Linda Indergand: Kein Stress und keine Hierachie

Interview: Die Schweizer Weltklassefahrerin spricht auch über ihr Verhältnis zu Jolanda Neff

Das neu formierte Team Superior XC bestreitet in kompletter Formation die 24. Auflage des Afxentia Etappenrennens im Rahmen des Cyprus Sunshine-Cup. Die Schweizerin Linda Indergand ist eine Weltklasse-Fahrerin und ist aus dem bisherigen Team die einzig verbliebene Fahrerin. Im Interview berichtet sie, warum sie dort geblieben ist, warum das Afxentia für sie eine Herausforderung ist und gibt einen interessanten Einblick in ihr Verhältnis zu Weltcup-Gesamtsiegerin Jolanda Neff.

 

Linda Indergand, aus Focus XC wurde Superior XC. Für Dich bleibt alles gleich und doch ist 2019 alles anders.

Ja, so könnte man das beschreiben (lacht). Es ist schon was Neues, das Bike und die ganze Mannschaft hat gewechselt. Da freue ich mich auch drauf. Matthias (Beck, Team-Chef), Fabian (Haug) und die Physios kenne ich. Ich kann auf Altbewährtes zurückgreifen, aber es hat sich einiges geändert.

Du bist die einzige Fahrerin, die vom bisherigen Team geblieben ist. Was hat Dich bewogen zu bleiben?

Einen großen Anteil daran haben Matthias und Fabian. Ich kann sehr gut mit ihnen. Fabi arbeitet leidenschaftlich an den Bikes und ich finde Matthias mit seinen Ideen und seiner Philosophie gut. Da war es klar, dass ich bleibe, als sie eine gute Lösung gefunden hatten.

Du meinst nach dem Rückzug von Focus. Es war im Team doch über mehr als ein Jahr hinweg unruhig. Hat Dich das beeinträchtigt?

Es war für mich nicht der Grund, warum es 2018 nicht lief wie gewohnt. Klar, ich habe viel mitbekommen, wenn auch nicht alles. Aber ich kann meine Ergebnisse nicht darauf schieben.

Und jetzt? Läuft alles wieder in ruhigerem Fahrwasser?

Die Stimmung passt, die fünf neuen Fahrer sind alle sehr sympathisch. Ich freue mich drauf.

Was die Ergebnisse angeht und weil sie die Strukturen am längsten kennen, werden Sie künftig auch eine Art Leader-Rolle im Team einnehmen.

Das würde ich nicht unbedingt so sehen.. Ich habe vielleicht Privilegien, weil ich die Team-Struktur schon lange kenne. Aber es gibt keine Hierarchie und ich will auch keine. Wichtig ist, dass alle gleich behandelt werden. Mit Fabian (Giger) gibt es im Team noch jemand, der mehr Erfahrung hat. Aber im Prinzip kann und sollte jeder von jedem profitieren.

2018 waren Sie im Cross-Country-Weltcup nur zweimal in den Top-Ten, ein Jahr zuvor dagegen fünf Mal und auch Gesamt-Fünfte. Ist das der Maßstab für 2019?

Es ist klar, ich möchte wieder etwas weiter vorne sein und ich bin diejenige im Team, die auch für Top-Resultate sorgen muss. Ich denke jedoch auch, dass Karla (Stepanova) schnell fahren kann und mache mir da nicht den riesigen Druck. Sicherlich wollen wir aber für den Sponsoren was bringen und ich weiß, dass ich schnell fahren kann

Warum genau hat es aus Ihrer Sicht 2018 nicht so geklappt?

Schwer zu sagen, so genau weiß ich es nicht. Vielleicht hat das mit Focus mehr gezehrt als ich zugeben wollte. Es war jedenfalls der Wurm drin und nicht immer das Rennglück auf meiner Seite. Es hat nicht sehr viel gefehlt, mit mehr Glück wäre auch mehr heraus gekommen.

So wie bei der EM in Glasgow als Sie auf Medaillenkurs Defekt erlitten.

Ja zum Beispiel. Da wäre ich ohne den Kettenriss von Gunn-Rita (Dahle-Flesjaa) auf Vierte geworden, was mich auch zufrieden gestellt hätte. 2017 hätte ich nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft. Dadurch sind meine Ansprüche höher geworden und vielleicht habe ich auch zu viel erwartet. Es sind vermutlich viele kleine Dinge, die zusammen gespielt haben.

Die objektiven Parameter, die Tests, waren die in Ordnung?

Im Herbst 2017 gleich wie im Jahr zuvor, im Frühjahr etwas schlechter. In den Vorbereitungsrennen ging es gut, beim Weltcup in Stellenbosch (9.) auch und in Albstadt lief es mit Platz drei im Short Track und Platz sechs im Cross-Country auch gut. Eine Woche später in Nove Mesto nicht mehr. Vielleicht habe ich zu viel gemacht, aber als so schlecht (21.) war es auch wieder nicht.

