Andi Weinhold sagt Tschüss und blickt zurück auf eine „grandiose Zeit“

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Andi Weinhold: Die Startnummer am Lenker ist Geschichte © Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Mit 29 Jahren beendet Andi Weinhold seine Laufbahn. Der ehemalige Deutsche Junioren-Meister und U19-Gesamtsieger der Bundesliga galt vor zehn Jahren als Hoffnungsträger für den deutschen Cross-Country-Sport. Aber es kam anders und so wendet er sich jetzt im besten Sportler-Alter beruflichen Herausforderungen zu. 

 

Es ist ein fast geräuschloser Abschied, der sich da vollzieht. Andi Weinhold ist von der internationalen Bühne schon länger verschwunden, auch die nationale Ebene Bundesliga hat er als radsportliches Betätigungsfeld sukzessive abgebaut. Im Herbst hat er in Arnstadt im Mitteldeutschland-Cup seine Karriere vollends beendet – mit einem Sieg. Er sprach vom „emotionalen i-Tüpfelchen“, auf diese Weise abzutreten.

Andi Weinhold war in der mitteldeutschen Szene bis zuletzt eine bekannte Figur, sicherlich. Ein feiner Kerl, ein vorbildlicher Athlet, ein fairer Sportsmann. Was aber den Autor veranlasst, den gebürtigen Zschopauer hier zu würdigen, das liegt plus-minus zehn Jahre zurück.

Wer kennt Nino Schurter? Vierfacher Weltmeister, klar, wohl bekannt. Stephane Tempier, Maxime Marotte? Auch Weltklasse-Fahrer, richtig. Aber was hat Andi Weinhold in dieser Reihung zu suchen? Das genannte Trio aus der Schweiz und Frankreich besetzte, in dieser Reihenfolge, bei der Junioren-WM in Les Gets das Podest. Direkt dahinter landete ein Deutscher.

Es war Andi Weinhold. Für den RSC Marienberg ’93 fahrend, wurde er Vierter. Überraschend. Für ihn selbst, für Bundestrainer Brückner und alle Beobachter. So war der Deutsche Junioren-Meister auch nicht enttäuscht über die Holzmedaille, sondern erfreut darüber, dass er seine eigenen Erwartungen weit übertroffen hatte.

Keine zwei Monate zuvor, das hatte man zwar erstaunt zur Kenntnis, aber auch nicht ernst genommen, sorgte er an der Seite von Stefan Sahm, Ivonne Kraft und Moritz Milatz für das erste EM-Edelmetall einer deutschen Staffel. Das deutsche „Verlegenheits-Quartett“ holte in Walbrzych, Polen, Silber.

Jener vierte Platz in Les Gets war die beste WM-Platzierung eines deutschen Juniors, fünf Jahre nach dem Jochen Käß in Aare, Schweden, ebenfalls Vierter geworden war. Und es dauerte wieder vier Jahre, bis Fabian Strecker aus Kirchzarten dasselbe gelang. Das heißt: Mit Andi Weinhold verband sich damals eine leise Hoffnung auf die Zukunft.

Brechende Pedale und Sprung-Gelenke

Die Hoffnung hat sich für den Sachsen nicht erfüllt, obwohl sich Andi Weinhold seriös und redlich bemühte seinen Weg zu gehen. Bei der U23-WM 2007 in Fort William brach ihm auf dem Weg in Richtung Top-Ten ein Pedal und in Folge des harten Aufpralls auch noch die Sattelstütze. Im letzten U23-Jahr 2008 wurde Weinhold vom Pfeifferschen Drüsenfieber flach gelegt, 2010 brach er sich das Sprung-Gelenk. Das sind zumindest teilweise die Gründe, warum aus dem Talent Weinhold kein erfolgreicher Elite-Fahrer entwickelte.

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U23-DM in Gerstetten 2007: Andi Weinhold im Trikot von SRM-Simplon holt Bronze, hinter René Tann und Robert Mennen (links). Das komplette Trio ist 2016 nicht mehr aktiv. Robert Mennen hat zum Ende des Jahres 2015 ebenfalls seine Karriere beendet und René Tann schon Ende 2012. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

„Mir war absolut bewusst, dass meine Zukunft an der Universität gemacht wird, und nicht auf dem Rad“ sagt Andi Weinhold, der mittlerweile mit seiner Frau Anja in Chemnitz wohnt. Die Erkenntnis war zwischen 2007 und 2010 gewachsen und so versuchte er seine Leidenschaft mit seiner beruflichen Entwicklung zu kombinieren. Was allerdings immer schwieriger wurde. Inzwischen arbeitet Andi Weinhold als Regionalmanager und Geschäftsführer des Vereins Annaberger Land und die Zeit für Training verschwand mehr und mehr im Sog des beruflichen Anspruchs.

Jochen Coconcelli: Was Andi erreicht hat, ist aller Ehren wert

„Wenn ich mein Mountainbike an den Start bringe, möchte ich auch so erfolgreich wie möglich vorne mitfahren“, erklärt Andi Weinhold seine Entscheidung.  Zuletzt fuhr er, seit 2013, in den Farben des Radwerk Racing Team. Bei dessen Team-Chef, dem zwei Jahre älteren Jochen Coconcelli, klingt Wehmut mit, wenn er seinen Weg-Gefährten verabschiedet.

„Was Andi im Mountainbikesport alles gerissen hat, ist aller Ehren wert“, sagt Coconcelli. „Er hat den Sport bereichert und zählte mit seinem sympathischen Auftreten, auch während seiner Zeit in der Nationalmannschaft, zu den besten Bikern seiner Zeit.“

Weinhold selbst blickt zurück auf „eine grandiose Zeit“, in der er „verschiedenste Facetten des Leistungssports durchleben“ durfte.

„Radsport ist und bleibt meine Lebenseinstellung“

23 Jahre im Radsport zählt er zusammen. Begonnen hat er sie als 1994 als Radballer, wurde Sachsenmeister, fuhr Bahnrad, Straße und Cross, auch dort mit zählbaren Erfolgen. Auf 8000 Tage mit mehr als 200.000 Kilometern im Sattel und 600 Wettkämpfe kommt er in seiner persönlichen Statistik.

„Ich bin noch nicht einmal 30 Jahre alt und doch verabschiede ich mich erfüllt und zufrieden in den MTB-Ruhestand. Ich bin stolz darauf, im Rahmen meiner Möglichkeiten, ein Stück deutsche Mountainbike-Geschichte mitgestaltet zu haben. Insbesondere die Story mit der B-Mannschaft bei der EM im Team-Relay. Das Jahr 2004 ist für mich persönlich auf ganz besondere Weise in Erinnerung geblieben“, bilanziert Andi Weinhold und spricht von „Gänsehautmomenten“, sowie „wertvollen Erfahrungen“.

Abgesehen vom Nationaltrikot war er in den Farben des SRM-Simplon, respektive SRM-Stevens-Team von Marc Hanisch (2005-2008), im Team FujiBikes, bzw. Easton Rockets von Bernhard Mollnhauer (2009 bis 2012) und zum Schluss (2014-2015) beim Radwerk Racing Team unterwegs.

„Ich bin gespannt auf die neuen Herausforderungen. Aber auch ohne Nummer am Lenker, Radsport ist und bleibt meine Lebenseinstellung“, blickt Andi Weinhold in seine Zukunft.

 

Mit PM Radwerk Racing Team

 

 

 

 

 

 

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