DM Wombach Nachgedreht: Mathematische Erkenntnisse

..und ein Pedal in einer unfreundlichen Verbindung mit einem Lenker

Nach 24 Jahren wird wieder ein U23-Fahrer Deutscher Elite-Meister. Über dem Limit passieren Fehler. Drei, Zwei…, Sieben. Die Oldies und ihre Stärke am Berg, ein Rennen mit nichts in den Händen, ein Pedal am Lenker und andere sportliche Leckerbissen bei den Deutschen Cross-Country-Meisterschaften in Wombach. Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

 

Erst mal ein paar Notizen aus der Statistik-Abteilung: Nein, Max Brandl (Lexware) st nicht der erste (männliche) U23-Fahrer, der sich einen Deutschen Meister-Titel in der Elite geholt hat. Marc Hanisch gelang das bereits 1995. Damals gab es noch keine eigenen U23-Meisterschaften, aber der aus Metzingen stammende Hanisch war erst 21. Seither aber gelang das keinem mehr.

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Kim Ames ©Erhard Goller

Kim Anika Ames (Herzlichst Zypern) war am Wochenende die einzige Sportlerin, die mit zwei Medaillen nach Hause ging. Bronze im Sprint, Bronze im U23-Rennen der Damen machten die Meisterschaften in Wombach für die Medizinstudentin zu einem besonderen Ereignis.

Für Adelheid Morath (KS Trek) war ihre Bronze-Medaille die insgesamt neunte in der Elite-Kategorie, die erste holte sie bereits 2009.

In Wombach fanden die 30. Deutschen Cross-Country-Meisterschaften statt. Freudenstadt wird nächstes Jahr die 31. ausrichten. Der Terminwunsch wäre Mitte Juni, muss aber von der UCI noch abgesegnet werden.

Die Deutschen Eliminator-Meisterschaften sind noch nicht vergeben, in Freudenstadt werden sie allerdings nicht stattfinden.

Einen gelungenen zusammenfassenden Filmbericht von TV Mainfranken gibt es hier.

 

 

Jetzt zu den Fahrern: Martin Gluth (Superior XC) eröffnete das Rennen stark und führte das Feld an erster Stelle aus der Startrunde. Als Georg Egger attackierte, blieb er erst mal ruhig. „Ich dachte, da muss ich nicht hinterher“, erzählte Gluth. „Ein paar zu viel“ seien an ihm vorbei gefahren. In einem Anstieg lag er hinter Manuel Fumic, Markus Schulte-Lünzum, Julian Schelb, sah dass Schelb Probleme bekam, verlor aber die Hinterräder der vor ihm fahrenden. Diese Lücke wurde zum Problem.

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Max Brandl, angefeuert unter anderem von seinem Vater Thomas (links) ©Erhard Goller

„Es waren nur 30 Meter. Klar, wenn ich gekonnt hätte, wäre ich wieder hingekommen. Ich habe alles versucht, es dann aber vielleicht zu sehr probiert“, so Gluth. Die Folge: Ein Weg-Rutscher als er nur wenige Sekunden hinter der Spitzengruppe lag. „Ich war halt am Anschlag“, gestand Gluth. So blieb nichts anderes als an sechster Stelle weiter zu pedalieren und am Ende noch Georg Egger einzusammeln: Platz fünf.

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Luca Schwarzbauer (Lexware) belegte Rang sechs. Nur bis zur zweiten Runde hatte er Kontakt zur Spitz. „Platz sechs ist von den Zahlen her nicht ganz das, was ich mir erhofft habe, aber vielleicht ist die Form nicht ganz da, wo ich sie haben

Hanna Klein ©Erhard Goller
Luca Schwarzbauer ©Erhard Goller

will. Das Rennen an sich, war ganz in Ordnung. Es war nur schade, das sich den Anschluss an Martin Gluth nicht mehr herstellen konnte“, sagte Schwarzbauer.

Der lag vor ihm und versuchte seinerseits an die Spitzengruppe heran zu fahren.

„Die Hitze ist natürlich auch nicht mein Ding, das ist ja bekannt. Ich bin insofern auch nicht unzufrieden“, so der 22-Jährige.

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Nach 3 und 2 kommt vielleicht nach dem Gesetz der Serie die 1, aber nicht zwingend bei Deutschen Meisterschaften. Diese Erkenntnis nahm Georg Egger (Lexware) aus Wombach mit nach Hause.

Er versuchte zu Beginn des Herren-Rennens zwar mit aller Macht der Mathematik zu ihrem Recht zu verhelfen, doch damit stand er spätestens dann auf verlorenem Posten als sein Teamkollege Max Brandl das Feuer eröffnete. So folgte die mathematische Erkenntnis: auf Bronze 2017, Silber 2018 folgt jetzt Rang sieben.

Überzogen habe er von seinem Gefühl her am Anfang nicht. „Ich hatte Druck“, meinte er. Aber die Offensive brachte nur wenig Gewinn. Und dann folgte sein Rennen einem Muster, das er von den vergangenen Wochen schon kennt. Hinten raus kommt ein Einbruch. Vielleicht sei das „ein Mix aus Kopfproblem und Form“, meinte Egger.

Georg Egger sieht Vater-Freuden entgegen, im Juli ist es so weit. Er zuckte mit dem Schultern. „Klar, ist eine ungewohnte Situation. Das kann schon eine kleine Rolle spielen“, meinte er.

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Wolfram Kurschat (Kurschat Consulting) drehte seine Runden auf einem neuen Müsing Fully, hatte seinen Spaß dabei und landete auf Platz neun. Und mit bemerkenswerter Konstanz. Seine Rundenzeiten lagen alle in einem Zeitfenster von sieben Sekunden. Mit Ausnahme der Letzten: Da war er noch mal fünf Sekunden schneller.

