Änderungen im MTB-Regelwerk (2): Wer von wo geht jetzt anders

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Der Start, hier in Windham 2012, ist ein wichtiges Kriterium. Im Weltcup greift in der Startaufstellung jetzt ein anderes Kriterium. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Mit dem Jahresbeginn hat der Radsport-Weltverband UCI ein verändertes Mountainbike-Regelwerk veröffentlicht. Auch die Startaufstellung im Weltcup folgt jetzt anderen Kriterien.

acrossthecountry.net hat die Veränderung im Cross-Country-Bereich in einer kleinen Serie unter die Lupe genommen. Teil (1) beschäftigte sich mit der Siegerehrungs-Zeremonie, hier geht es um die Startaufstellung beim Weltcup. Die ganz großen Reformen sind nicht zu finden, sie waren auch nicht zu erwarten. Dennoch: es werden auch alte Zöpfe abgeschnitten. Ob zum Wohle des Sports und seiner Protagonisten oder nicht, das sollte einer kritischen Betrachtung unterzogen werden.

Die Änderung unter Punkt 4.5.015 betrifft also die Frage, wer darf von welcher Position ins Rennen gehen. Das greift in Cross-Country-Rennen schon spürbar in den Ausgang des Wettkampfs ein, weil die Startaufstellung ein wichtiges Kriterium für ein erfolgreiches Abschneiden sein kann. Auf der einen Strecke mehr, auf der anderen weniger.
Wer von wo, das geht jetzt anders. Bisher galt für die ersten 60 (40 bei den Damen) die aktuelle Weltcup-Gesamtwertung, beim ersten Saisonrennen die Weltcup-Gesamtwertung des vorigen Jahres.

Das hatte zur Folge, dass der Ausfall eines Topfahrers im ersten Rennen eine gravierende Verschlechterung der Chancen für das zweite und vielleicht sogar noch für das dritte zur Folge hatte. Siehe etwa Florian Vogel (Scott-Swisspower), der in Pietermaritzburg 2012 durch Defekt ausschied. Es ging bei ihm auch noch um die Olympiaqualifikation. Dass er es in den folgenden Rennen dennoch geschafft hat, zeigt andererseits, dass bei sehr starken Fahrern die Auswirkungen zwar vorhanden, aber nicht ganz so drastisch sind.

Für den Auftakt 2012 wurde das zugunsten der aufgestiegenen U23-Fahrer verändert, die sich sonst hätten jenseits der 60 anstellen müssen, obwohl sie mit den Weltranglistenpunkten schon deutlich weiter vorne gewesen wären. Was 2012 in Pietermaritzburg zum ersten Mal praktiziert wurde und für die meisten Beteiligten überraschend kam, wird jetzt zur durchgängigen Regel.
Jetzt gibt es also die Aufstellung nur noch nach Weltrangliste. Das hat erst einmal den Vorteil, dass sich ein Top-Fahrer, der beim ersten Rennen ausfällt, nicht zwangsläufig beim zweiten Weltcup auf Startplatz 61 wiederfindet.

Nicht zu Ende gedacht?
Es nimmt aber der Weltcup-Gesamtwertung aber auch ein wenig an Bedeutung und in einem speziellen Fall kommt die Regel auch etwas schräg daher. Wenn ein starker Fahrer ein schlechtes Jahr hatte, dennoch das erste Rennen gewinnt, steht er beim zweiten trotzdem nicht der ersten Reihe. Das weiße Trikot des oder der Weltcupführenden verschwände dann erst mal in der Anonymität des Feldes.

Zugegeben, eine leicht konstruierte Situation, aber das hätte sich auch anders lösen lassen. „Nicht zu Ende gedacht“, urteilt Andreas Rottler, Teamchef von Multivan-Merida. Auch Daniel Hespeler, Team-Manager bei Cannondale Factory Racing, sieht der Exklusivität der Marke Weltcup etwas an Wertigkeit genommen.

„Ich denke der World Cup ist eine eigenständige Serie, die ihre eigene Gesamtwertung hat und danach sollte auch die Startaufstellung erfolgen“, meint Hespeler, „alles andere macht nicht wirklich Sinn und hat auch nichts miteinander zu tun. Es ist schwierig das dem Zuschauer und Fan verständlich zu machen. Die Fußball-Bundesliga wird ja auch nicht nach den Ergebnissen im DFB-Pokal zusammen gestellt.“

Wenn es denn ein Versuch sei Chancengleichheit zu schaffen, für Nachwuchsfahrer und solche, die im ersten Rennen einen Defekt haben, sei „kläglich umgesetzt“ worden. U23-Fahrer müssten sich eben erst beweisen und Defekte gehören zu einer so materialorientierten Disziplin auch dazu. „Damit muss man leben“, so Hespeler, der im Übrigen bei den meisten Regeländerungen eine nachvollziehbare Richtung vermisst.

„Leider werden wir Teams nicht vorab informiert oder befragt“, moniert er, „schließlich sich wir Partner der UCI.“ Wenn nicht das, dann mindestens aber Kunden, die für eine Leistung bezahlen. Woraus sich bestimmte Rechte ableiten.

Auf jeden Fall bekommt die Weltrangliste eine größere Bedeutung und eifrige Punktesammler können sich dadurch auch im Weltcup Vorteile verschaffen.

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