WM Lenzerheide: Das Silber-Quintett im O-Ton

Brennende Lungen, Bestzeit und Schlangenlinien

Erst zum vierten Mal hat eine deutsche Staffel bei einer Mountainbike-WM eine Medaille geholt. Hier kommt das Quintett aus Leon Reinhard Kaiser, Elisabeth Brandau, Max Brandl, Ronja Eibl und Manuel Fumic nach ihrem unerwarteten Erfolg noch mal ausführlich zu Wort.

 

Startfahrer Leon Reinhard Kaiser (U19, Team Bulls):

Wirklich gecheckt hab’ ich es noch nicht, das dauert noch. Erst mal liegt der Fokus auf dem Einzelrennen am Donnerstag, aber heute habe ich mich gut gefühlt. Mit meiner Runde bin ich zufrieden. Ich glaube, dass ich nicht hundert Prozent heraus geholt habe, die Höhe habe ich schon gemerkt. Vielleicht waren es 99 Prozent.

Ich bin aber zufrieden mit dem, was ich da zeigen konnte. Ich glaube, ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass es die Silbermedaille wurde. Die anderen sind auch alle ein sau starkes Rennen gefahren. Dass es zum Vize-Titel gereicht hat, ist schon geil.

Gestern als wir Mani getroffen haben, da hat er einen Team-Spirit aufgebaut. Es war was ganz anderes, als wenn man alleine fährt. Bei der EM war noch ein bisschen Traurigkeit dabei (wegen Rang vier), jetzt war es zusammen die Freude. Es ist schon cool, ich denke, dass es auch pusht, wenn man sieht was die anderen geleistet haben. Als Max auf die Ronja übergeben hat, da war klar, dass es für eine Medaille reichen kann. Wir standen in der Box und dachten, ja, es kann klappen und jetzt hat es geklappt.

 180905_52208_by_Fuchs_SUI_Lenzerheide_WCh_XCR_BrandauE
Elisabeth Brandau ©Max Fuchs/EGO-Promotion

Elisabeth Brandau (Elite, EBE-Racing):

Ich bin auf der Runde eigentlich besser zurecht gekommen, wie im Training. Das Fully war auf jeden Fall ein Vorteil. Im Anstieg konnte ich die Männer fast halten, die sind mir eher in der Abfahrt weggefahren. Meine Zeit ist ganz okay.

Eine Runde, das brennt in der Lunge, aber es macht Spaß gemacht. Man merkt, wie hart der Kurs ist.

Es ist meine erste WM-Medaille, aber ich weiß auch nicht so recht, wie ich die einschätzen soll. Es ist eine Team-Medaille und ich stecke da nur zu einem Fünftel drin. Alle haben eine gute Leistung gezeigt, Ronja, das war verrückt wie schnell die gefahren ist.

Ich bin mal gespannt auf Samstag, ich muss halt ruhig bleiben.

 180905_22388_by_Weschta_SUI_Lenzerheide_WCh_XCR_BrandlM.
Max Brandl @Thomas Weschta

Max Brandl (U23, Lexware Mountainbike Team):

Lisa Pasteiner und Anne Terpstra sind vor mir etwas Schlangenlinien gefahren, aber das ist ja klar. Aber ich habe nicht hasardiert und konnte das Manöver jeweils wieder abbrechen. Auf der Runde kann man schon an vielen Stellen überholen, zumindest wenn man deutlich schneller ist. Da gibt es so viele Linien.

Lisa und Leon sind super gefahren und Ronja war der Hammer. Ich wusste gar nicht an welcher Position wir waren, als ich weg gefahren bin. Als ich auf Lisa gewartet habe, dachte ich nur irgendwann, ui, jetzt stehen aber nicht mehr viel da (lacht). Ich wusste auch nicht an welcher Stelle wir waren, als ich an Ronja übergeben habe, aber es war klar, dass es für eine Medaille reichen kann.

Ich freue mich natürlich darüber. Ein Regenbogen-Jersey wäre noch schöner gewesen, aber die Schweizer sind halt sehr schwer zu schlagen.

Ich hatte ein gutes Gefühl, auch für die Strecke. Mal sehen, was am Freitag rauskommt.

