Epic Israel#2: Brandl/Egger verteidigen Gelb
Jaroslav Kulhavy und Matous Ulman holen Etappe – Karl Markt und Gregor Raggl verlieren Zeit
Auf der zweiten Etappe des Ford Epic Israel haben sich Jaroslav Kulhavy und Matous Ulman für die Enttäuschung des Vortags revanchiert und den Tagessieg gefeiert. Nach zwei Defekten am Vortag lagen die beiden Tschechen nach 96 Kilometern im Kibutz Ma’ala Hamisha vor den beiden Ungarn Attila Valter/Marton Dina und Max Brandl/Georg Egger, die mit 2:07 Minuten Rückstand ihr Gelbes Trikot verteidigten und den Vorsprung gegenüber Karl Markt und Gregor Raggl sogar auf 2:44 Minuten ausbauen konnten.
Nachdem die als Favoriten gestarteten Tschechen Jaroslav Kulhavy und Matous Ulman am ersten Tag durch zwei Defekte 23 Minuten verloren hatten, war deren Angriff auf einen Etappensieg zu erwarten.
Zuerst aber waren die beiden Kanadier Raphael Gagné und Andrew L’Esperance vorne. Kulhavy/Ulman griffen nach gut 20 Kilometern aus der Verfolgergruppe an und holten Gagné/L’Esperance ein. Die nächsten 60 Kilometer sah das ungefähr so aus: Kulhavy spannte sich vorne dran und die anderen Drei hingen im Windschatten.
Dahinter übernahm Karl Markt die Verantwortung. „Keiner wollte fahren und ich habe viel Führungsarbeit gemacht“, erklärte der Möbel-Märki-Fahrer. „Das war vielleicht der Fehler.“
Sein Bemühen das Tempo hoch und den Rückstand klein zu halten trug Früchte, denn lange Zeit blieb der Abstand nach vorne bei plus-minus zwei Minuten. Max Brandl und Georg Egger hielten sich im Gelben Trikot zurück. „Es war der Plan das heute defensiver anzugehen und für den Schluss-Anstieg Kräfte zu sparen“, so Egger und Brandl konstatierte, dass man von Markts Arbeit profitierte.
Die 23 Minuten Rückstand von Kulhavy/Ulman und die knapp 20 Minuten der Kanadier waren eigentlich für zwei Tage ein gutes Polster, doch man hatte auch Respekt vor Lokomotive Kulhavy und dessen Fähigkeiten.
Als Karl Markt von der Führungsarbeit genug hatte, begann die noch vier Teams starke Verfolgergruppe zu bummeln. Das nutzten dann die beiden Ungarn Attila Valter und Marton Dina zur Attacke.
Sie reduzierten den Rückstand auf das Führungs-Quartett bis auf knapp 30 Sekunden, doch als es dann bei Kilometer 86 in den vorletzten Anstieg hinein ging, da beschleunigte Kulhavy mit Ulman noch mal und zog den Kanadiern davon.
Valter und Dina waren mit 4:32 Minuten Rückstand auf Brandl/Egger schon deutlich gefährlicher für das Gelbe Trikot, doch den beiden Deutschen kam die Attacke noch zu früh.
Kurz zugenickt und los gefahren
„Ich habe da keine Gefahr gesehen“, meinte Georg Egger. Sie warteten auf die letzten zehn Kilometer, in denen es noch mal eine kurze Abfahrt gab, bevor es in den gleichen steilen Anstieg ging wie am Tag zuvor.
„Als wir unten in den vorletzten Berg rein gefahren sind, habe ich noch die ersten 100 Höhenmeter abgewartet, Georg kurz zugenickt und bin dann losgefahren“, erklärte Brandl ihre Schluss-Offensive.
Sie rissen eine Lücke, holten die Kanadier ein, die ihren langen Ausritt büßten und hatten nur noch zehn Sekunden auf die beiden Ungarn. Max Brandl übersah 600 Meter vor dem Ziel eine Abzweigung, so dass es im Ziel dann 21 Sekunden Zeitverlust auf Valter/Dina waren, aber immerhin Etappenrang drei.