Haben Sie Konsequenzen gezogen und für 2019 was verändert. Oder wollen was verändern?

Im Training habe ich schon einiges geändert. Ich habe auch letztes Jahr polysportiv trainiert, aber diesen Winter absolviere ich mehr Laufeinheiten und setze einige andere Trainingsreize. Grundsätzlich ist es aber so: kannst nicht einfach verdoppeln, du musst an kleinen Sachen drehen.

Haben Sie schon ein Gefühl dafür, ob es wirkt?

Bisher sehr gut, ja. Ich fühle mich fitter als letztes Jahr um diese Zeit und freue mich auf die ersten Rennen. Es ist aber immer schwer zu vergleichen…

…bis sie beim Cyprus Sunshine Cup auf Zypern eine Startnummer am Bike haben. Welche Rolle spielt das Afxentia Etappenrennen in dieser Hinsicht?

Es ist witzig – oder eigentlich nicht: Bis jetzt bin ich dort immer schlecht gefahren, zumindest im Vergleich zum restlichen Jahr. Es ist halt was anderes, weil zwei Etappen eher Marathons sind und eine Stunde am Stück Berg hoch fahren, das taugt mir nicht so sehr. Wichtig ist das Afxentia aber dafür in den Rennmodus zu kommen. Wir sind mit dem Team Superior XC dort. Wir können uns auch mit dem Mechaniker einstimmen. Ich lasse mich da aber nicht stressen, wenn es nicht so super läuft. Bis zum ersten Weltcup im Mai in Albstadt hat man noch genügend Zeit zu korrigieren.

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Linda Indergand, beim Prolog des Afxentia, den sie 2018 gewinnen konnte ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Macht man da auch am Bike die letzten Feinabstimmungen?

Das ist jetzt schon gut eingestellt, aber klar Luftdruck und Gabel, das kann man erst unter Rennbedingungen richtig abstimmen.

Wie gefällt Dir Zypern generell?

Mir gefällt es gut. Es ist meistens schön warm. Die Trails, die wir fahren machen auch Spaß und im Anstieg lernst du zu kämpfen. Der Linksverkehr macht mir manchmal zu schaffen (schmunzelt).

In der Schweiz ist Jolanda Neff die Nummer eins, Du bist die Nummer zwei oder drei. Wie ist Euer Verhältnis?

Wir haben es super gut zusammen. Seit zehn Jahren fahren wir Rennen gegeinander und miteinander. Jolanda ist eine sehr gute Freundin von mir. Wir haben auch sonst auch Kontakt, nicht nur bei den Rennen. Wir sind keine Konkurrentinnen, sondern Freundinnen. Klar, in den Wettkämpfen schenken wir uns aber nichts.

Es gab da im September beim Swiss Bike Cup in Lugano die Situation, als Du angehalten hast, nachdem Du gesehen hast, dass Jolanda Neff am Streckenrand lag und damit ihre eigenen Ambitionen aufgaben.

Ich war schon etwas weiter hinten, an fünfter, sechster Position. Ich kam die Abfahrt runter und sah sie da liegen, in einer unnatürlichen Position. Sie hat geschluchzt. Ich habe angehalten und gefragt, wie es ihr geht. Im Nachhinein hat es dramatischer ausgesehen als es war. Aber in dem Moment war klar, da muss ich anhalten. Sie sagte dann, ich soll weiter fahren, aber das spielte dann eh keine Rolle mehr. Es war das letzte Rennen in der Saison und es ging um nichts mehr.

Ist es nicht schwierig als Konkurrentinnen Freundinnen zu sein?

Nein, eben nicht. Das ist, weil wir so lange gemeinsam unterwegs sind. Früher haben wir noch mehr direkt gegeneinander gekämpft, es hat sich noch mehr abgewechselt. Mal war Jolanda vorne, mal ich. Jetzt ist sie erfolgreicher. Wir sind oft in einem Zimmer, wenn wir mit der Nationalmannschaft unterwegs sind. Da gibt es keine Rivalität, das ist nicht gelogen.

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Linda Indergand, hier in Albstadt mit Jolanda Neff (links) bei der Flower Ceremony nach dem Short Track. In der Mitte: Siegerin Annika Langvad ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Dabei seid Ihr beiden grundverschiedene Typen.

Das kann man schon so sagen, ja. Aber ganz ehrlich, ich bin froh, dass ich nicht so bekannt bin.. Klar, in meiner Region, im Kanton Uri, da kennt man mich schon. Aber ich kann durch Zürich oder Luzern spazieren, ohne Autogramme geben zu müssen. Auf den Events kann mich frei bewegen. Es ist gut, dass Jolanda Schweizerin ist, das hilft mir natürlich auch. Dadurch, dass sie so berühmt ist, kann mich in Ruhe vorbereiten. Es stört mich nicht, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommt. Sicher, wenn es um Sponsoren geht, dann wäre ich auch gerne etwas berühmter. Aber dann muss ich halt schneller Rad fahren (lacht).

