Olympia Rio: Irina Kalentieva und der Beschluss des IOC

Im russischen Trikot nach Rio? Irina Kalentieva bei der WM in Nove Mesto ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion
Im russischen Trikot nach Rio? Irina Kalentieva bei der WM in Nove Mesto ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Das Exekutive Board des International Olympic Committee (IOC), unter Führung des Tauberbischhofsheimers Thomas Bach, hat am Sonntag beschlossen, nicht zu beschließen, das Russische Olympische Komitee (ROK) von den Olympischen Spielen in Rio auszuschließen, sondern den Beschluss, wer auszuschließen ist und wer nicht, an die Internationalen Federationen (IF), also die Einzel-Sportverbände weiter gereicht. Die zweifache Weltmeisterin Irina Kalentieva (Möbel Märki) aus Russland muss, kann, darf auf eine wohlwollende Entscheidung des Radsport-Weltverbands UCI hoffen. Aus dessen Zentrale in Aigle war am Montagvormittag noch keine Stellungnahme zu vernehmen.

Bei Irina Kalentieva liegt auf der Hand, dass sie außerhalb des korrupten und betrügerischen „Anti“-Doping-Systems Russlands überwacht und getestet wurde. Seit 15 Jahren hält sie sich, bis auf wenige Wochen im Jahr, in Deutschland, bzw. inzwischen auch in der Schweiz auf, bzw. da, wo der internationale MTB-Zirkus sie hinführt.

Insofern dürfte Irina Kalentieva auch eine der russischen Rad-Sportlerinnen sein, die von der UCI eine Start-Erlaubnis für Rio bekommen. Wie man in Aigle zu den Einzelfall-Entscheidungen kommt, das ist bis dato nicht bekannt. Sofern man Einzelfall-Entscheidungen trifft und nicht, wie etwa beim Internationalen Tennisverband, einfach und sehr schnell, alle (acht) gemeldeten Russen durch gewinkt werden.

Die UCI könnte sich aber auch dem Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) anschließen und alle Russen ausschließen. Auf der Grundlage der Beweislast des McLaren-Reports. Dass dieses Vorgehen mit internationalem (Sport-)Recht übereinstimmt, hat der Internationale Sportgerichtshof CAS vergangene Woche ja bestätigt.

26 verschwundene positive Proben aus dem Radsport

Der McLaren-Report belegt zwei betrügerische Methoden der russischen Behörden und deren staatliche Steuerung. Einerseits das kriminelle Austauschen der Proben mit Hilfe des Geheimdienstes FSB bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sochi und andererseits das fortgesetzte Verschwinden-Lassen von mindestens 643 positiven Proben russischer Sportler über die Jahre 2012 bis 2015.

Die Mehrheit dieser positiven Proben stammt aus der Leichtathletik (139) und vom Gewichtheben (117). Der Radsport hat 26 verschwundene positive Proben zu bieten. Als Nachweis staatlich organisierten Betrugs dürfte das auch reichen. Zumal Richard McLaren ausdrücklich betont, dass er nur an der Oberfläche kratzen konnte.

Leichtathletik-Verband als Vorbild?

Würde die UCI ähnlich handeln wie der Leichtathletik-Verband, dann würde es für Irina Kalentieva dennoch dieselbe Möglichkeit geben, zu einem Startrecht in Rio zu kommen. Nämlich auch hier durch den Nachweis, sich außerhalb des russischen „Anti“-Doping-Systems bewegt zu haben. So wie es auch die in den USA lebende Weitspringerin Darja Klischina getan hat und was von der IAAF auch akzeptiert wurde. Als einzige von 136 Antrag stellenden russischen Leichtathletinnen und –Athleten.

Das war noch vor der Nicht-Entscheidung des IOC und bis dato war seitens der IAAF vorgesehen, dass Klischina unter olympischer und nicht unter russischer Flagge an den Start geht. Jetzt wo Russland allgemein nicht gesperrt ist, wird sie möglicherweise doch in Weiß-Blau-Rot ihre Sprünge machen. Sofern das ROK sie nominiert, denn in der Heimat wurde sie prompt als Verräterin tituliert.

So weit, so gut, oder besser: verwirrend.

 

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