Weltcup Mont Sainte Anne: Erster Triumph für Mathias Flückiger

Nino Schurter gewinnt trotz Kettenriss vorzeitig Gesamtweltcup

Nach einem schlechten Start und Kettenriss bei Weltmeister Nino Schurter gewinnt sein Landsmann Mathias Flückiger den Weltcup in Mont Sainte Anne. Der Schweizer vom Team Thömus RN Racing feiert seinen ersten Weltcupsieg nach einem dramatischen Rennen 15 Sekunden vor dem Andorra-Sieger Gerhard Kerschbaumer (Torpado Racing) und 23 Sekunden vor BMC-Fahrer Titouan Carod aus Frankreich. Schurter kann als Siebter dennoch vorzeitig den Gesamtweltcup zum sechsten Mal für sich verbuchen.

Das 25. Weltcup-Rennen in Mont Sainte Anne wird als ein bemerkenswertes mit historischen Akzenten in die Annalen eingehen. Nicht nur wegen des Silber-Jubiläums.

Bei hohem Temperaturen feiert erstmals ein Fahrer auf einem Bike der Schweizer Marke Thömus einen Sieg in der Cross-Country-Disziplin. Und es ist der erste Erfolg bei den Männern für den ehemaligen Weltcupsieger Ralph Näf als Team-Manager.

Der Rennverlauf war aufregend und nahm wiederholt Wendungen. Zuerst stürmte Titouan Carod voraus, dann entstand eine sechsköpfige Spitzengruppe.

Weltmeister Nino Schurter (Scott-Sram) war nach seinem verhaltenen Short Track aus der dritten Reihe gestartet und benötigte etwas, um sich nach vorne zu positionieren. Als er vorne angekommen ist, wird’s gleich ein wenig luftig in der Spitzengruppe.

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Erstes Spitzenduo durch die „Hintertor-Kamera“ im ZigZag: Anton Cooper und Nino Schurter ©Erhard Goller

In einer Abfahrt zieht er die Gruppe auseinander, ist erst alleine vorne, doch Anton Cooper (Trek Factory Racing), der einen starken Eindruck hinterlässt, springt wieder zu ihm hin. Bis zum Beginn der vierten von sieben Runden bilden die beiden ein Duo. Zehn Sekunden Vorsprung werden gemessen.

Hinter ihnen folgen Gerhard Kerschbaumer, Mathias Flückiger und Titouan Carod.

Im La Perdix reißt die Kette

Doch im neuen implementierten Streckenteil La Perdix, das auch 2010 schon Teil des Kurses war, nimmt für Schurter das Schicksal seinen Lauf. In einem Switchback-Anstieg reißt ihm die Kette. Zum zweiten Mal in dieser Saison, nach der Schweizer Meisterschaft.

Dadurch wird auch Cooper aufgehalten und der Vorsprung ist weg.

Schurter fällt bis nach dem Wechsel auf Rang 13 zurück, kämpft sich noch bis an die siebte Stelle, doch auf Rang sechs ist die Lücke dann zu groß. „Schade, bis dahin habe ich mich ganz gut gefühlt, nur noch ein bisschen die Bronchien gespürt“, so Schurter.

Flückiger übernimmt das Kommando, Kerschbaumer stürzt

Vorne ist so eine vierköpfige Gruppe entstanden, in der wechselweise Kerschbaumer, Flückiger und Cooper die Führung übernehmen. Carod wird immer mal wieder etwas distanziert, kommt aber wieder zurück.

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Vierer-Gruppe: Anton Cooper, Mathias Flückiger, Gerhard Kerschbaumer und Titouan Carod ©Erhard Goller

In der vorletzten Runde übernimmt Mathias Flückiger am Zig-Zag-Anstieg das Kommando. In der folgenden Abfahrt entfacht er Druck, Kerschbaumer stürzt schwer und verliert den Anschluss.

Anton Cooper wird aufgehalten, doch es gelingt dem Kiwi bis zum Beginn der letzten Runde die sechs Sekunden Abstand auf Flückiger wieder zu schließen.

Coopers Bike fliegt fort

So geht das Duo in die Schlussrunde, beide kämpfen um ihren Premieren-Sieg. Als es auf den zweiten Teil der Schleife geht, greift Cooper an, doch Flückiger kann am Hinterrad bleiben. Als Cooper die Attacke einstellt, kontert Flückiger und geht als Erster in den folgenden Switchback-Anstieg. Das war taktisch geschickt, denn in der folgenden Abfahrt, der gefürchteten „La Beatrice“ holte er immer ein paar Sekunden Vorsprung heraus.

Dieses Mal läuft es allerdings anders.

Mathias Flückiger erwischt die knifflige Einfahrt in die Felspassage wie immer sehr gut, Cooper muss kurz stoppen, verliert das linke Pedal und stürzt kopfüber. Sein Bike fliegt über die Streckenbegrenzung hinunter. Cooper ist konsterniert. Er steigt zum Bike hinab, richtet den Lenker, wirkt aber völlig angeknockt. Am Ende wird er nur Sechster.

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Ein Grund den Neuseeländer zu bedauern: Coopers Sturz in der La Beatrice und Mathias Flückiger auf dem Weg zum Weltcupsieg ©Screenshot Erhard Goller

Mathias Flückiger bringt seinen Vorsprung sicher nach Hause, obschon Kerschbaumer hinter ihm noch mal aufwacht und wieder näher kommt.

Mathias Flückiger: „So geil“

Im Lager des Thömus RN Racing Teams herrscht dann auch ausgelassene Freude: Teamchef Ralph Näf weicht das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht und Mathias Flückiger brüllt seinen Jubel hinaus.

„Die letzten vier Wochen war das Training so gut und ich habe Motivation gefunden. Es ist wirklich eine Belohnung. In den vergangenen Weltcups hatte ich immer Pech, aber heute ist es aufgegangen. Ich war heute auch stark im Kopf und ich denke, ich bin auch taktisch gut gefahren, bin ruhig geblieben“, kommentierte Mathias Flückiger seinen Sieg.

„Mont Sainte Anne taugt mir, hier läuft es immer. 2010 war ich hier U23-Weltmeister auf dieser Strecke und jetzt der erste Weltcupsieg, das ist so geil.“

Nino Schurter kann trotz seines Pechs vorzeitig den Weltcup-Gesamtsieg verbuchen, seinen sechsten insgesamt, weil Mathieu van der Poel auf den Weltcup verzichtete (und EM-Silber auf der Straße gewann) und Henrique Avancini als Gesamt-Dritter nur Tages-Neunter wurde.

„Ich wollte natürlich um den Sieg fahren und nicht knapp um die Gesamtwertung“, meinte er dennoch etwas enttäuscht. „Ich hatte schon viel mal Glück, jetzt halt mal Pech.“

Deutsche Fahrer waren nicht am Start.

1. Mathias Flückiger, SUI (Thömus – RN Racing Team) 1:27:26
2. Gerhard Kerschbaumer, ITA (Torpado Gabogas) +15
3. Titouan Carod, FRA (BMC Mountainbike Racing Team) +23

Ergebnisse

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