EM Jönköping: Rückenwind für Sabine Spitz – Moritz Milatz fühlt sich fit
Auch wenn es im schwedischen Jönköping für die Nationenwertung keine Punkte gibt, die europäischen Titelkämpfe in der Cross-Country-Disziplin stehen auch im Zeichen der Olympischen Spiele, nicht nur im Lager der Deutschen, wo Sabine Spitz und Helen Grobert ihre Ausgangsposition verbessern wollen, sondern auch bei den Herren. Die Titelverteidiger sind Jolanda Neff und Julien Absalon, bei den U23 Herren wird ein Nachfolger von Pablo Rodriguez gesucht.
Die Medaillen-Aussichten sind nach dem Verzicht von Manuel Fumic nicht besonders üppig. Im Team Relay hat es zwar schon eine kleine Überraschung gegeben, doch der Optionen sind wenig und die Chancen gering.
Die Deutsche Meisterin Helen Grobert (Ghost Factory Racing) legt die Latte mit ihrem Ziel „Top Fünf“ zwar ziemlich hoch, doch favorisiert sind bei den Damen andere: Titelverteidigerin Jolanda Neff aus der Schweiz, Rekord-Weltmeisterin Gunn-Rita Dahle-Flesjaa aus Norwegen. Nach den Eindrücken vom Team Relay scheint Weltmeisterin Pauline Ferrand Prevot aus Frankreich nach einer Phase Straßenrennen noch nicht ganz im Cross-Country-Modus angekommen. Sie verlor auf einer Runde rund eine Minute auf Neff. Alle drei haben aber auf die beschwerliche Weltcup-Reise nach Cairns verzichtet.
Sabine Spitz tut sich mit einer Einschätzung nicht leicht. „Eine konkrete Zielsetzung ist schwer zu benennen. Ich will den Rückenwind vom fünften Platz beim Weltcup in Australien mitnehmen, aber eine Medaille zu holen, wird schwer“, erklärt Sabine Spitz. Nach den Eindrücken vom Staffel-Rennen muss man allerdings mit ihr rechnen. Etwa 15 Sekunden verlor sie auf Jolanda Neff, die für die Bestzeit bei den Damen sorgte.
Im Blick auf Olympia geht es für Spitz und Grobert darum im Konkurrenz-Kampf um die zwei Tickets für Rio weiter Argumente für eine Nominierung zu sammeln.
Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) hat in Jönköpings Ortsteil Huskvarna die Chance auch noch in den Ring zu steigen und zumindest die zwei mal zu erfüllende B-Norm (Top 15) zu erreichen.
Ein heißes Eisen im Kampf um den EM-Titel ist auch Annika Langvad (Specialized Racing). Nach ihrem zweiten Weltcupsieg in Cairns muss man sie auf diesem physisch anspruchsvollen Kurs erst mal schlagen.
Neben den genannten drei Damen könnte auch die WM-Dritte Yana Belomoina (CST-Superior Brentjens), sowie Maja Wloszczowska (Kross Racing) eine Rolle spielen. Die Polin ist allerdings etwas angeschlagen, sie laborierte die ganze Woche an einem Infekt. „Ich hoffe, dass ich dafür ausgeruht bin“, meinte sie am Donnerstag und klang dabei etwas skeptisch.
Herren: Motivation hat nicht gelitten
Bei den Herren hat das Quartett Markus Schulte-Lünzum (Focus XC), Simon Stiebjahn, Karl Platt (beide Team Bulls) und Martin Gluth (Novus-OMX) auch die fünf Ringe im Hinterkopf. Unabhängig davon, dass die Chance auf einen dritten deutschen Startplatz bei den Olympischen Spielen nur noch minimale Größe aufweist, will das Quartett am Ball bleiben. „Darunter hat meine Motivation nicht gelitten. Ich will beweisen, dass ich es schaffen kann“, sagt Simon Stiebjahn. Ähnlich gehen auch die anderen Drei ins Rennen.
