Anton Cooper: Vom Tiefpunkt aufs Podest

Vor zwei Jahren stand seine Karriere auf der Kippe

 

Er ist einer der jungen Herausforderer von Weltmeister Nino Schurter und einer, die an der Vormachtstellung des Schweizers kratzen: Anton Cooper war in Nove Mesto nur Zentimeter von seinem ersten Weltcupsieg entfernt und der Neuseeländer von Trek Factory Racing könnte auch für den Rest der Saison ein Kandidat für Top-Drei-Ergebnisse sein. Dabei stand seine Karriere vor zwei Jahren sogar auf der Kippe.

 

Anton Cooper war als Junior 2011 Vize-Weltmeister und 2012 Weltmeister. Das ist eine Analogie zu Nino Schurter (Scott-Sram), der in der U19 ebenfalls Silber und dann Gold gewonnen hat.

Insofern war sein dritter Platz in Albstadt 2017 zwar in dieser Phase, auch von ihm selbst,  nicht erwartet, aber insgesamt keine Überraschung. In der Szene war allen Beobachtern bekannt, dass er mit sehr viel Talent gesegnet ist, das sich nur noch nicht entfaltet hatte.

Als er von Trek zum Team Cannondale Factory Racing wechselte, da war etwas Sand ins Getriebe gekommen. Gesundheitliche Probleme machten das erste Jahr schwierig, „aber es war für das erste U23-Jahr immer noch okay“, wie Cooper selbst findet.

U23-Weltmeister in Andorra: „Glück gehabt“

Doch die gesundheitlichen Einschränkungen setzten sich fort, so dass sein Potenzial immer nur kurz aufblitzen konnte. So wie bei den Weltmeisterschaften 2015 in Andorra, als er den U23-Titel gewinnen konnte. „Davor konnte ich mal wieder ein paar Monate am Stück ohne Probleme trainieren“, erzählt Cooper. „Aber ich hatte Glück, zwei Tage später bin ich wieder krank geworden.“ Es hätte also auch wieder mit einer Enttäuschung enden können.

Und der Erfolg war erst mal nur ein Aufblitzen, um nicht zu sagen: ein Strohfeuer.

Denn das folgende Jahr markierte den Tiefpunkt. Und dass es das olympische Jahr 2016 war, das traf Anton Cooper doppelt schwer. Er konnte sich mit seinem Handicap nicht für Olympia in Rio qualifizieren, pausierte monatelang.

Eine OP rettet die Karriere

„Mental war das sehr hart. Ich wusste nicht, ob ich meine Karriere fortsetzen kann“, bekennt er im Rückblick. „Wenn du immer nur kämpfst und keinen Erfolg hast, dann gibt es irgendwann keinen Grund mehr weiter zu machen.“ Die Profi-Laufbahn war ziemlich am Wackeln.

Cooper hatte Glück. Ein deutscher Arzt fand heraus, dass sich die Rachenmandeln, die sich nach dem Jugendalter eigentlich zurückbilden, bei ihm zu einem ständigen Entzündungsherd wurden.

5, Cooper, Anton, Trek Factory Racing, , NZL
5, Cooper, Anton, Trek Factory Racing, , NZL

Eine OP in der Heimat rettete die Karriere und Anton Cooper konnte im vergangenen Jahr für das Team Trek

Factory Racing erstmals in der Elite-Kategorie sein Potenzial richtig ausschöpfen, auch wenn er den dritten Platz von Albstadt im vergangenen Jahr erst mal nicht wiederholen konnte.

Zum Auftakt 2018 belegte er im März in Stellenbosch aber schon wieder Rang sechs und bei den Commonwealth Games wurde er von Stellenbosch-Sieger Sam Gaze trotz eines Infekts in den Tagen zuvor nur knapp geschlagen.

Gaze ist ein Jahr jünger und ihm gelang in Stellenbosch was Cooper in Nove Mesto um eine Reifenbreite verfehlte: den Sprint-Sieg über Nino Schurter.

Diszipliniert, zielstrebig und offen

Anton Cooper hat während der vier Jahre bei Cannondale teilweise seine Zelte in der Nähe von Esslingen aufgeschlagen. Das ist jetzt immer noch so, weil er seit drei Jahren mit Nicola Sprung aus dem schwäbischen Holzmaden liiert ist. Die beiden haben sich kurioserweise aber in Neuseeland kennengelernt.

Als frühere Biathletin hat sie auf ihren Freund auch einen Blick als Sportlerin. Sie beschreibt ihn als „sehr diszipliniert und zielstrebig in seinem Training.“ Ein Analytiker, der sich mit allen Facetten seines Sports auseinandersetzt. Von der Ernährung bis zum Druck in der Federgabel. Und: „Ich habe ihn noch nie unmotiviert gesehen, wenn es ums Training geht“, sagt Nicola Sprung.

Und was man an der Rennstrecke erleben kann: Anton Cooper ist ein freundlicher, offener Mensch, der für Journalisten und Fans gleichermaßen zugänglich ist.

Verhältnis zu Gaze: Respekt, aber keine besten Freunde

In Neuseeland sind er und Sam Gaze auch medial zu gewisser Größe gewachsen. In den TV-Nachrichten-Kanälen tauchen sie bei Erfolgen regelmäßig auf. Mountainbiken ist in Neuseeland als Freizeitsport weit verbreitet. „Cross-Country-Fahrer haben wir allerdings nicht so viele, verglichen mit Deutschland, Frankreich oder der Schweiz. Aber es ist ein bisschen verrückt, wir haben viele starke Fahrer“, sagt Cooper. Warum, das weiß er auch nicht. Immerhin: es gibt viele Bikeparks und damit viel Gelegenheit die fahrtechnischen Fertigkeiten zu schulen.

Cooper hofft, dass er die Disziplin Cross-Country in Neuseeland populärer machen kann. Zusammen mit Gaze, zu dem er ein professionelles, respektierendes Verhältnis pflegt.

„Es ist schwer beste Freunde zu sein, wenn wir im gleichen Land direkte Konkurrenten sind“, so der 23-Jährige.

Im Dreieck zwischen Neuseeland, Europa und Amerika

Beide müssen sie als Neuseeländer immer Kompromisse machen. Jeder Flug nach Hause und dann wieder zurück ins meist europäische Wettkampf-Geschehen bedeutet Energie-Verlust und Jetlag. Das erklärt manchmal auch enttäuschende Resultate.

Und wenn Cooper, bedingt durch die US-Basis von Trek, im Dreieck zwischen Ozeanien, Amerika und Europa fliegen muss, ist das auch ein Grund, warum er im Interview mit einer neuseeländischen TV-Station sagt: „Wir können in einzelnen Rennen mit den Europäern mithalten, aber nicht die ganze Saison.“

Noch nicht. Im Val di Sole wird man sehen, wie gut der Kiwi seinen zwischenzeitlichen Aufenthalt in heimischen Gefilden überstanden hat. Mitte dieser Woche kommt er zurück nach Europa.

 

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