 

Erlebst Du den Unterschied auch mal direkt?

Ja. Es kann vorkommen, dass wir zusammen das Herren-Rennen anschauen und dann wollen Fans ein Foto mit Jolanda. Ich stehe daneben und mich registrieren sie gar nicht. Oder sagen, ach Linda, du bist ja auch ganz gut, stell’ dich doch daneben. Am ende des Tages bin ich aber froh, dass ich nicht so einen Alltag habe wie Jolanda.

Das Jahr 2019 hat begonnen. Was soll für Dich draus werden?

Ich hoffe, wieder so gut wie 2017 fahren zu können. Vor allem aber Spaß an den Rennen zu haben und Kämpfen bis zum geht-nicht-mehr.

Hast Du das nicht immer gemacht?

Prinzipiell ja, aber an der EM ging es nicht. Da war nach dem Plattfuß die Luft und die Motivation draußen. Ich hätte wieder Gas geben sollen, aber es hat mich so abgelöscht (demotiviert). In la Bresse war ich technisch schlecht und habe dann kämpferisch aufgegeben.

Du? Technisch schlecht? Kaum vorstellbar.

Doch. Ich habe viele Fehler gemacht.

Wie siehst Du den 2018 im Weltcup erstmals ausgetragenen Short Track? Wie kommst Du damit zurecht.

Ich habe noch nicht so den Weg gefunden, wie es mir am Sonntag dann ideal läuft. Im Short Track wird auch viel

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Linda Indergand ©Thomas Weschta/EGO-Promotion

aggressiver gefahren, weil viele den Speck durch den Mund ziehen (glauben etwas erreichen zu können), auch die Vierzigste. Es wird doch recht taktisch gefahren und die Fahrerinnen aus den hinteren Reihen haben weniger Respekt. Es ist oft die Frage: wer bremst früher. In Nove Mesto zum Beispiel, das finde ich ziemlich gefährlich mit den Doubles. Du weißt nie: springt die vor dir oder bemst die. Wenn du springen willst und sie nicht, dann wird es gefährlich. So ist auch der Sturz von Bec Henderson passiert.

Prinzipiell finde ich es gut, dass es einen zweiten Wettkampf gibt. Die Belastung ist allerdings was anderes und technische Vorteile kann auf diesen Strecken nicht ausspielen. Es geht wirklich nur ums Treten und die Taktik. Für mich gehören zumn Mountainbike alle Facetten dazu, auch die technischen.

Eigentlich müsste man denken, dass Dir der entgegen kommt. Du warst ja auch zweimal Weltmeisterin im Eliminator Sprint und man hat es beim dritten Rang in Albstadt auch gesehen.

Ja, aber mit dem Eliminator kann man das nicht vergleichen. Für die Zuschauer ist es schon spannend, nur manchmal etwas unfair. Mir geht da die Gesundheit vor. Der Short Track ist auch eine zusätzliche Belastung. Nach den Weltcup-Wochenenden war ich vergangenes Jahr jeweils mehr kaputt. Du hast die ganze Anspannung zweimal. Der Anreiz, dass jetzt auch die dritte Startreihe über den Short Track definiert wird, erhöht das Ganze noch mal.

Ich finde es auch nicht richtig, dass es für den Short Track kein Preisgeld gibt. Da arbeitet man quasi gratis, das ist schon mickrig. Auf jeden Fall hat es Auswirkungen auf das Cross-Country-Rennen. In La Bresse habe ich den Short Track mal ausgelassen, um zu sehen, welche Auswirkungen das hat. Aber der Plan ging nicht so auf. Dieses Jahr haben wir aber im Team wieder einen Physio dabei. Eine Behandlung hat sicher Anteil an der Erholung, deshalb bin ich zuversichtlicher.

 

Profil:

Linda Indergand (25) stammt aus Silenen in der Schweiz. Sie war 2011 Junioren-Weltmeisterin, zweimal Eliminator-Weltmeisterin und 2014 U23-WM-Dritte. Sie fährt seit 2015 für die MiG-Equipe von Matthias Beck, Bis 2018 unter dem Titel Focus XC, seit diesem Jahr unter der Flagge der tschechischen Bike-Marke Superior. Ihre fünf neuen Teamkolleginnen und –Kollegen sind Fabian Giger (SUI), Martin Gluth (GER), Felicitas Geiger (GER), Karla Stepanova (CZE) und Jan Vastl (CZE). Das Team gibt in kompletter Besetzung Ende Februar seinen Saisoneinstand beim Cyprus Sunshine Cup auf Zypern.

Das Interview wurde vom Autoren für die Presse-Arbeit des Cyprus Sunshine-Cup geführt.

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