Und da Moritz Milatz aktuell seiner eigenen Klasse hinterher fährt, könnten einer der Drei den Freiburger auch noch vom zweiten Startplatz verdrängen. Wenn der die Kurve nicht bekommt. „Im Training ist es ganz gut gelaufen, ich fühle mich eigentlich fit“, hat Milatz Hoffnung, dass der Knoten aufgeht. Die Strecke könnte ihm durchaus entgegen kommen.
„Die EM steht dieses Jahr nicht so hoch im Kurs, aber die Herren sollten gegenüber dem Weltcup-Auftakt einen Fortschritt erkennen lassen“, meint Bundestrainer Peter Schaupp zu seinem Quintett.
Titelkandidat Nummer eins ist Titelverteidiger Julien Absalon (BMC Racing). Dreimal hintereinander ist er Europameister geworden. „Ein viertes Mal wäre doch schön“, meint er mit einem Grinsen. Insgesamt wäre es der fünfte EM-Titel in der Elite-Kategorie. „Die Strecke gefällt mir sehr gut“, sagt der Franzose.
Damit ist er mit praktisch allen Fahrern einig, doch das Profil dürfte ihm tatsächlich mehr entgegen kommen als anderen.
Sein Landsmann Maxime Marotte (BH-Sr Suntour-KMC) hat zuletzt in Cairns ganz starke Form nachgewiesen und ansonsten sind es vor allem Schweizer, die als Medaillenkandidaten in Frage kommen. Von Lars Forster, Lukas Flückiger (BMC Racing) über Fabian Giger (Kross Racing) und vielleicht sogar Matthias Stirnemann (Möbel Märki) kommen mindestens vier Eidgenossen in Frage.
Den WM-Dritten Ondrej Cink (Multivan-Merida) muss man nach seiner schnellsten Runde im Team Relay auch auf der Rechnung haben.
U23 Herren: Sportliches Kunstwerk Top-Ten
In der U23 hofft man auf Top-15-Resultate. Das liegt sowohl für U23-Meister Georg Egger (Lexware Mountainbike Team), als auch für Ben Zwiehoff (Bergamont-Hayes) Martin Frey (Team Bulls) als auch Luca Schwarzbauer (Lexware) im Bereich des Möglichen. Eigentlich haben alle Vier das Potenzial für die besten Zehn. Doch, dass es Alle realisieren, ist eher unwahrscheinlich.
„Wenn zwei von vier in die Top-Ten fahren, dann wäre das okay“, meint Bundestrainer Peter Schaupp.
Ben Zwiehoff hat mit seiner Staffel-Runde seine gute Form nachgewiesen und Georg Egger war mit seiner auch zufrieden. Teamkollege Schwarzbauer hat sich sein „Kunstwerk in Kunst“, sprich im Abitur diese Woche abgeliefert und will jetzt sein sportliches Kunstwerk fabrizieren. Nach seiner Ankunft am Donnerstag war er ganz zuversichtlich. Auch bei Martin Frey scheint es aufwärts zu gehen.
Wenn es um die Titel-Kandidaten geht, haben wir es wieder mit den Franzosen und den Schweizern zu tun. Marcel Guerrini (Focus XC) hat sich nicht erst seit seiner Staffel-Vorstellung ins Spiel gebracht, als er U23-Vize-Weltmeister Victor Koretzky in die Schranken verwies.
Dessen Landsleute Titouan Carod (Scott Creuse Oxygene) und Romain Seigle (Focus Rotor G-Skin) sind zu beachten. Ob Andri Frischknecht (Scott-Odlo) nach seinem verzögerten Saisoneinstieg schon vorne mitspielen kann, muss sich zeigen.
Gespannt sein darf man auch auf Simon Andreassen (Specialized Racing). Der zweifache Junioren-Weltmeister trifft zum ersten Mal auf die top U23-Fahrer.
Zeitplan
Sonntag, 8. Mai
09:30 Uhr U23 Herren
11:30 Uhr Damen Elite
15:00 Uhr Herren Elite