Weltcup Nove Mesto Nachgedreht

Aus einem der spektakulärsten Herren-Rennen der Geschichte

 

In eine extrem spannenden Herren-Rennen in Nove Mesto hatte Sieger Nino Schurter (Scott-Sram) wechselnde Begleiter. Welche, die man vor dem Start dort nicht erwartet hätte. Mehrere Mitfavoriten dagegen stürzten und schieden aus. Nachgedreht von einem der spektakulärsten Rennen der Cross-Country-Geschichte, was hier noch nicht geschrieben stand.

 

Anton Cooper (Trek Factory Racing) hat als Zweiter das beste Weltcup-Resultat seiner noch jungen Karriere erzielt und doch ärgerte er sich im Ziel erst mal mächtig. „Im ersten Moment war ich schon enttäuscht den Sieg so knapp verpasst zu haben“, bekannte Cooper. „Aber das ist normal, wenn du so nah dran bist. Wann kommt man schon mal in so eine Situation?“ Letztlich sei er aber mit seinem Rennen hochzufrieden, so der Neuseeländer.

Anfangs der Woche habe er sich noch müde gefühlt, aber dann sei es immer besser gegangen. „Der elfte Platz im Short Track hat mir Selbstvertrauen gegeben“, so Cooper.

*****

Maxime Marotte (Cannondale Factory Racing) stand zum 21. Mal in seiner Karriere auf dem Weltcup-Podium. Acht Sekunden nach dem Duo Schurter-Cooper erreichte er das Ziel.

In der Startphase hatte er Pech, weil er kurz abgedrängt wurde (siehe unten) und deshalb nach der Startrunde nur 41. war. Mit 37 Sekunden Rückstand. Man mag sich ausmalen, dass sich der Franzose Gedanken darüber macht, was drin gewesen wäre, wenn..

Cooper_Schurter_finish-line_sprint_WC18_men_NoveMesto-by-Traian-Olinici
Wer ist vorne? Anton Cooper (links) oder Nino Schurter. Mit menschlichem Auge kaum zu erkennen und das i-Tüpfelchen auf einem faszinierenden Stück Cross-Country-Sport ©Traian Olinici

 

Lars Forster (BMC Racing) zeigte sich ganz vorne und war vielleicht in einer kurzen Phase zu offensiv. „Da habe ich wohl ein bisschen überzogen“, meinte Forster. So konnte er nicht mehr reagieren, als Cooper und Marotte von hinten kamen und das Tempo noch mal höher wurde. Dennoch notierte Forster das beste Weltcup-Resultat seiner Karriere.

„Ich fühlte mich schon in den letzten Tagen schon besser als vor Albstadt und wusste, das sich die Power habe zum vorne mitfahren. Es ging darum nicht am Start zu viel zu verlieren und das ist mir gelungen“, sagt Forster.

*****

Mathieu van der Poel (Corendon-Circus) stürzte, hatte offenbar Schmerzen, versuchte weiter zu fahren, gab dann aber in der folgenden Runde auf. Er klagte über Probleme mit seinem gebrochenen Kahnbein. „Die Beine waren gut, aber das Handgelenk nicht. Vom Start weg konnte ich den Lenker nicht richtig halten, was auch den Sturz in einer einfachen Stelle verursacht hat“, so der Niederländer in einer Erklärung auf Instagram.

Das DNF hat Konsequenzen in der Gesamtwertung. Da führt jetzt Nino Schurter 207 Punkte vor Maxime Marotte und 245 vor van der Poel, der das weiße Hemdchen erst am Freitag übernommen hatte.

 Nove Mesto_Rock'nRoll_Zuschauer_by Goller
Volle Zuschauer-Ränge und Begeisterung wie im Fußball-Stadion ©Erhard Goller

 

Sam Gaze (Specialized Racing) hat hinter seinem Namen auch ein DNF stehen. Der Sieger von Stellenbosch stürzte bereits in der Startrunde und ließ sich danach vorsichtshalber im Krankenhaus seinen Arm checken. Am Abend kam Entwarnung: nichts gebrochen. Aber seinen Start an den „Prague Stairs“ diese Woche musste er absagen.

In der Gesamtwertung hat der Short Track-Gewinner vom Freitag allerdings auch an Boden eingebüßt. Er liegt 305 Punkte zurück an vierter Stelle.

