Marathon-DM Kirchzarten: Julian Schelb feiert Titel-Premiere
Silber und Bronze für Markus Kaufmann und Simon Stiebjahn
Julian Schelb ist zum ersten Mal Deutscher Marathon-Meister geworden. Der Münstertäler gewann in Kirchzarten ein spannendes Rennen über 114 Kilometer mit fünf Sekunden Vorsprung auf Markus Kaufmann und 18 Sekunden vor Simon Stiebjahn.
Bei den Herren entwickelte sich ein spannendes Rennen. Die Favoriten ließen es lange relativ entspannt angehen. Nach dem oben angesprochenen ersten langen Anstieg lagen mit Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt), Markus Kaufmann (Meckenbeuren) und Vinzent Dorn (Kirchzarten) zwar drei Fahrer vorne, doch die beiden Mitfavoriten Kaufmann und Stiebjahn wollten lieber noch auf ihre Teamkollegen warten.
So kurbelte eine 20-köpfige Spitzengruppe nach 45 Kilometer durch Altglashütten. Auch Simon Stiebjahn war dabei. Das war nicht selbstverständlich, denn Stiebjahn hatte in der Nähe des Titisee einen Hinterrad-Defekt. Sein Teamkollege Simon Schneller half mit einem Hinterrad aus, doch der Vorjahres-Vizemeister musste erst mal rund 40 Sekunden Rückstand wieder schließen.
Bis Altglashütten war ihm das gelungen, auch weil vorne verhalten gefahren wurde.
Das sollte sich erst nach etwa 70 Kilometern richtig ändern. Da entstand auf dem Weg nach Todtnau dann eine fünfköpfige Spitzengruppe mit den späteren Medaillengewinnern.
Unterdessen hatten neben Stiebjahn auch seine Bulls-Teamgenossen, die Ex-Meister Karl Platt (Osthofen) und Tim Böhme (Frankfurt) Plattfuß zu beklagen. Der Medaillenkandidaten Sascha Weber (Maloja-Rocky Mountain) stürzte in einer Abfahrt und Matthias Bettinger (Lexware) hatte schon zu Beginn Mühe und dann rutschte auch noch der Schaltzug raus. Das war das Ende aller Medaillenhoffnungen.
So kletterten neben Schelb, Kaufmann und Stiebjahn auch noch Jochen Käß (Ofterdingen) und Georg Egger (Aichen) den steilen Anstieg nach Aftersteg hinauf. Dort musste der 23-jährige Egger Farbe bekennen und in einem Wiesenanstieg verlor auch Jochen Käß den Kontakt.
Schelb hatte ebenfalls Mühe, konnte aber den Anschluss in der Folge wieder herstellen.
Stiebjahn fehlt nach Radwechsel ein Gang
Auch Stiebjahn hatte Probleme. Dass er nicht trotzdem noch in den Kampf um den Titel eingreifen konnte, lag auch daran, dass er nach dem Laufrad-Wechsel seinen größten Gang nicht mehr benutzen konnte.
Er verkürzte seine 13 Sekunden Rückstand zwar noch auf etwas, doch auf der letzten Flachpassage fehlte ihm eben dieser Gang.
So konnte Julian Schelb im Finale seine fahrtechnischen Fähigkeiten in den Kurven ausspielen und sich einen entscheidenden Vorsprung heraus fahren.
Der Münstertäler, der am Freitag schon Bronze im Sprint geholt hatte, gewann in 4:09:00 Stunden mit fünf Sekunden Vorsprung auf Markus Kaufmann und 18 Sekunden vor Simon Stiebjahn.
Schelb: Titel bedeutet mir sehr viel
„Ich habe mega gelitten, aber mental habe ich mich von einem zum nächsten Punkt gehangelt und je länger ich dabei war, desto mehr stieg die Motivation“, erklärte Schelb. Der U23-Vizeweltmeister von 2013 laboriert seit Jahren an einer Pollen-Allergie, die ihn im Frühjahr nahezu völlig ausbremst und wegen der er auch seine Profi-Karriere auf Eis legte.
„Der Titel bedeutet mir unheimlich viel. Die letzten vier, fünf Jahre waren sehr schwer, aber es hat gezeigt, dass der Weg, den wir mit unserem kleinen Team gehen, der richtige ist“, kommentierte Schelb, der für Stop&Go Marderabwehr fährt.
Markus Kaufmann, der am Berg wohl der stärkste Fahrer war, konnte eine erste Enttäuschung nicht verbergen. Er sorgte oft für Tempo-Arbeit und musste am Ende doch mit Silber vorlieb nehmen. Weil er mit Käß einen Centurion-Vaude-Teamkollegen mit vorne hatte, wollten Stiebjahn und Schelb keine Führungsarbeit machen.
„Julian ist aber auch echt stark gefahren“, zollte Kaufmann seinem Konkurrenten dennoch Anerkennung.
Simon Stiebjahn gratulierte Julian Schelb. „Er hat es verdient. Ich kann unter diesem Umständen mit der Medaille zufrieden sein. Ich war ein paar Mal am Limit, wusste aber, dass ich bergab Lücken wieder schließen kann“, so Stiebjahn.
Käß und Böhme auf vier und fünf
Jochen Käß belegte mit 38 Sekunden Differenz Rang vier. „Ich hatte einen sch… Tag und schon am Anfang Mühe. An diesem Wiesenanstieg konnte ich dann nicht mehr mitgehen und am Schluss hatte ich noch Krämpfe. Ich denke, ich habe aus einem schlechten Tag das Beste rausgeholt“, erklärte Käß.
Tim Böhme holte sich bei seiner letzten Deutschen Meisterschaft immerhin noch Rang fünf (+2:31), in dem er am Anstieg in Aftersteg Georg Egger überholte. „Ich hatte in der Spitzengruppe liegend Abfahrt Defekt, habe nachgepumpt und dann gewechselt. Schade“, kommentierte Böhme.
Die beiden Masters-Sieger zeitgleich
Die Titel bei den Masters gingen an Markus Werner (Stollberg) und Markus Westhäuser (Nattheim).
Werner gewann die Wertung in der Masterskategorie 1 in 4:20:01 Stunden mit 1:11 Minuten Vorsprung auf den Bonner Matthias Frohn und 4:11 Minuten vor Tom Ettlich (Bayreuth).
In der Kategorie Masters 2-4 hatte Markus Westhäuser in 4:20:01 mit 3:04 Minuten Vorsprung auf den Münsinger Uwe Hardter und 11:29 Minuten vor Stephan Schiele aus Nattheim.