Marathon-WM Grächen: Kein Top-Favorit in Sicht

Sascha Weber: Es werden keine Geschenke gemacht

Vor der Marathon-WM in Grächen lässt kaum ein Favorit ermitteln. Oder viele. Vielleicht ist der Österreicher Daniel Geismayr noch der Logischste aus dem ganzen Mix aus Marathon- und Cross-Country-Spezialisten. Eine Hand voll Deutsche, angeführt vom deutschen Meister Sascha Weber, können am Sonntag auf den 95 Kilometern ein gutes Ergebnis erzielen. Aber wie gut?

 

Bei den Herren (Start 10 Uhr) ist es ähnlich schwer Favoriten auszumachen wie bei den Damen. In Abwesenheit von Vorjahres-Sieger Henrique Avancini (Cannondale Factory Racing) könnte Daniel Geismayr ein Kandidat sein. Der Österreicher von oberschwäbischen Team Centurion-Vaude hat nach Bronze in Singen 2017 und Silber in Auronzo di Cadore 2018 eigentlich nur eine Farbe übrig. Und schon 2018 war es ziemlich knapp. Es waren nur zwei Sekunden, die zum Trikot fehlten.

Cross-Country-Vizeweltmeister Mathias Flückiger (Thömus RN) aus der Schweiz war schon 2018 Vierter und hat sich diesmal etwas besser vorbereitet.

„Die Vorbereitung ist diesmal sicherlich besser“, sagt Flückiger, „obwohl die Energie nach der WM in Kanada für eine Woche schon raus war.“ Er habe „Tag für Tag“ genommen und fühlte sich Anfang der Woche schon wieder besser. Bereits im Juli war Flückiger drei Tage dort und hat sich die Strecke angeschaut, das Ganze also ernsthaft betrieben.

Huber, Lakata, die Italiener, die XCO-Spezialisten..

Sein Landsmann Urs Huber (Team Bulls) ist auch gut drauf, was er vergangene Woche mit seinem Sieg beim La Forestiere noch mal unter Beweis stellte. Dessen österreichischer Teamkollege, der dreifache Weltmeister Alban Lakata, hat zwar keine besonders starke Saison hinter sich, doch wer dreimal den Titel holte,…Einige Italiener, angeführt von Fabian Rabensteiner (Trek Selle San Marco) kommen in Frage, und niemand weiß, was die Cross-Country-Spezialisten Jordan Sarrou (Absolute Absalon) und Ondrej Cink (Kross Racing) können. Mal abgesehen davon, dass sie als gute Kletterer gelten.

Schwierig, man könnte noch mehr als eine Hand voll aufzählen. Einer, der es wissen muss, sagt schlicht: „Es gibt keinen Favoriten.“

Es ist der deutsche Meister Sascha Weber (Maloja-Rocky Mountain). Er selbst will die bisher stärkste Saison seiner Karriere mit einem entsprechenden WM-Ergebnis abschließen. Sich auf eine Platzierung festzulegen, ist nicht sein Ding.

„Ich bin gesund, gut vorbereitet und die Strecke habe ich mir auch schon angeschaut. Sie sollte mir liegen“, sagt der Wahl-Freiburger. „Am Ende vom Tag wird dort der Beste gewinnen, es werden keine Geschenke gemacht. Berg hoch nicht und Berg runter auch nicht. Wie ich Mitte September drauf bin, wird man sehen.“

„Auf den letzten 15 Kilometern kann man noch alles verspielen“

Er verweist darauf, dass man auf den letzten 15 Kilometern ohne weiteres alles noch verspielen kann, weil es nach diesem letzten Anstieg nur noch zwei Kilometer bis ins Ziel sind und man genügend Reserven zurückhalten muss.

Die Herren haben eine 95-Kilometer-Distanz vor sich und einen 10-Kilometer-Buckel mehr zu bewältigen. Bei ihnen summieren sich die Höhenmeter auf beeindruckende 4000.

Vize-Meister Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr) kommt das Profil sicherlich auch entgegen. Er kann sowohl gut klettern, als auch schnell bergab fahren. Er hofft aus einer hinteren Startposition möglichst am ersten Anstieg weit genug nach vorne zu kommen. „Sonst ist der Zug abgefahren, danach ist es sehr lange einspurig“, sagt Schelb. Also Singletrail. Wenn ihm das gelingt, könnte es „gut gehen“, meint Schelb.

Simon Stiebjahn (Team Bulls), DM-Bronzemedaillengewinner, laborierte vergangene Woche an einem Infekt. „Mal schauen, was sich daraus ergibt“, meint Stiebjahn achselzuckend. Teamgenosse Karl Platt hat rechtzeitig zur WM die Form in die richtige Richtung gelenkt, wie Rang zwei beim La Forestiere belegt.

Auch Andreas Seewald (Rocklube) hat dort als Dritter, wenn auch mit acht Minuten Rückstand auf Urs Huber, den Härtetest bestanden. Seewald war im Vorjahr als Achter bester Deutscher.

Markus Kaufmann (Texpa-Simplon) kann mit solch langen Anstiegen eigentlich viel anfangen. Wie weit er nach einer Durststrecke im ersten Halbjahr und hoher Arbeitsbelastung schon wieder an seine Top-Form herangekommen ist, wird sich zeigen.

Die UCI verspricht einen Livestream auf ihrem Youtube-Channel

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