Mountainbiker beim Cyclo-Cross: Doppelsieg für Elisabeth Brandau – Podestplätze für Egger und Kurschat

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Podium in Magstadt von links: Georg Egger, Yannick Gruner, Wolfram Kurschat ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Während in Magstadt der Sieg souverän an den Cross-Spezialisten Yannick Gruner vom Stevens Racing Team geht, landen auf den Plätzen zwei bis vier gleich drei ausgewiesene Top-Mountainbiker. Und bei den Frauen feiert Elisabeth Brandau (EBE-Racing) an diesem Deutschland-Cup-Wochenende in Vaihingen und Magstadt gleich zwei Siege (ak)

Traumhaftes Herbstwetter bildete am Sonntag die Kulisse für eines der traditionsreichsten Cross-Rennen in Magstadt vor den Toren Stuttgarts (vielen Radsportfreunden auch bekannt als der Sitz von Centurion und Merida Europe). Doch während es für die Jahreszeit überraschend warm und trocken war, mussten sich die Cross-Spezialisten warm an anziehen. Denn ihnen fuhren im Süden Deutschlands ein paar Mountainbiker um die Ohren.

Und während für die Fahrer mit den dünnen Reifen eigentlich gerade Hochsaison ist (gut, bis zur Deutschen Meisterschaft in Vechta sind es noch zwei Monate hin), haben die Mountainbiker in der Regel gerade eben erst ihr Grundlagentraining für die Saison 2016 wieder aufgenommen. Eigentlich klare Verhältnisse – sollte man meinen.

Doch bereits von Beginn an kämpfte vor allem der Lexware-Fahrer Georg Egger um die Podestplätze. Bereits am Vortag hatte der zweifache Deutsche MTB-U23-Meister in Vaihingen mit dem fünften Platz bewiesen, dass er national durchaus konkurrenzfähig ist. Am Sonntag setzte der 20-jährige Student aus Obergessertshausen noch einen drauf: hinter Stevens-Crosser Yannick Gruner belegte Egger den zweiten Platz! Gegen Mitte des Rennens hatten sich die beiden von den Verfolgern abgesetzt, doch zwei Runden vor Schluss konnte Egger einer Attacke des eines Jahr älteren Deutschen U23-Cross-Vizemeisters nicht folgen.

„Das war ein ganz knappes Ding“, sagte Egger später im Ziel: „Bei seiner Attacke konnte ich einfach nicht mitgehen. Und dann waren da die zehn Sekunden zwischen uns, die ich nicht mehr schließen konnte.“ Auf die Frage, wie er sich seine aktuell gute Form erklären könnte, antwortete er: „Ich war bei der Weltmeisterschaft [Anfang September, Anm.d.Red.] ein bisschen krank, habe dann zwangspausieren müssen und jetzt läuft es auf einmal wieder. Nach dem Weltcup in Koksijde [Belgien, am kommenden Sonntag, Anm.d.Red.] werde ich wieder ein bisschen langsam machen und mit der Nationalmannschaft ins Trainingslager nach Mallorca gehen. Im Januar fahre ich dann die Deutsche noch und vielleicht ein, zwei Weltcups.“

Kurschat rollt das Feld von hinten auf
Anders verlief das Rennen für den – der Moderator wies deutlich darauf hin – exakt doppelt so alten Haudegen Wolfram Kurschat vom Koch Engeneering-Müsing Team. Aus der letzten Startreihe kam der Diesel des 40-jährigen Pfälzers auf dem trockenen, schnellen, aber auch mit seinen vielen Höhenmetern und langen Anstiegen sehr kraftraubenden Kurs in Magstadt immer mehr in Schwung: „Die Witterungsbedingungen kamen mit heute sehr, sehr entgegen – und natürlich das Streckenprofil auch“, sagte Kurschat.
„Ich kenne die Strecke hier in Magstadt natürlich – in den letzten Jahren bin ich hier immer so um Platz 20 gefahren. Aber ich wusste, dass ich hier heute gut fahren kann, auch wenn ich aus der letzten Reihe starten musste. Mir war auch klar, dass nach einer Runde das [43-köpfige, Anm.d.Red.] Feld an einer langen Perlenschnur aufgereiht sein wird. Der Vorteil bei Cross-Rennen ist, dass die Strecke überall mindestens drei Meter breit sein muss, sodass man schön vorbei fahren kann.“