 

Ronja Eibl (U23, Gonso-Simplon):

Das hätte wahrscheinlich vorher niemand erwartet. Aber es lief halt bei allen perfekt und das ist dann dabei rausgekommen (lacht).

Meine Strategie war einfach: eine Runde Vollgas. Ich habe schon mitgekriegt, wenn von außen was zugerufen wurde, aber ich war voll konzentriert. Ich habe meine Linie immer gut getroffen und meine Leistung perfekt abrufen.

Ich dachte zuerst, das kann ja nicht sein. Da muss irgendwas gewesen sein. Aber ich bin dann am Berg recht schnell ran gefahren und hatte auch in der technischen Passage nicht wirklich ein Problem gehabt dran zu bleiben. In einem Stück haben wir dann unterschiedliche Linien gehabt, da ist sie dann wieder an mir vorbei. Ich habe dann den Schwung über die Brücke besser mitgenommen und dachte, ich überhole noch mal um Mani die Chance zu geben vor Nino Schurter in die letzte Runde zu gehen.

Ich habe gehofft, dass die Australier nach hinten durchgereicht werden, was dann ja auch so passiert ist. Am Schluss war es ja auch nicht viel Abstand auf die Schweiz.

 180905_02531_by_Kuestenbrueck_SUI_Lenzerheide_WCh_XCR_EiblR
Ronja Eibl ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Zur besten Zeit aller Frauen: Das wurde mir schon mehrfach gesagt (schmunzelt). Cross-Country-Rennen ist noch mal was anderes als Team Relay, aber es stimmt mich auf jeden Fall positiv. Dass mir die Runde Spaß macht, dass ich die Runde schnell fahren kann, auch wenn sie nicht so viele Höhenmeter hat. Ich hoffe, dass sich die Strecke nicht so arg verändert oder dass ich mit anderen Bedingungen dann genauso gut klar komme. Ich will im Hinterkopf behalten, dass ich ja schon eine Medaille habe. Sie bedeutet mir schon sehr viel, weil man sie halt durch Team-Arbeit erreicht hat. Eine Team-Medaille ist sicher was anderes als eine Einzel-Medaille, aber wer hat schon eine Medaille bei der Weltmeisterschaft?

Mani hat uns Tipps gegeben und versucht uns die Nervosität zu nehmen. Dadurch, dass er so prominent ist, wollte man natürlich auch das Beste herausholen und ihm als Schlussfahrer was mitgeben.

 180905_02806_by_Kuestenbrueck_SUI_Lenzerheide_WCh_XCR_FumicM
Manuel Fumic vor Nino Schurter ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Manuel Fumic (Elite, Cannondale Factory Racing):

Ich habe den Teamkollegen bei der Besprechung gesagt, dass es nicht darum geht was super Tolles abzuliefern, sondern einfach eine Runde zu fahren, ohne Fehler zu machen. Ich habe dann im Rennen gesehen, der Kopf ist da, sie sind das Rennen toll angegangen. Ich wusste, wir haben eine starke Mannschaft, heute haben wir es mal wieder gezeigt.

Ich hätte gegen Nino gerne mehr dagegen gehalten. Am Berg war er mir dann zu schnell, ich wollte das lieber konservativer angehen. Ich wusste, dass Nino da angreifen wird. Wenn die Saison anders verlaufen wäre, hätte ich vielleicht versucht dran zu bleiben.

Als ich mit 13 Sekunden Rückstand durch die Feedzone bin, da war mir klar: das wird schwierig. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen lieber Silber mitzunehmen und das Ding für das Team nach Hause zu fahren. Ich bin mit der Leistung der Mannschaft und mit meiner Leistung zufrieden, wir sind hier um den Sieg mitgefahren. Die Ronja ist ein saumäßig kluges Rennen gefahren

Ich habe eigentlich ein sehr, sehr gutes Gefühl. Ich denke, dass ich das Loch überwunden habe und mit einem sehr, sehr positiven Gefühl in den Samstag.

180905_02998_by_Kuestenbrueck_SUI_Lenzerheide_WCh_XCR_SchauppP
Jubel mit Bundestrainer ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Facebook Auto Publish Powered By : XYZScripts.com