Dorthin hat es Manuel Fumic jetzt auch nicht mehr weit. Der Cannondale-Fahrer liegt mit 400 Zählern an achter Stelle.

*****

Florian Vogel (Focus XC) war der Leidtragende von Fumic’ Schluss-Offensive. Der Schweizer lag lange an fünfter Stelle und sah auch noch Lars Forster vor sich. „Ich habe eine Runde zu früh forciert“, bekannte Vogel. Unglücklich war der Europameister dennoch nicht. „Im Vergleich mit vergangener Woche in Albstadt kann ich mich nicht beklagen“, meinte Vogel. Dort hatte er starke Auswirkungen des Short Track-Rennens zu beklagen.

*****

Sehr bemerkenswert ist der achte Rang des Letten Arnis Petersons (ZZK) Er ging mit Startnummer 78 ins Rennen und nach der zweiten von acht Runden noch an 55. Stelle. Zum Schluss produzierte er erst die drittschnellste, dann zwei Rundenbestzeiten. „Das ist eine ähnliche Leistung wie die von Mathieu van der Poel voriges Jahr“, urteilte Thomas Frischknecht. Van der Poel war mit Startnummer 90 auf die gleiche Platzierung gefahren. Petersons war 2016 bei der WM in Nove Mesto Fünfter des U23-Rennens.

*****

Andri Frischknecht (Scott-Sram) landete auf Rang zwölf. Erstaunlich, denn nach dem Cape Epic hatte er eine fünfwöchige Pause einlegen müssen, weil sich in seinem Knie eine Entzündung eingenistet hatte. „Wegen Überlastung“, wie er sagte. Dass er so schnell wieder an seinen zehnten Rang von Stellenbosch anknüpfen konnte, führte Frischknecht vor allem auf den Kurs zurück. „Die technische Strecke ist mir sehr entgegengekommen, ich denke, das sich die Differenz in der Technik herausgeholt habe“, kommentierte Andri Frischknecht sein Resultat.

*****

Thomas Litscher (jb Brunex-Felt) war lange Teil der Verfolgergruppe um Manuel Fumic, doch dann verwehrten ihm Material-Probleme ein besseres Resultat als Rang 28, den er im Sprint gegen Martin Gluth erreichte.

„Ich denke, ein Top-15-Ergebnis wäre möglich gewesen“, meinte Litscher, der ja wegen einer Operation länger pausieren musste. „Die Rhythmus-Wechsel fallen mir noch schwer, aber insgesamt habe ich mich gut gefühlt“, zeigte er sich zumindest mit seiner Leistung und der Tendenz zufrieden.

Fumic_Litscher_WC18_men_NoveMesto-by-Traian-Olinici
Thomas Litscher war hinter Manuel Fumic unterwegs, bis ihn Material-Probleme zurückwarfen ©Traian Olinici

 

Mathias Flückiger (Thömus RN Racing) war einer der Pechvögel, die in einen von zwei Stürzen auf der Startgerade verwickelt waren. Dabei ging er nicht nur zu Boden, sondern es brach auch sein Schalthebel ab. Der wurde an der Technischen Zone zwar in Ordnung gebracht, doch er musste das Rennen weit abgeschlagen an letzter Stelle fortsetzen.

Obschon er in der ersten kompletten Runde die zweitbeste Zeit markierte, verbessere er sich nur von 142 auf 140. In der darauf folgenden Runde wurde er dann natürlich mehr aufgehalten und war dann 129. Das bewog Flückiger schließlich zur Aufgabe.

Er beklagte sich auf Facebook auch über die zunehmende Härte im Rennen, „vor allem im Short Track“. Im Cross-Country-Rennen vermutete er Henrique Avancini als Auslöser seines Sturzes (und des von Anton Sintsov).

Doch ein Video aus der Front-Perspektive legt nahe, dass ein Schlenker von Nicola Rohrbach den Franzosen Maxime Marotte zum Ausweichen zwang, der dadurch seinen Teamkollegen Avancini touchierte und so die Kettenreaktion auslöste.

*****

Sein Bruder und Teamkollege Lukas Flückiger klagte über „leere Beine von Anfang an“. Es ging dann zwar irgendwann etwas besser, so dass er sich von Rang 56 nach zwei Runden noch auf 26 verbessern konnte, doch das Urteil war eindeutig: „Kein guter Tag für mich“.

 

Facebook Auto Publish Powered By : XYZScripts.com