Zur Hälfte des Rennens hatte sich Kurschat bereits auf Rang 13 vorgearbeitet. Dann, so der Pfälzer, habe „ein Rechenspiel“ begonnen. In der drittletzten Runde gelang ihm tatsächlich der Anschluss an die Vierergruppe, die um Platz drei kämpfte. „Da kam dann der 25-jährige Erfahrungs-Killerinstinkt durch: ich wusste ganz genau, wo ich Gas geben muss und wo ich wieder rausnehmen kann. In Stop-and-Go-Manier habe ich immer wieder angerissen, um die Gruppe zu sprengen, damit ich meinen eigenen Rhythmus fahren kann – und das hat dann haarscharf gereicht für den dritten Platz.“

Max Holz mit Defekt-Pech auf Rang vier
Knapp geschlagen wurde dabei der Münchner Max Holz, zwar wie der Sieger auch ein Stevens-Fahrer, allerdings eigentlich eher in der Mountainbike-Fraktion beheimatet: „Wolfram war unglaublich stark am Berg“, musste der 25-jährige Bayer einräumen: „Drei Attacken bin ich mitgegangen, aber in der Flachpassage in der letzten Runde hatte ich ein kleines Loch, und ich habe es einfach nicht mehr zu gekriegt.“ Dabei profitierte Holz vor allem von einer starken Startphase. War er am Vortag in Vaihingen noch Elfter, positionierte er sich gleich von Anfang an in der Spitzengruppe: „Die Startgerade war länger und breiter, daher konnte ich direkt nach vorne fahren.“

Allerdings warf ihn ein Defekt noch in der ersten Runde auf Platz 20 zurück. Doch Holz kämpfte sich zurück und verwies in der letzten Runde seine Teamkollegen Michael Schweizer (5.) und Ole Quast (7.) auf die weiteren Plätze. Dazwischen schob sich noch der Kanadier Aaron Schooler im Dress des Focus XC Racing Teams.

Wie Egger wird auch Holz nächstes Wochenende nach Belgien reisen – allerdings nicht im Trikot der Nationalmannschaft, sondern auf eigene Kosten:: „Mehr oder weniger zum Spaß – mal schauen, wie sehr ich da ‚eine auf den Sack kriegen‘ werde (lacht): das ist für mich natürlich vor allem Training. Ich will mir mal live anschauen, wie das die richtigen Cracks können.“

Mit Lukas Baum (Koch Engeneering -Müsing, 9.) und Martin Frey (Team Bulls, 10.) platzierten sich noch zwei weitere etatmäßige Mountainbiker in den Top 10.

Damen: Brandau langsam zurück zur alten Form
Von der Anzahl der Starterinnen sah es bei den Frauen zwar aus MTB-Sicht etwas dünner aus, dafür stand eine Mountainbikerin ganz oben: Wie schon am Tag zuvor in Vaihingen ließ Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) die Konkurrenz hinter sich und siegte so auch in Magstadt souverän.

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Damen-Podium in Magstadt von links: Yvone Fiedler, Lisa Heckmann, Lisa Brandau, Carolin Schiff und Bettina Wesselhoeft ©Brandau

In Vahingen setzte sie sich gegen Yvonne Fiedler (Stevens-Hytera) und Caroline Schiff (VC Vegesack). „Da hatte ich ganz schön zu tun“, bekannte Brandau, die leicht angeschlagen ins Rennen gegangen war. In Magstadt, genauso nahe ihrer Heimat Schönaich wie Stuttgart-Vahingen, war Lisa Heckmann (Stevens Racing Team) ihre schärfste Rivalin. In Runde zwei sei sie dann „einfach mal reingetreten“ und habe Heckmann abgehängt.

„So langsam komme ich zur alten Form zurück“, meinte Elisabeth Brandau, die vor knapp zehn Monaten Mutter geworden ist. Zu ihren Plänen für den Rest der Cross-Saison, sagte sie gegenüber acrossthecountry.net: „Die Landesmeisterschaften in Öschelbronn, das Rennen in Bensheim und dann die Weltcups in Namur und in Zolder sind geplant“. Im Januar dann das challenge Cyclo Cross in Albstadt und die DM.

„Danach werden wir noch mal schauen. Aber die WM wäre schon ein Ziel.“ Dabei wolle sie aber möglichst Reisestress vermeiden. Deshalb lasse sie den Weltcup in Koksijde am kommenden Wochenende auch aus.

Schon am Samstag hatten Christopher Maletz und Michael Schuchardt (beide Fuji Bikes Rockets) die Bioracer Cross Challenge in Dornburg gewonnen.

Ergebnisse Magstadt

Text: Armin M. Küstenbrück / Erhard Goller

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