Tiliment-Marathon: Tiliment Marathon: Weber und Schneller auf dem Podest
Ex-Europameister Peter Pruus gewinnt in Spilimbergo – Stefanie Dohrn auf Platz zwei
Bei schwierigen äußeren Bedingungen hat der Este Peter Pruus im italienischen Spilimbergo den Tiliment Marathon gewonnnen. Pruus siegte in dem Rennen der UCI Marathon Serie vor Sascha Weber und Simon Schneller, sein Teamkollege Simon Stiebjahn landete auf Platz fünf. Bei den Damen gelang Stefanie Dohrn der Sprung aufs Podest.
Die Organisatoren hatten am Morgen die Spitze des Rennens quasi gekappt. „Aus Sicherheitsgründen“, wie es in einem Communiqué hieß. Das bedeutete, dass der oberste Teil des Anstiegs zum Monte Paia wegfiel.
Nichtsdestotrotz, die Anforderungen waren extrem. In Spilimbergo herrschten Temperaturen von drei, vier Grad Celsius, strammer Wind und Regen. In der höchsten Passage des Kurses fiel Schnee.
„Ich bin schon viele Rennen gefahren, aber das war eines der härtesten, die ich je gefahren bin“, gestand Sascha Weber (Maloja Rocky Mountain). Er machte es sich noch zusätzlich schwer, weil er einen großen Teil der 95 Kilometer alleine unterwegs war.
Auf dem anfänglichen Auf und Ab blieb Weber die Gruppe zu groß. Der Freiburger verlor die Geduld und fuhr nach 25 Kilometer mit Alexey Medvedev (ASD) weg, der 2018 auf diesem Kurs Europameister geworden ist.
Der Russe war ihm dann in einer Abfahrt zu langsam, so dass er erst mal alleine vorne war. Die Verfolger rollten wieder ran, doch am nächsten Anstieg machte Weber noch mal Krawall. „Ich bin dann einfach kontrolliert meinen Rhythmus gefahren und wusste, so einfach kommen die nicht wieder ran.“
Aus der Verfolgergruppe machte sich dann Fabian Rabensteiner (Trek Selle San Marco) auf und davon und schloss zu Sascha Weber auf. „Mir ging es zu diesem Zeitpunkt noch gut“, erzählt der frühere Vize-Europameister.
Nach 65 Kilometern wurde für das Duo ein Vorsprung von 53 Sekunden auf Peter Pruus (Torpado-Südtirol) und – eine Überraschung – Simon Schneller vom Team Bulls gemeldet. Der war aus einer vierköpfigen Verfolgergruppe mit Teamkollege Simon Stiebjahn und Leonardo Paez (Giant-Liv Polimedical) weg gefahren.
Pruus wie ein Gespenst
Gemeinsam mit dem Esten überstand der U23-Fahrer aus Oberlegenhardt die lange Abfahrt. Bei Kilometer 80 ging es in den letzten längeren Anstieg hinein. „Da hat er brachial attackiert. Ich hatte das Gefühl binnen zwei Minuten eine Minute Rückstand zu kassieren“, berichtet Simon Schneller.
Vorne wunderte sich auch Sascha Weber als Pruus etwa zehn Kilometer wie ein Gespenst hinter ihm und Rabensteiner aus dem Dunst auftauchte. Der Italiener schwächelte schon eine ganze Weile, doch Weber war nicht mutig oder zu sehr eingefroren als dass er Rabensteiner vorher schon abzuschütteln. „Ich war ja schon so lange alleine unterwegs“, erklärte Weber.
Rabensteiner verlor den Anschluss und Pruus hatte Oberwasser. Fünf Kilometer vor dem Ziel griff der Balte an und beim gebürtigen Saarländer war „der Akku leer“.
So triumphierte Peter Pruus vor Sascha Weber. „Es war ein Überlebenskampf. Klar, ich war in Laissac schon in ähnlicher Situation mit Ragnoli, als ich mich acht Kilometer vor dem Ziel verfahren habe. Aber es war ein geiles Rennen und ich bin froh, dass ich in diesem Klassefeld Zweiter geworden bin“, resümierte Weber, der im Ziel auf den entfesselt fahrenden Pruus (4:25:18) 1:30 Minuten Rückstand aufwies.
Schneller wundert sich
Simon Schneller, der nächste Woche erst 22 Jahre alt wird, fuhr etwa sieben Kilometer vor dem Ziel auf einem Flachstück zu Rabensteiner auf und ging ohne Gegenwehr vorbei. „Der war nicht mehr so gut in Schuss“, berichtete Schneller.
Und so fuhr er zu seinem bisher besten Resultat bei einem Rennen der UCI Marathon Serie.
„Vom Cape Epic habe ich wohl keinen Schaden genommen, wusste, dass ich gut drauf bin. Trotzdem ist es verwunderlich in einem so prominenten Starterfeld aufs Podest zu fahren. Die extremen Bedingungen haben mir vielleicht in die Karten gespielt. Ich habe auch gefroren, aber wenn du auf Platz drei liegst, musst du ja…“ Was? Nun ja, weiter kämpfen.
Mit 3:22 Minuten Rückstand überquerte er die Ziellinie und feierte seinen ersten Podestplatz in einem wichtigen Marathon-Rennen.
Stiebjahn spürt die Finger nicht mehr
Simon Stiebjahn landete hinter Rabensteiner auf Platz fünf (+5:13). „Als Simon und Pruus weg gefahren sind, musste Paez vor mir absteigen. Für mich war das Tempo da aber schon etwas zu schnell. Im Windschatten konnte ich mich halten, aber als die Lücke da war, konnte ich sie nicht mehr schließen“, erklärte Stiebjahn.
Zwischenzeitlich habe an Aufgabe gedacht, weil er seine Finger nicht mehr gespürt habe. „Das war teilweise riskant, weil ich nicht mehr wusste ob ich meine Finger an der Bremse habe oder nicht. Aber einen fünften Platz wirft man nicht weg. Ich bin sehr zufrieden, mit dem Platz und mit dem Rennen, nachdem ich diese Woche noch etwas Rückenprobleme hatte.“
Damen: Dohrn freut sich übers Podest
In der nicht ganz so prominent besetzten Damen-Konkurrenz konnte sich die Italienerin Gaia Ravaioli klar durchsetzen. Schon nach rund 14 Kilometern zog Ravaioli davon. Stefanie Dohrn (Centurion-Vaude) positionierte sich an der zweiten Stelle.
„Ich habe sie noch einige Zeit gesehen, aber ich habe dann einfach mein Tempo durchgezogen“, erzählte Dohrn. Nach hinten wurde der Abstand auch immer größer, so dass Dohrn letztlich ungefährdet Zweite wurde.
„Es ging gut bei mir und ich freue mich, dass es mit einem Podium geklappt hat“, bilanzierte die Wermelskirchenerin.
Ergebnisse (16:30 Uhr noch nicht verfügbar)