Der Ex-Meister ist inzwischen 44 Jahre alt, aber am Berg immer noch eine Macht. „Es war mein erstes Cross-Country-Rennen in diesem Jahr. Aus meiner (Start-)Position bin ich gut durchgekommen, habe jedoch einen noch besseren Platz durch einen Fahrfehler verloren. War eine tolle Strecke“, kommentierte Kurschat, der Deutsche Meisterschaften ja schon vor 25 Jahren gefahren ist.

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Ein anderer alter Kämpfer kam fünf Sekunden vor ihm ins Ziel. Jochen Käß (Centurion-Vaude) überholte Kurschat in der letzten Runde noch einmal mal und sicherte sich Rang acht. Klettern kann der 38-jährige Käß, der vor 18 Jahren zum ersten Mal Vize-Meister wurde, noch immer sehr gut.

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Das bekam auch Christian Pfäffle (Stevens MTB Racing) zu spüren. „Käß und Kurschat waren am Berg einfach zu stark für mich, ich kam nie vor ihnen in die Abfahrt rein“, konstatierte Pfäffle, „wahrscheinlich sind die da grad so schnell gefahren, wie die vorne.“

Sein zehnter Platz war ungefähr das, was er sich so ausgerechnet hatte. An eine Form wie vor drei Jahren, als er in Wombach DM-Dritter wurde, ist derzeit nicht zu denken. „Es hat sich zum ersten Mal dieses Jahr angefühlt wie Rennen fahren“, erklärte Pfäffle, der vor zwei Wochen wegen eines Infekts auf das Bundesliga-Rennen in Gedern verzichten musste. Jetzt stehen erst mal Prüfungen an, bevor er dann beim Weltcup in Les Gets den Wettkampf-Faden weiter spinnen will.

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Simon Stiebjahn (Team Bulls) konnte als Elfter nicht an die Vorlage seiner drei U23-Teamkollegen Simon Schneller, Niklas Schehl und Leon Kaiser anknüpfen, die zwei Stunden zuvor den kompletten Medaillensatz abgeräumt hatten.

„Drei Runden lang habe ich noch gehofft, dass die Beine aufgehen, aber war nicht so. Mehr ging heute nicht“, bekannte Stiebjahn. „Aber es geht trotzdem aufwärts.“ Stiebjahn hatte seit dem Cape Epic auch mit seinem Gesundheitszustand zu kämpfen, kann aber seit ein paar Wochen wieder ohne Handicap trainieren.

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Julian Schelb ©Erhard Goller

 

Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr) kämpfte sich nach der Startrunde in die Spitzengruppe, konnte sich dort aber nicht halten. „Es geht schon seit zwei Wochen nicht gut“, meinte Schelb Kopf schüttelnd. Jetzt stünden erst mal Prüfungen an, dann werde er weiter sehen. Rang zwölf war für ihn natürlich nicht befriedigend.

 

Felicitas Geiger (Superior XC) landete auf Rang vier. Sie postete auf Instagram zwar einen Satz „Finally a race without anything“, weil sie an den Medaillen vorbei gefahren war, doch einen Grund unzufrieden zu sein, gab es nicht.

Was die erhofften Weltranglistenpunkte angeht, hat Geiger mit ihrer Entscheidung in der Elite zu starten auf jeden Fall die richtige getroffen. 1:40 Minuten auf Bronze von Adelheid Morath waren dann auch nicht knapp.

„Es ist noch ein Weg zu gehen, aber es geht in die richtige Richtung“, so Geiger.

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Hanna Klein (Scott-Sparkasse) landete auf Platz fünf. Klein hatte sich einen guten Start vorgenommen, für sie meist ein neuralgischer Punkt im Rennen. Und tatsächlich funktioniert das auch. Doch in der ersten kompletten

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Hanna Klein ©Erhard Goller

Runde unterlief Antonia Daubermann ein Fehler. Sie rutschte weg, stürzte und Hanna Klein direkt dahinter kam nicht vorbei.

Laut Hanna Klein zog Daubermann ihr Bike nach hinten, wodurch sich ihr Pedal im Sportgerät von Klein verhakte. Beim hektischen Versuch die Bikes wieder auseinander zu dividieren, verdrehte sich bei Klein der Lenker – nach vorne und zur Seite.

So „eierte“ sie den nächsten Downhill runter und musste zum Stopp an die Technische Zone. Damit war jegliche Hoffnung auf Medaillennähe dahin. „Ich habe den Flow nicht mehr gefunden, zumal wir den Lenker in der Eile nicht perfekt eingestellt haben. Es war mental auch schwierig“, gestand Hanna Klein.

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Nadine Rieder (Rotwild Factory Racing) wurde als heiße Medaillenkandidatin gehandelt. Sie kam auch als Erste aus der Startrunde, doch dann musste sie Federn lassen. „Es war am Anfang mein gewohntes Tempo, aber ich habe direkt gemerkt, dass es mir ungewöhnlich schwer fiel. Das hat der weitere Rennverlauf bestätigt. Der Kopf wollte, aber der Körper war einfach müde“, so Rieder.

Fahrfehler und Stürze und ein dadurch verbogenes Schaltauge machten das Rennen auch nicht leichter für die 29-Jährige. „Rausgehen wollte ich auf keinen Fall, aber alles in allem war es wohl einfach nicht mein Tag.“

Warum der Körper müde war? „Vielleicht habe ich die Höhentraining noch nicht verarbeitet. Schon im Sprint hat mir die Spritzigkeit gefehlt. Ich hatte gehofft, dass da der Körper aufwacht, aber das hat wohl leider nicht so geklappt“, meinte die Sonthofenerin, die am Ende hinter Theresia Schwenk vom RSV Heidelberg Siebte wurde.

 

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