Weltcup Val di Sole Nachgedreht: Willkommen im ValdiSchurterland

Emotionen, Chaos und Respektlosigkeit aus der Herren-Welt

Was für Florian Vogel ein emotionales Highlight ist und für Thomas Litscher die Rückkehr in die Top-Ten. Lars Forster ist vergesslich und Mathias Flückiger verliert an Boden. Christian Pfäffle erlebt endloses Chaos und Markus Schulte-Lünzum vermisst Respekt. Sven Strähle trotzt einem Handicap. Vom Weltcup im Val di Sole Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

 

Val die Sole, die sechste ist Geschichte. Vielleicht sollten die Marketing-Experten aus dem Tal das ValdiSoleBikeland, wie sie es nennen, auch als ValdiSoleSchurterland vermarkten. Bei den Herren gewann am Sonntag zum fünften Mal Nino Schurter (Scott-Sram) das Cross-Country-Rennen. Lediglich 2011 verlor er das Sprint-Duell gegen Jaroslav Kulhavy. Und bei der WM 2008 hat er ebenfalls gewonnen: den U23-Weltmeister-Titel. Allerdings werden sich bei wenig aufwändiger Suche noch weitere solche Stätten Schurterscher Serien-Erfolge finden.

Im Übrigen hat er schon wieder drei Siege in Folge eingefahren. Nicht auszudenken, wenn er in Stellenbosch nicht aus dem Pedal geklickt wäre.., Immerhin: im Short Track war bisher dreimal zu schlagen. Obschon er vielleicht auch da am Freitag alles richtig gemacht hat, als er nicht auf Teufel komm raus mit Mathieu van der Poel um den Sieg gefahren ist. Der Sieg am Sonntag gibt ihm auf jeden Fall Recht.

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Florian Vogel (Focus XC) stand im Val di Sole schon zum vierten Mal auf dem Podium. 2010, 2011 und 2015 war er im Trentino jeweils Dritter. Plus WM-Silber vor zehn Jahren, hinter seinem „Idol“ Christoph Sauser und vor Ralph Näf. Deshalb sei das auch ein „sehr emotionaler Event“ für ihn, quasi das Saison-Highlight, erklärte der Schweizer.

Dass er zwischenzeitlich an zweiter Stelle lag, als Anführer der Verfolgergruppe, das sei ihm gar nicht bewusst gewesen, gestand Vogel. „Ich bin ganz mein Rennen gefahren und habe das gar nicht mitbekommen“, sagte er nach seinem möglicherweise letzten Weltcup-Auftritt im Val di Sole.

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„Sehr emotional“: Florian Vogel neben Gerhard Kerschbaumer ©Erhard Goller

 

Thomas Litscher (jb Brunex-Felt) verbuchte erstmals in diesem Jahr und nach seiner OP ein Top-Ten-Ergebnis. Entgegen seiner eigentlichen Rennfahrer-Mentalität fuhr Litscher ein zurückhaltendes und konstantes Rennen. „Ich war mir einfach nicht sicher, wie ich mich vom Engadin Bike Giro erholt habe. Ich hätte sicher auch das eine oder andere Mal übers Limit gehen können, aber dann hätte es mich vielleicht aufgestellt. Top-Ten ist immer gut, ich bin happy“, bilanzierte der WM-Dritte.

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Lars Forster (BMC Racing) war nur bis zur zweiten von acht Runden vorne mit dabei. Dann leistete er sich einen „dummen Sturz“, wie er schreibt, verdrehte sich das Fußgelenk, brach sich dabei den Schuh und verdrehte sich den Lenker. In der Hektik vergaß er dann beim Stopp in der Technischen Zone, auch den Lenker wieder gerade zu rücken. So kurvte er an 50. Stelle herum, ehe er in den Downhills wieder Spaß an der Sache fand und mit vier Top-Ten-Rundenzeiten am Ende als 20. noch Schadensbegrenzung zu betreiben.

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Bei Mathias Flückiger (Thömus RN Racing) ging mal wieder die Luft raus. Aus dem Reifen und dann auch aus dem Rennen. In der Spitzengruppe liegend hatte Flückiger Defekt, wie schon in Albstadt. Bis zur nächsten Technischen Zone war es weit und damit die Hoffnung auf ein gutes Resultat passé. Als 59. erreichte Flückiger das Ziel und verlor damit in der Gesamtwertung wertvollen Boden.

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Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) kam im Val di Sole über den 63. Platz nicht hinaus. „Die Beine waren nicht im Rennmodus. Das habe ich schon seit Mittwoch gespürt. Ich war auch vom Kopf her nicht wirklich da“, versuchte Schulte-Lünzum zu erklären. Das klingt vergleichsweise diffus, was sich dahinter verbirgt konnte er im Ziel nicht konkretisieren. „Schade, dabei lief es die vergangenen Wochen so gut“, sagte er und zog enttäuscht von dannen.

Zuvor hatte er sich noch über den „fehlenden Respekt“ beklagt, der in den hinteren Reihen herrscht. Verschiedene Konkurrenten hätten in der Startphase außerhalb der Strecke überholt. Das hob auch…

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Christian Pfäffle, hier noch hinter Lukas Baum, der 72. wurde ©Erhard Goller

 

…Christian Pfäffle (Stevens MTB Racing) hervor. „Da wird auch völlig unnötig und gefährlich überholt“, sagte Pfäffle, der nur sechs Positionen weiter vorne landete und damit natürlich auch nicht zufrieden sein konnte. Die Startrunde sei „endloses Chaos“ gewesen. „Wenn jemand eine wirklich besch…Startphase bauen will, sollte er sich das hier mal anschauen“, kritisierte er.

Dass Startphasen im Cross-Country-Weltcup generell eine heikle Angelegenheit sind, das ist bekannt. Im Val di Sole wird es nach dem Start langsam enger, aber weil es flach dahin geht zieht sich das Feld nicht wirklich auseinander. Zudem holpert es auf der Wiese, so dass die Kontrolle über das Bike erschwert wird.

Das Risiko, dass es knallt oder zumindest zu einem massiven Abbremsen und viel Stau kommt, ist hoch. Siehe auch: Linda Indergand und Annika Langvad.

Pfäffle verbuchte auf der zweiten Hälfte des Rennens immerhin „ein gutes Gefühl“, das dann noch 15 Plätze einbrachte.

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Zwischen den beiden landete Sven Strähle (German Technology Racing). Auch wenn er als 61. drei Sekunden an den Weltcup-Punkterängen vorbeischrammte, war das Resultat für Strähle durchaus ein Erfolg. Am Samstag hatte er sich bei einem Sturz im Training noch am Handgelenk verletzt und war deshalb mit Handicap ins Rennen gegangen.

„Das Gefühl in der rechten Hand war nicht da und es war recht schmerzhaft. Das war in den Abfahrten schon ziemlich schwierig“, sagte Strähle. Aber Runde für Runde sei er besser ins Rennen gekommen. Zum Schluss lieferte er die erst die 36. und dann die 30. Rundenzeit ab. Daher notierte er auch ein „zufrieden“ unter seinen Weltcup-Tag.

 

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