„Ich hatte heute am letzten Anstieg auf jeden Fall noch Zucker im Körper“, konstatierte Georg Egger, der am ersten Tag dort ziemlich leiden musste. „Ich war froh, dass ich wusste, wie lang der Berg ist.“
Im Blick auf die finale Etappe über 60,5 Kilometer (1350 Höhenmeter), die sie mit 2:44 Minuten Vorsprung auf die Tages-Sechsten Markt und Raggl angehen, meinte Max Brandl: „Wir werden versuchen wieder so wenig wie möglich zu ackern und ohne Defekt durchzukommen. Wenn wir am Ende nicht eingehen, sieht es ganz gut aus.“
Valter und Dina überholten die Italiener Damiano Ferraro/Gioele de Cosmo und gehen mit 4:11 Minuten Differenz auf die Schluss-Etappe.
Kulhavy: Konnte es genießen
Matous Ulman sprach davon, dass es ihm auf der ersten Hälfte der Distanz noch „ziemlich gut“ gegangen sei, danach eher weniger. „Jaro hat 95 Prozent der Führungsarbeit gemacht und mir sehr geholfen“, so Ulman.
Der London-Olympiasieger selbst kommentierte das Geschehen trocken: „Ich konnte es heute genießen, Matous vielleicht weniger. Wir wollten einfach den Etappensieg und sind froh, dass es geklappt hat.“
Schwarzbauer braucht Gummibärchen
Das zweite deutsche Duo, David List und Luca Schwarzbauer, belegte an diesem zweiten Tag Rang elf (+14:56). „Bei mir
war es heute extrem zäh, es ging von Anfang an nur ums Überleben“, gestand List, der zudem in der chaotischen
Anfangsphase mit neutralisiertem Start, ausgelöst durch einen Konkurrenten, gestürzt war.
Luca Schwarzbauer half seinem Lexware-Teamkollegen so gut es ging und das Duo blieb auch bis Kilometer 75 in Schlagdistanz zur Verfolgergruppe.
Doch als es in die vorletzte Steigung ging, kehrten sich die Kräfteverhältnisse auf einmal um. „Ich habe mich komfortabel gefühlt, konnte David ziehen und hatte nicht das Gefühl unterversorgt zu sein“, erzählte Schwarzbauer im Ziel. „Aber auf einmal hat es einen riesigen Schlag getan. Ich habe drei Gels genommen und Gummibärchen gegessen, aber es hat ewig gedauert, bis das gezündet hat. Erst die letzten fünf Minuten ging es dann wieder. Dass es mich so aufstellt, das hätte ich nicht erwartet.“
Schulte-Lünzum und Sessler verpassen erste Gruppe
Markus Schulte-Lünzum kam mit seinem israelischen Partner Guy Sessler (BWR Team) als Zwölfter (+16:23) ins Ziel. „Das war eine harte Etappe und ich denke, Guy hat es noch ein bisschen härter gehabt. Aber ich denke, wir können mit dem Tag zufrieden sein und sind ohne Defekt durchgekommen“, so der Focus-Fahrer. „Die vordere Gruppe haben wir knapp verpasst, aber weil Guy mir sagte, ich solle langsamer fahren, haben wir dann auch nicht mehr den Versuch gemacht ran zu kommen.“
Defekte bei Gluth und Zwiehoff
Martin Gluth und Shlomi Haimy (BWR Team) gerieten schon zu Beginn ins Hintertreffen als Gluth im ersten Downhill einen Defekt erlitt. „Ich fühle mich sehr gut, aber wir hatten keine Chance mehr zurückzukommen“, ärgerte sich Gluth.
Ben Zwiehoff und Anton Sintsov war auch am zweiten Tag des Epic Israel das Glück nicht hold. Das Bergamon-Salcano-Team erlitt mehrere Defekte.
„Wir beide fühlen uns gut und gestern sind wir zum Teil auch schneller gefahren als die Spitze, aber es nützt halt nichts, wenn du Defekte hast. Heute ist es zweimal bergauf passiert und irgendwann geht dir halt das Zeug aus. Wir sind heute zehn Kilometer auf der Felge gefahren. Ich kann es mir nicht erklären“, erklärte Zwiehoff, genauso enttäuscht wie verärgert. Als Tages-23. verloren sie 46 Minuten.
Infos und Interviews von Armin M. Küstenbrück