde zwar mehrfach um einige Meter distanziert, habe sich aber von Runde zu Runde besser gefühlt.

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Kaum zu glauben: Maja Wloszczowska gewinnt nach vier Jahren Pause wieder einen Weltcup ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

„Ich wusste, dass ich vorher was versuchen muss, weil man im Finale nie weiß. Deshalb habe ich es zwei Runden vor Schluss versucht und es hat funktioniert. Ich konnte nicht glauben, dass ich vorne war“, erklärte die Polin zu ihrer „Bilderbuch-Attacke“ (Neff). Immer wenn sie führen würde, neige sie zu Fehlern. Daher habe sie sich den Rest in Abschnitte eingeteilt.

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Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Merida) belegte Rang fünf und setzte damit eine Bestmarke und stellte eine andere ein. Die Norwegerin löste Sabine Spitz als bisher älteste Fahrerin auf dem fünfköpfigen Weltcup-Podium ab. Dahle-Flesjaa war am Sonntag 45 Jahre, vier Monate und 28 Tage alt, vier Tage älter als Spitz bei ihrem zweiten Platz in Nove Mesto 2017.

Es war gleichzeitig der 70. Podiums-Platz für die 29-fache Weltcupsiegerin. Damit stellte sie die Marke von Downhillerin Sabrina Jonnier aus Frankreich ein.

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70. Weltcup-Podium: Gunn-Rita Dahle-Flesjaa ©Erhard Goller

 

Annika Langvad (Specialized), am Freitag überlegene Siegerin des Short Track-Wettbewerbs, musste ihre Hoffnungen am Sonntag schon auf der Startgeraden begraben. Sie saß kurze Zeit später mit Schmerzen am Handgelenk in der Technischen Zone und wurde medizinisch versorgt. Inzwischen ist klar, dass nichts gebrochen ist. Das sei die gute News, schreibt sie auf Instagram und weiter: „Aber Junge, Junge, wie sich meine Hand anfühlt. Ich muss abwarten und schauen, was die nächsten Tage bringen.“

Man würde in dem Sport eben eng gegeneinander fahren und Stürze könnten passieren, sie seien Teil des Geschäfts („Part of the Game“). Erst mal sei sie froh, dass die Verletzung für sie nicht das Ende der Saison bedeute. Und dann gratuliert sie noch Maja Wloszczowska zu ihrem Sieg. „Du warst in den vergangenen Jahren einige Male nah dran, aber immer Pech gehabt. Jetzt hast Du’s gemacht, genieß’ es“, schreibt Langvad.

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Für Linda Indergand (Focus XC) war das Rennen an derselben Stelle zu Ende, wie für Annika Langvad. Allerdings war es bei der Schweizerin keine Verletzung, sondern das Fahrrad. „Der Rahmen ist gebrochen“, erklärte Indergand.

Wie es zum Massen-Crash kam, schildert die Schweizerin so: „In der Startphase ist eine Fahrerin immer weiter zu mir rübergekommen, bis sich unsere Lenker
verhakt haben. Sie ist dann umgefallen, ich auch, dann Annika..ich weiß nicht wer sonst noch..ich lag unten drunter.“

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Vom Ende des Feldes in die Top-Ten ©Erhard Goller

Anne Tauber (CST Sandd American Eagle) war auch eine Leidtragende des Sturzes. Wie genau das passiert sei, das sei ihr nicht klar, so die Niederländerin. Jedenfalls musste sie dann das Feld von hinten aufrollen. Und sie tat es nach dem Motto: von Zero to Hero. Hätte sie sich nicht in der vorletzten Runde einen weiteren, selbstverschuldeten Sturz erlaubt, als sie bereits an sechster Position lag, dann wäre wohl sogar noch mehr herausgekommen als Rang zehn. Immerhin hatte sie ja beim Short Track als Zweite schon viele Punkte gesammelt.

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Alessandra Keller (Thömus RN Racing) hing zwei Runden lang nur ein paar Sekunden hinter der fünfköpfigen Spitzengruppe. Dann musste sie das Quintett endgültig ziehen lassen und schien sicher auf Position sechs. „Ich hatte in der Mitte des Rennens eine Krise“, bekannte Keller. Das erklärt, warum sie von der Verfolgergruppe geschluckt wurde und zwischenzeitlich nur noch Zehnte war. Doch die 22-Jährige gab sich nicht geschlagen. In der Schlussrunde kam sie formidabel zurück und holte sich doch noch diesen sechsten Platz.

„Ja, damit bin ich sehr zufrieden“, konstatierte Keller. „Das war auch wichtig für die Gesamtwertung.“

Kathrin Stirnemann by Max Fuchs
Kathrin Stirnemann ©Max Fuchs/EGO-Promotion

 

Teamkollegin Kathrin Stirnemann konnte sich immerhin vier Runden lang in den Top-15 halten. Auch wenn sie dann noch auf Rang 21 zurückgereicht wurde, für Stirnemann war das ein Schritt nach vorne. „Ich merke, dass es von Rennen zu Rennen besser geht, das motiviert mich zusätzlich“, wird sie in der Pressemitteilung aus dem Hause Stirnemann zitiert.

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Theresia Schwenk (bike-components) wurde als 67. notiert und sprach hinterher vom „schmerzhaftesten Weltcup-Rennen“ ihrer Karriere. „Es hat sich angefühlt, als würde jemand sein Messer in meinen unteren Rücken stecken.“ Mit diesem Handicap verfehlte sie ihr Ziel, die Punkte-Ränge in den Top 60.

 

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